(Copro Records) Leider deutet es nicht nur das Omega als letzter Buchstabe des griechischen Alphabets schon an, das beiliegende Infoblatt erstickt jegliche aufflammende Hoffnung im Keim: Diese EP ist als letztes offizielles Tondokument und zugleich als Abschiedsgeschenk der hoffnungsvollsten, alternativen Musikband des vereinigten Königreichs anzusehen. EARTHTONE 9 sind nicht mehr! Die atmosphärischen und zugleich packend arrangierten drei neuen Stücke machen mir nicht nur feuchte Augen und sorgen für wohlige Gänsehaut. Zugleich manifestiert sich die Frage, warum man die bandinternen Probleme nicht in den Griff bekam. Diese müssen leider unüberwindbar groß gewesen sein, denn wenn eine Band sich entschließt, solch eine dargebotene künstlerische Hochleistung nicht weiterzuverfolgen, muss sie daran schon etwas Mächtiges gehindert haben. Karl Middleton zeigt auf dem neuen Material eine beeindruckende Gesangsleistung und fühlt sich perfekt in die jeweilige Stimmung des Stückes ein. Die Songs werden nicht mehr durch urgewaltige Riffs getragen, sondern die Melodie regiert verstärkt die Liedstruktur. Dazu tragen Karls Mitstreiter auch jeder sein Scherflein dazu bei. Dynamik heißt das Zauberwort, welches auf „Omega“ den Ton angibt. Auch das Überbleibsel aus „Off Kilter Enhancement“-Zeiten namens ‚Orchid Frequency’ schmeichelt dem Ohr, bis im letzten Drittel plötzlich wieder eine alles vernichtende Soundwand aufgefahren wird. Die Live Version von ‚Binary 101’ ist schön roh und zeigt die Briten von ihrer härteren Seite. Als visueller Schmaus befinden sich noch Videos zu ‚Amnesia’ und ‚Tat Twam Asi’ auf der runden Scheibe. EARTHTONE 9 müssen angesichts dieser Qualität in einem Atemzug mit Tool, Faith No More oder den Deftones genannt werden, die wie die Briten jede auf ihre Weise eine einmalige Klangwelt erzeugen. Mit ‚Omega’ verabschiedet sich eine Ausnahmeband würdig von ihren Fans. Mit der nächsten großen Hoffnung aus UK, die auf den Namen Vacant Stare hört, steht zwar schon ein potentieller Nachfolger dieses musikalischen Erbes in den Startlöchern, aber ich für meinen Teil werde die Erdtöne noch lange Zeit vermissen. Album-VÖ: 08.04.2002