(Republic / Universal) GODSMACK sind so etwas wie die AC/DC des Modern Rock. Wenn man bösartig wäre, könnte man fast sagen, kennst du ein Album, kennst du alle. Und das ist auch gar nicht negativ gemeint, denn ich mag die Band seit ihrem Debüt. Trotz aller lieb gewonnenen „Stagnation“ und der „ich bekomme genau das, was ich will“ -Mentalität geht das nunmehr vierte Album mit einigen Veränderungen und Feinschliffen einher. Natürlich bekommt der Fan auch weiterhin die grobe Kelle „Hartmänner-Rock“, nach der ihm gelüstet. Dabei startet das nunmehr vierte Album (eigentlich ja klar, bei dem Titel) mit dem Opener ‚Living In Sin’ recht ungewöhnlich. Hier wird bereits die erste „Neuerung“ deutlich, denn GODSMACK wenden sich verstärkt „seichteren“ Klängen zu. Der Song lebt von Dynamiken, kommt mir aber eher vor wie ein Intro und bildet die perfekte Überleitung zur ersten Single ‚Speak’, der die gewohnt druckvolle Bedienung und einen gigantischen Ohrwurm liefert. Das ist der „dicke Hosen“-Stoff, der die Band berühmt gemacht hat. Das absolut wuchtige Fundament aus Merrills Bass und Larkins Drums ebnet Ernas beschwörenden Vocals den Weg ins Großhirn. Ein treibender Uptempo-Beat, Texte wie „backstabbin’ son of a bitch“ oder „you’re another shit-talking punk to me“ und tighte Midtempo-Versohlparts mit hypnotischen Stimmen aus dem Off liefert uns ‚The Enemy’. Die erste wirkliche Neuerung im GODSMACK-Universum kommt mit ‚Shine Down’. Ein Mundharmonika-Ein- und Ausstieg bringen den Blues. Dieses Stück könnte ebenso auf Metallica’s „Load“ stehen! Sehr cooler Song! Hier merkt man bereits, dass GODSMACK in 2006 nicht nur bloße Rocksongs schreiben, sondern Hymnen! ‚Hollow’ ist eine traurige Ballade mit stimmiger Synthie-Untermalung und einsetzendem Frauengesang, der in weiten Teilen Sully unterstützt. Das Album läuft an dieser Stelle gerade mal seiner „Halbzeit“ entgegen und kann schon jetzt mit mehr Lichtblicken und Highlights aufwarten, als alle anderen drei Werke der Band zusammen. Es fällt wirklich mehr als deutlich auf, dass das Quartett das Tempo und die Wucht zugunsten von deutlicheren Songstrukturen und Abwechslungsreichtum zurückgeschraubt hat. Wahnsinn! ‚No Rest For The Wicked’ wird mit einem Black Sabbath-Riff eingeläutet und liefert den berühmten jaulenden Stimmenverzerrer-Effekt aus Bon Jovi’s ‚Livin On A Prayer’. Dieser Song, sowie das darauf folgende ‚Bleeding Me’ sind wieder typische GODSMACK-Stampfer, allerdings mit einer gehörigeren Kelle Blues. Eine große Überraschung ist auch ‚Voodoo Too’, die Fortsetzung des Tribal-Trommel-Songs ‚Voodoo’ vom gleichnamigen Debüt. Auch hier Metallica-Parallelen, denn die haben es ja schließlich mit ‚The Unforgiven’ vorgemacht. ‚Voodoo Too’ greift das Thema auf und wandelt es intelligent ab. Dabei klingt Hexenmeister Erna so beschwörend wie schon lange nicht mehr. Der Song ist prädestiniert für eine Jam-Session mit zwei Schlagzeugen, die GODSMACK sich ja zu Eigen gemacht haben. ‚Temptation’ gibt wieder voll auf die Mütze, bevor ‚Mama’ mich wieder an „Load“ von Metallica erinnert. Schöner Dynamik-Wechsel von Leise nach Laut und zurück. Einen solchen Text hätte ich von dem harten Biker Sully nicht erwartet. Den Vogel schießt aber der Abschlußtrack ‚One Rainy Day’ ab, der getreu dem Titel Regen als Einstieg benutzt und so auch abschließt. Der Song ist sehr langsam und erinnert mich sehr an ‚Rooster’ von Alice In Chains und Layne Staley. Und hier schließt sich der Kreis auch, denn GODSMACK haben sich ja schließlich nach einem Stück der Seattle-Rocker benannt. Album-VÖ: 19.05.2006