jupiterjones-band4Im Rahmen der „Holiday In Catatonia“-Tour interviewten wir JUPITER JONES in der Bandwohnung des „Bei Chez Heinz“ in Hannover. Das angenehme und witzige Gespräch mit einer Hälfte der charismatischen Band für euch zum Nachlesen: Gestromt: Stellt euch bitte kurz für unsere Leser vor und erzählt welche Funktion ihr in der Band habt. Nikolas, Sänger und Gitarrist. Sascha, Gitarrist und ich mache das Layout und das Management. Als Einführung erzählt doch bitte etwas zur Entstehung der Band und zum Namen. N: Da haben wirs doch wieder (lacht). Also uns gibt’s seit mittlerweile gut sieben Jahren. Die Grundbesetzung bestand aus Eifeler Jungs, die alle aus dem Dunstkreis von etwa 30 Kilometern kamen und daher kannte man sich. Auf ’ner Party wurde dann der Entschluss gefasst, jetzt doch mal Musik zu machen. Der Name ist auch reichlich wenig mysteriös. In der englischen Version der drei Fragezeichen heißt der Detektiv Justus Jonas eben Jupiter Jones und da wir alle passionierte Hörspielhörer sind, hat sich der Name schnell gefunden. Wenn ihr, wie jetzt, momentan auf Tour seid, was liebt und was hasst ihr daran am meisten auf euren Shows zu sehen? N: Ne Menge (lacht). Wir lieben es, wenn unten Menschen stehen, die sich freuen und das auch zeigen. Also singende, klatschende und tanzende Menschen, denen es gut geht. In diesen Momenten geht es uns auf der Bühne auch gut. Wenn alles halbwegs unchaotisch abläuft, ist das auch gut, wenn nicht gerade das Equipment raucht und explodiert und die Saiten reißen, dass ist so ziemlich der „Worst Case“. Damit sind wir auch schon dabei, was wir hassen. Es gibt nichts Beschisseneres, als wenn etwas ausfällt und nicht funktioniert. Daher auch meine kratzige Stimme momentan. Wir hatten vor drei Tagen einen Auftritt ohne Monitor und ich habe mich so quer durch die Menschen geschrien. S: Was vielleicht nicht so direkt zur Show gehört, aber zum Drumherum, ist zum Beispiel im Chez Heinz, dass es eine ganz tolle Bandwohnung hier gibt, in der man sich echt wohl fühlen kann. Das ist ganz wichtig auf Tour und sollte man wie hier, im Heinz, lobend erwähnen. Wie wurde die Band Eurer Meinung nach seit ihrem Beginn an musikalisch und textlich beeinflusst? N: Es ist bei uns sehr schwer, gemeinsame musikalische Einflüsse zu finden, weil wir uns mal aus einem Haufen komplett unterschiedlicher Musikgeschmäcker zusammengewürfelt haben. Der kleinste gemeinsame Nenner ist aber sicherlich Hot Water Music. Beim Thema Helden hat Sascha glaube ich überhaupt keine... S: Naja, sagen wir mal so, ich bin eben mit deutschen Bands des Punkrock Ende der Achtziger aufgewachsen, dass war der Anfang meines musikalischen Werdeganges. Bands wie Molotov Soda, Toxoplasma usw. haben mich geprägt. N: Der beste Texter aller Zeiten ist für mich unumstritten John K. Samson (The Weakerthans). Ich glaube, es gibt niemanden, der plastischere und schönere Texte schreibt als er. Der ist absolut großartig! Wie würdet ihr den Wandel in eurer Musik beschreiben, die ja doch etwas ruhiger geworden ist? S: Ich würde es vielleicht gar nicht mal als „ruhiger“, sondern vielmehr als „aufgeräumter“ bezeichnen. Die Arrangements sind einfach etwas mehr mit Sinn und Verstand gemacht. Ich finde es rockt vielleicht sogar noch mehr als früher, weil wir jetzt mehr übers Songwriting wissen. Es klingt einheitlicher und runder. Jupiter JonesN: Es wird ja auch oft rotzig und Sturm und Drang verwechselt. Bei der ersten Platte waren wir ehrlich gesagt eine Woche im Studio, waren oft besoffen und bekifft, also komplett neben der Spur und haben einfach mal so eine Platte aufgenommen. Inzwischen beschäftigt man sich ja viel mehr mit der Materie. Anfangs hatten wir eben auch sehr unterschiedliche Einflüsse. Unser Schlagzeuger war komplett auf dem „Metal-Film“ und hat halt mal Metal-Schlagzeug gespielt, wobei man sich im Nachhinein dann die Frage stellt, ob das jetzt eigentlich geil gewesen ist, oder nicht. Je mehr man darüber nachdenkt, kommt man als Band dann zu dem Entschluss, dass man einfach ein bisschen mehr Aufräumen muss. Ich denke, dass ist bei vielen Bands so. Es gibt ganz wenige, die auf ihrem dritten Album noch so klingen wie auf dem ersten. Soweit…was war bis jetzt der größte Erfolg in euerer Bandgeschichte und was wünscht ihr euch für die Zukunft? N: Also lang- oder mittelfristig würden wir uns wünschen, von der Band mehr oder weniger halbwegs mittelständig leben zu können. Ich meine damit einfach den Kühlschrank füllen zu können und die Miete zu bezahlen. Im Moment geht das leider noch gar nicht. Wir sind ja quasi auch unser eigenes Label und müssen daher auch immer alles selber finanzieren, das ist extrem kostspielig. Also davon leben zu können, wäre schon ne tolle Sache. Eine Herzensangelegenheit in Sachen Erfolgen war für mich auf jeden Fall der Support für Hot Water Music. Es waren drei oder vier Shows, was eigentlich von den Dingen, die passiert sind, eine der kleineren Geschichten ist, aber für mich bleibt es das absolute Highlight. (Becks betritt den Raum.) Wenn ihr eine Liste erstellen müsstet, mit Dingen die eure Fans über euch nicht wissen, was wäre dann auf dieser Liste? N: Naja zu erwähnen wäre, dass wir eine recht strafende Band sind, die dabei auch echt eklig werden kann. Wenn jemand in der Band Mist baut, sind wir da sehr hart. Beispielsweise waren wir kürzlich 20 Minuten, nachdem wir auf der Bühne stehen sollten, erst bei einem Festival angekommen, da unser Bassist Becks nicht aufzufinden war und erst mit stundenlanger Verspätung eingesammelt werden konnte. Unsere Konsequenz daraus war, dass Becks am nächsten Tag mit einer Kette aus am Tag zuvor gegessenen Hühnchenknochen um den Hals spielen musste, was ja noch eher moderat ist. Allerdings musste er auch das T-Shirt und die Unterhose unseres Schlagzeugers tragen, die dieser am Tag vorher beim Auftritt an hatte. Der hatte die Sachen auch über Nacht in einem Plastikbeutel zum Konservieren eingelegt, war also noch echt nass und stinkend (Würg! Das ist nicht strafend, sondern pervers und abartig, haha! – ZOSSE) Becks: Bei dieser Gelegenheit möchte ich mich dafür nochmal herzlich bei der Deutschen Bahn bedanken, der ich die Verspätung zu verdanken habe. N: Ach gib’s zu, du hast es einfach verpeilt (lacht). Welcher Moment in eurem Leben hat euch gezeigt, dass die Musik und die Band eure Zukunft ist, also eure Aufgabe fürs Leben? Und was hat euch bewegt, diesen „großen Schritt“ zu machen? N: Also das es tatsächlich mit der Band passiert…Hm, wir sind alle aus der Eifel und kommen aus ’ner Gegend, wo es eigentlich keine Szene gibt. So gerne wir da auch mal gewohnt haben, ist es doch kulturelles Ödland. Wir haben deshalb auch früh angefangen zu Touren. Gerade dieser Moment, indem man gemerkt hat, das man auch aus diesem Loch raus in die Weltgeschichte fahren kann, um da ein paar Shows zu spielen, hat uns gezeigt: Das ist es jetzt! Shows, zu denen textsichere Leute kommen, die Shirts tragen und einfach nur wegen dieser Band da sind. Und wenn man dann merkt, was einem dort für eine Akzeptanz entgegengebracht wird, naja Liebe ist vielleicht so ein Hippiewort, aber was einem da für Sympathien entgegen schwappen, das ist schon echt das Wichtigste. Was meint ihr, oder hofft ihr, inwiefern die Band oder eure Musik das Leben von euren Fans beeinflusst? Und welchen Eindruck wollt ihr ihnen hinterlassen? Jupiter JonesN: Das einzige, was wir dazu sagen können, ist was uns die Menschen sagen, nämlich das wir irgendwo ’ne Sorte Musik und Texte machen, die ihnen was mit auf den Weg gibt. Musik und Texte, die nicht so ohne jeden Inhalt einfach nur unterhalten sollen, sondern auch etwas bedeuten. Wobei wir es gut finden, zu Unterhalten und das auch gerne machen. Wir sehen es gerne, wenn die Leute tanzen und wir sind ja auch selber keine traurigen Vögel, die erwarten, dass dann im Publikum alle heulen. Wir versuchen schon zu entertainen, aber gleichzeitig wollen wir auch Gehalt und Inhalt mitgeben. Wir wollen auch keine blinden Popsongs schreiben, um nur einen Hit zu landen. Gegen Pop ist auch nichts einzuwenden. Wir sind alle sehr Pop-affin, aber es widerstrebt uns doch, da gegen jeden Inhalt zu agieren. Damit ist dann die Message, die wir mitgeben wollen auch schon definiert. Alles klar, dann habt vielen Dank für eure Zeit, gibt es noch etwas, das ihr den Lesern mit auf den Weg geben wollt? N: Ach ja…das ist die typische Frage am Ende vor der einem immer Bange ist... S: Ich empfehle an dieser Stelle immer den Leuten, ein indisches Kochbuch zu lesen. N: Ich empfehle einfach nur Mett!