BRAND NEW bei den zahlreichen Nachmittags-Zuschauern wohlige Gänsehaut-Schauer en gros. Fronter Jesse Leach brach am Ende des großartigen und aufwühlenden Gigs zusammen und wand sich wie unter seelischen Schmerzen auf den Bühnenbrettern. Intensivst! Nun ist "Daisy" da und macht es dem Hörer alles andere als leicht. Vor allem haben sich die Füchse (daher wohl auch Gevatter Fuchs auf dem Cover) von BRAND NEW ihre "Bringschuld" bestimmt erraten und zeigen dem Hörer deswegen den akustischen Überraschungs-Fuckfinger.
Und der Fuckfinger hat mich so unvermittelt erwischt, dass ich "Daisy" erst mal mehrere Hördurchläufe gönnen musste, bis ich mich an die Rezension wagen konnte.
Der Opener 'Vices' beginnt mit einem Nostalgie-Intro mit weiblicher Stimme und mündet sofort in einen dissonanten Wutbrocken. Verquere Gitarren, Schreigesang! Ein direkter und Schaden anrichtender Faustschlag ins Gesicht der Fanschar. 'Bed' hingegen ist wieder ruhiger geraten, plätschert aber etwas belanglos vor sich hin und erinnert frappierend an Nirvanas "Bleach"-Phase. 'At The Bottom' hätte stilistisch auch auf dem Vorgänger stehen können. Die Hoffnung, dass es so weitergehen könnte, ist groß, wird aber von 'Gasoline' wieder enttäuscht. Der Song zerrt mit schrägen und knarzenden Gitarren-Ausbrüchen und Lacey's Geschrei etwas an den Nerven.
Ich bin mir beim Schreiben dieser Zeilen immer noch nicht wirklich sicher, ob ich den Großteil des Materials auf "Daisy" einfach nicht gänzlich mag, oder nur enttäuscht bin, weil auf dem Cover BRAND NEW steht!
Das sechsminütige, sparsam instrumentierte und stille Stück 'You Stole' reißt mich aber wieder aus dieser Überlegung heraus und legt sich wie Balsam auf die Mischung aus Enttäuschung und Unverständnis, die sich in mir aufgebaut hat. Genau so will ich BRAND NEW doch hören! Und da stört es auch nicht, dass nach gut der Hälfte des Songs wieder die Knarz-Klampfe einsetzt, denn der Stimmungsaufbau ist so gut gelungen, wie wir es von Songs wie 'Sowing Season' kennen und lieben! Das Stück bleibt aber leider eine Ausnahme, auch wenn BRAND NEW es teilweise beim Rest des Materials schaffen, eine schöne Gesangslinie und die gewisse Fragilität durchblicken zu lassen, machen diese aber bewusst mit Wutausbrüchen und schrägen Tönen zunichte.
Fazit: Ob gewollt, oder nicht, "Daisy" kann meiner Meinung nicht ansatzweise mit dem grandiosen Vorgänger "The Devil And God Are Raging Inside Me" mithalten, die Intensität, die Dynamik, die Songs wie 'Jesus' und 'Degausser' erzeugt hat, bleibt einmalig und wird durch das hier vorliegende Songmaterial leider nicht erreicht. Darüber hinaus ist das Album viel zu kurz geraten, obwohl mit den vorliegenden und teils gemeinen (im Sinne von "fies") Stücken ist die Länge durchaus okay und noch im Bereich des Aushaltbaren. Und das Resultat, welches BRAND NEW sicherlich für sich erreichen wollten, diesen künstlerischen Anspruch, haben sie definitiv erreicht. Unberechenbar zu sein und sich nicht zu wiederholen. Leider zum Nachteil des Hörers.
Album-VÖ: 26.09.2009
(Interscope)
Was war ich ungeduldig und gespannt, als es um das neue BRAND NEW-Album ging. War doch das letzte Werk "The Devil And God Are Raging Inside Me" das Schönste und Emotionalste, was im Alternative-Rock jemals an mein Ohr gedrungen war. Der Auftritt auf dem Highfield-Festival 2007 untermauerte dies noch. Trotz Sonnenlicht schufen

Oktober 15, 2009
Ich werd mal reinhören, das Vorgänger Album war wirklich sensationell….hoffe ich bin nicht allzu sehr enttäuscht^^