(Wind Up / EMI)
Vor fünf Jahren zerstritt sich die erfolgreiche Rockband
CREED und startete in der Presse eine unvergleichliche Hetzkampagne aufeinander. Der geschasste Sänger
Scott Stapp versuchte sich als Solokünstler und der Rest der Band brachte mit neuem Shouter unter dem Banner von
Alter Bridge zwei Alben heraus. Der Erfolg beider neuen Wege war leidlich, im Vergleich zu ihrer Hauptband, die von ihren drei Alben über 26 Millionen Tonträger verkaufte. Doch es schien beide Parteien würden auf ewig verfeindet bleiben. Die wenigsten rechneten damit, als im Herbst 2008 der Rosenkrieg beendet wurde und noch weniger damit, dass die Combo sogar im Original Line-Up gemeinsam auf Tour ging.
Das Wunder erreichte im April diesen Jahres den Höhenpunkt, als alle Beteiligten zusammen ins Studio gingen. Ob das an Stoßgebeten vom religiösen Frontmann
Stapp lag? Das Resultat jedenfalls bestätigt, dass die Herren wohl nicht aus finanziellen Dingen wieder zusammen fanden. Die Platte bietet die ausgereiftesten Stücke der bisherigen Karriere, die der Solo- und „Projekt“-Ausflüge eingeschlossen. Produzent
Howard Benson hat dem Quartett zudem den bis dato fettesten Sound auf den Leib geschrieben.

Textlich wird Vergangenheits-bewältigung betrieben.
Scott Stapp legt einen wahren Seelen-Striptease hin und regt zum Nachdenken an. Mutig wie
Scott mit vielem abrechnet und auch sich und sein Verhalten kritisch hinterfragt. Es scheint, dass sich der einst doch so arrogante Showman besonnen hat. Mit dem Verlust der Haare ging hier wohl nun auch eine Charakterwandlung vor sich. Doch so erwachsen die Band wirkt, so erfrischend ist die Musik, klingt sie doch wie in den Anfangstagen ungestüm und zugleich deftiger als jemals zuvor.
Zumindest versprechen dies die ersten sechs Stücke, denn leider geht der Platte zum Ende hin die Luft aus und man geht mit diversen Balladen auf Nummer sicher. Böse Zungen dürfen ruhig vom „
Nickelback-Syndrom“ sprechen, die ihre letzten Outputs ebenfalls mit einem Übermaß an ruhigen Stücken weichspülten und des Live-Drives beraubten. Sehr schade, denn hätten
CREED die Dynamik der ersten Hälfte weiter beibehalten, wäre der Output eine der mitreißendsten Post-Grunge-Platten überhaupt geworden, so ist das Werk zwar die bis dato beste Scheibe der Kapelle, doch eben zur Hälft Standardkost.
Album-VÖ: 30.10.2009