(Ferret / Hellfest / Universal)
Mit den ersten beiden Alben haben die progressiv veranlagten Emo-Kids einen eigenen Sound im Screamo-Bereich erschaffen, den sie nun mit Album Nummer drei über Bord werfen. Die “bösen” Anteile wurden zu Gunsten von Popanleihen gekürzt bzw. annulliert und die progressiven Speerspitzen sind standardisierten Songstrukturen gewichen. Um nicht falsch verstanden zu werden: Technisch sind die Jungs weiter über jeden Zweifel erhaben, doch wird wohl nicht jeder ihrer Fans den Kurswechsel mitmachen.
Ähnlich wie bei
Funeral For A Friend oder den
Scary Kids Scaring Kids, die
LOVE HATE HERO schon supportet haben, schielt man nun wohl auf Verkaufszahlen und nimmt dem Material die Rauheit. Tolle Melodien sind unzweifelhaft vorhanden, doch gerade das Wechselspiel zwischen derben Wutausbrüchen und gewagten Hooklines machte den Reiz des Materials aus. Geblieben ist das gute Verständnis für eingängige Refrains, doch hört sich der ein oder andere Titel doch deutlich nach „wie geschaffen für den Einsatz im Alternative-Radio“ an. Die Kreativität ist hörbar der Massentauglichkeit gewichen und doch setzt sich mit jedem Hören etwas mehr in den Gehörgängen fest und man beginnt auch diese Platte zu mögen.

Vielleicht verhält es sich hierbei um eine ähnliche „Liebe auf den zweiten Blick“ wie mit den großartigen
AFI, deren letzte kommerziell gefärbte Platte sich jeder Hardcore-Fan auch erst erarbeiten / erhören musste. An der neuen Ausrichtung von
LOVE HATE HERO dürfte auch das eher im Pop-Bereich erfahrene Produzententeam
Daniel James und
Leah Haywood von
Dreamlab Productions beteiligt sein, wie auch der warme Mix vom für den Grammy nominierten
Brian Paturalski, der schon bei
Aerosmith und
Silverchair hinter den Reglern saß.
Last but not least ist das Mastering von Sound Guru
Tedd Jensen (
Smashing Pumpkins, Nirvana) der Garant dafür, dass die Scheibe sowohl in der Disco als auch im Auto oder auf der 08/15-Anlage im WC so richtig rockt. Man darf gerne die Prognose wagen: Wenn man die Scheibe bis zur kommenden Tour hört, könnte sich eventuell der ein oder andere Hit herauskristallisieren. Wer weiß, wie man die CD im Abstand von einem Jahr bewertet. Vielleicht ist sie aber auch längst vergessen…
Album-VÖ: 27.11.2009