killswitchengage-band2Es ist Nikolaus 2009 und die Taste Of Chaos-Tour findet sich in Berlin wieder. KILLSWITCH ENGAGE's Gitarrist Joel Stroetzel nahm sich ein paar Minuten Zeit und plauderte mit Fabian über das neue Album und Bein-Prothesen. Gestromt: Hey Joel, danke für deine Zeit. Wie lief eure Taste of Chaos-Tour bis jetzt? Joel: Bis heute lief sie ziemlich gut, wir haben viel Spaß und es ist toll wieder in Deutschland zu sein. Ist es das erste Mal, dass ihr in Berlin seid? Joel: Nein, wir waren vor einiger Zeit schon mal hier. Habt ihr gute Erfahrungen mit der Stadt gemacht? Joel: Ja auf jeden Fall! Erste Frage: Wo siehst du dich in 10 Jahren persönlich und mit der Band zusammen? Joel: (lacht) Das ist immer schwer zu sagen. Wahrscheinlich haben wir neue Alben. Mit etwas Glück dürfen wir genau das hier weiter machen. Und wenn nicht, werden wir schon etwas anderes finden, was wir tun können, vielleicht andere Bands. Adam (Gitarrist von KILLSWITCH ENGAGE) würde wahrscheinlich Gitarrenunterricht geben oder ein Studio führen. Und welchen Job hättest du, wenn du keine Musik machen würdest? Joel: Ich hab keine Ahnung. Ich bin damit aufgewachsen, Bilder zu malen, deswegen wäre ich wohlmöglich Künstler. Aber mittlerweile habe ich das Gefühl dafür verloren. Also wenn ich die Musik nicht hätte, würde ich wohl in diese Richtung tendieren. Euer letztes Album handelt lyrisch viel davon, jemanden zu verlieren, über Reue und gleichzeitig über Abrechnungen mit bestimmten Personen. Inwiefern ist es wichtig für euch, Fans auf einem höheren Level zu erreichen, z.B. emotional? KILLSWITCH's JoelJoel: Das wäre wahrscheinlich eine bessere Frage für Howard, aber ich versuche sie so gut es geht zu beantworten: In den früheren Jahren, vor allem mit Jesse (ehem. KsE-Sänger), waren die Sachen wohl etwas mehr moralisierend, viel über positive Messages. Und ich denke Howard tendiert dazu, persönliche Sachen zu schreiben, was in ihm vorgeht und was um ihn herum passiert. Ich glaube, dass unser neues Album ziemlich persönlich für ihn ist. Es ist wirklich ein großartiges Album geworden! Joel: Danke, ich weiß dein Lob zu schätzen. Welche Frage wurdest du nie gefragt und was ist die Antwort? Joel: (lacht) Ich bin mir nicht sicher. Sind einfach zu viele Fragen gewesen über die Jahre. Mich hat nie jemand gefragt, was meine erste Gitarre war. Es war eine Washburn, ein richtiges Stück Schrott. Sie war rot. (lacht) Und wie lange spielst du mittlerweile Gitarre? Joel: Es sind jetzt ziemlich genau 20 Jahre. Gibt es noch Träume die du dir mit KILLSWITCH ENGAGE erfüllen willst? Joel: Sicher! Man will immer etwas mehr erreichen, z.B. ein größeres Publikum. Ich denke, wir können uns ziemlich glücklich schätzen, dass wir genau das hier tun dürfen. Und es wäre ein Traum, das bis an unser Lebensende zu tun. Am Anfang hätten wir nie gedacht, dass es mal soweit kommen würde. Wir sind davon ausgegangen, dass wir nur am Wochenende in kleinen Bars spielen. Was ist eure merkwürdigste Groupie-Erfahrung? Joel: (überlegt und lacht) Es war nicht wirklich ein Groupie, es war ein Kerl, der nach der Show zu uns kam und uns darum bat, auf seinem Bein zu unterschreiben. Er gab uns einen Stift, schraubte sein Bein ab und legte es auf den Tisch. Danach erzählte er uns von seinen ganzen anderen künstlichen Beinen, die er von anderen Bands hat unterschreiben lassen. Das war echt strange. (lacht) Wann war das? Joel: Ach das ist schon ein paar Jahre her. Als Howard gerade angefangen hat bei uns zu singen. Langweilt es dich, alte Songs immer und immer wieder zu spielen? Joel: Ganz ehrlich, nach dieser ganzen Zeit lässt sich das nicht vermeiden. Aber dadurch, dass wir ein neues Album haben, sind wir in einer guten Position. So können wir 4-5 neue Songs live spielen, das ist schon etwas spannender. Es gibt aber auch immer Songs, die man live am liebsten spielt, z.B. ‚End Of Heartache’, ‚My Last Serenade’...eigentlich sind es die Songs, zu denen wir ein Video gedreht haben, weil die Leute sie besser kennen. Und wie lange wird euer Konzert heute dauern? Joel: Dadurch, dass heute Abend mehrere Bands spielen, können wir leider nicht so lange, wie wir gerne würden. Ich denke es sind 45 Minuten. In Flames werden nach uns noch ein bisschen länger spielen. Lass uns ein bisschen über euer neues Album sprechen: War euer Aufnahmeprozess dieses Mal anders als bei den anderen Alben? KILLSWITCH's Joel-2Joel: Ja, es war wirklich viel anders dieses Mal. Wir haben das erste Mal mit einem neuen Produzenten zusammengearbeitet, was auf der einen Seite ziemlich cool war, aber auch merkwürdig auf der anderen Seite. Er ist ein ziemlich netter Kerl. Howard und er haben sehr viel zusammengearbeitet. Es war das erste Mal dass wir weit weg von zu Hause aufgenommen haben, wir haben alle an unterschiedlichen Orten aufgenommen und waren somit getrennt voneinander. Und wie lange hat das ganze gedauert? Joel: Es waren circa 3-4 Monate. Wir hatten das Grundgerüst nach 3 Wochen stehen. Drums, Gitarren, Bass. Aber der Gesang und das Mixen haben sich ziemlich hingezogen. Hattet ihr für dieses Album Inspirationen von anderen Bands? Joel: Das ist schwer zu sagen. Wir haben uns zusammengesetzt und einfach unser Ding gemacht. Ich persönlich habe viele europäische Metal-Einflüsse wie z.B. Arch Enemy, In Flames natürlich, Soilwork, viel melodischen Metal. Also kam das alles auf dem neuen Album zusammen? Joel: Ja ich denke schon. Ich meine wir hören ständig Metal, Indie und auch Pop. Es gibt Einflüsse von überall her. Und es ist ein bisschen von allem auf dem Album. Was sind eure Pläne für die nächsten Monate? Joel: Wir haben noch ein paar Shows in Deutschland und reisen dann in die skandinavischen Länder. Für die Zeit um Weihnachten und Neujahr werden wir nach Hause zu unseren Familien fahren. Und nächstes Jahr steht eine Tour in den Staaten an. Vermisst du deine Heimatstadt? Joel: Oh ja, ich habe eigentlich öfter Heimweh. Aber wir haben ja eine Menge Spaß, also geht es. Ihr seid jetzt in Deutschland, magst du deutsches Bier? Joel: Oh ja, sehr gerne. Wahrscheinlich ein bisschen zu gerne. (lacht) Welches am liebsten? Joel: Eins der Besten die ich hatte gab es in Köln. Kolsch? Kolschy? Kölsch! Joel: Ja stimmt, so heißt das! (lacht) Hat einen schönen knackigen Geschmack. Wir mögen auch viel Weizenbier. Franziskaner ist wirklich guter Stoff. Kerry King (Gitarrist von Slayer) hat gesagt, eure Shows wären für die Metal-Musik zu kindisch und zu albern. Was denkst du darüber? Joel: Ich glaube für manche Menschen sind sie albern. Aber wir waren nie eine Band, die sich selbst zu ernst genommen hat. Wir hatten nie ein wirkliches Metal-Image. Wir sind einfach die netten Typen von nebenan. Wir wollen mit unseren Fans Spaß haben, das ist die Hauptsache. Ich denke für die Oldshool Metaller wirkt  es halt ein bisschen zu albern, aber who cares? Kerry ist ein super netter Typ. Er ist zwar kein großer Fan unserer Band, aber wir kommen gut miteinander aus. Danke für deine Zeit heute und viel Erfolg bei eurer Tour und dem Konzert heute Abend! Joel: Kein Problem, hab ich gern getan. (Live-Fotos von Marcel Hübner, Taste Of Chaos-Tour 06.12.2009, Berlin)