Welcome to the Schlammland – DOCKVILLE 2011
Meine beste Investition in diesem Jahr waren wohl die 15 Euro, die ich am Donnerstag noch schnell für Gummistiefel ausgegeben habe. Noch bevor ich überhaupt am Freitag auf dem
DOCKVILLE-Gelände ankam, berichteten eifrige
Twitter-User, dass das Gelände trotz strahlendem Sonnenschein im Matsch versinkt. Also rein in die neuen Lebensretter und ab in den Shuttlebus. Da gab es dann auch schon die nächste Hiobsbotschaft via
Facebook. Der
Maschinenraum bleibt am Freitag auf Grund von Sicherheitsgründen geschlossen. Was eine Nachricht, hatte ich doch beschlossen, den Tag weitestgehend dort zu verbringen.
Endlich beim
DOCKVILLE angekommen, war aber relativ schnell klar, dass man hier nicht übertrieben reagiert hatte. Durch knietiefen Matsch watete ich mir meinen Weg durch Bändchenausgabe zum Gelände. Schlamm und Matsch so weit das Auge reichte. Der Stimmung schien dies allerdings kaum einen Abbruch zu tun und selbst den Ordnern konnte das Chaos die gute Laune nicht verderben. Zudem möchte ich mich an dieser Stelle vor der Festivalorganisation verneigen, denn trotz der geschlossenen Zeltbühne haben sie es geschafft, dass insgesamt nur drei – verhältnismäig kleine – Acts ausfallen mussten. Alle anderen
Maschinenraum-Gigs wurden auf andere Bühnen verlegt oder einfach hinten dran gehängt. So kam ich in den Genuss, mich nicht mehr zwischen den
EDITORS und den
HUNDREDS entscheiden zu müssen.
Den einzigen Mangel, eine bessere Informationspolitik. Ein paar ausgedruckte Zettel an den Bierständen und ein
Facebook-Post mit dem neuen Zeitplan reicht nicht, um alle Besucher zu informieren. Zu meinem Glück gab es aber viele fleißige
Twitterer, die mich auf dem Laufenden hielten, wann was wohin verlegt wurde. So ging ein erster, etwas chaotischer Festivaltag zu Ende, an dem ich noch sehr überzeugende
THOSE DANCING DAYS und überraschend gute
JOHNOSSI zu sehen bekam.
Die nächsten beiden Tage liefen dann auch nach Plan, der Matsch wurde nicht besser und am Sonntag wurden wir dann auch noch einmal mit richtig viel Regen belohnt. Die Veranstalter gaben sich aber alle Mühe, die Besucher bei Laune zu halten.
Musikalisch begann der Samstag für mich mit
IN GOLDEN TEARS im wieder geöffneten Maschinenraum. Das Zelt war trotz der Konkurrenz von
BEAT!BEAT!BEAT! sehr gut gefüllt und die Jungs heizten uns bei gefühlten 30 Grad ziemlich ein. Als sie ihre Single
'Urban Emotions' spielten, war die Stimmung auf dem Höhepunkt. Gänsehaut pur.
Danach ging es dann zu einem weiteren Highlight des Festivals.
KAKKMADDAFAKKA sollten auf der Hauptbühne ihre berühmt berüchtigte Liveshow zeigen. Das taten sie dann auch und das Publikum dankte, mit Fahnen, selbstgebastelten Bandmaskottchen und einem Schlammcircle, der sich sehen lassen konnte.
Weiter ging es dann mit dem beliebtesten Rapper seit den Absoluten Beginnern.
CASPER betrat die Bühne. So richtig wollte der Funke allerdings nicht überspringen zum anspruchsvollen
DOCKVILLE-Publikum und so muss ich sagen, dass ich schon bessere Festival-Auftritte von ihm gesehen habe. Darüber konnten aber die
CRYSTLE CASTLES mit ihrer fulminanten Electro-Show schnell hinweg trösten. Eigentlich eher Club-Band hat das Ganze aber auf dem
DOCKVILLE trotz Gummistiefeln ganz wunderbar funktioniert. Den Glauben an die Popmusik hat mir dann der Auftritt von
SANTIGOLD wiedergegeben. Mit ihrer Kostümierung und Bühnenshow erinnert sie sehr an große Popdiven und als sie nicht einmal wusste, auf welchem Festival wir hier sind, kamen erste Zweifel an der Wahl des Headliners auf. Die machte sie aber sehr schnell wett mit einem wahnsinnig tollen Auftritt voller Energie und einer Ausstrahlung, die einen nicht mehr losgelassen hat. Die Herzen aller Festivalbesucher hat sie dann wohl endgültig gewonnen, als die erste Reihe vermatschter und dreckiger Festivalbesucher auf die Bühne gebeten wurde, um mit ihr ein bisschen Party zu machen. Tag zwei des
DOCKVILLE ging dann für mich mit den wunderbaren Schweden
SLAGSMALSKLUBBEN zu Ende, die sich in einem leider viel zu vollen Zelt die Ehre gaben.
Der dritte Tag stand dann ganz im Zeichen des wechselnden Wetters. Nachdem es den ganzen Morgen durchgehend geregnet hatte, zeigte sich passend zu
NOAH AND THE WHALE die Sonne von ihrer aller schönsten Seite. Das hielt allerdings nur, bis
Edward Sharpe mit seinen
MAGNETIC ZEROES die Bühne betrat. Ich weiß nicht, ob es am Regen lag oder nicht, aber diesem Auftritt fehlte jeglicher Schwung. Man zog und jaulte sich durch das Repertoire und selbst der Riesen Hit
'Home' ließ keinerlei Stimmung aufkommen. Bei
THE PAINS OF BEING PURE AT HEART beschloss der Wettergott, er könne noch mehr und ließ ein bisschen Weltuntergangs-Regen auf uns runter. Doch auch das konnte das abgehärtete
DOCKVILLE-Publikum nicht dazu veranlassen, den See vor der Bühne zu verlassen und so schwamm und sang und litt man mit den großartigen
THE PAINS OF BEING PURE AT HEART. Danach durften
KANTE dann im Trockenen zeigen was sie können und taten das auch. Den Abschluss auf der zweiten Bühne bildete dann
KELE, der nicht nur sein Soloalbum präsentierte, sondern auch tolle
Bloc Party-Remixe darbot und ein würdiges Ende für dieses sehr denkwürdige Festival bildete.
Im Ganzen bin ich sehr zufrieden. Das
DOCKVILLE-Team hat es trotz der wirklich widrigen Umstände geschafft, ein wunderbares Wochenende auf die Beine zu stellen. Auch wenn es an einigen Stellen gehapert hat und sehr viel improvisiert werden musste, hat man Sonntag Abend viele glückliche Gesichter gesehen. Der Vorverkauf für 2012 startet übrigens am 16. Oktober. Ich werde ganz bestimmt wieder dabei sein.