(Fysisk Format)
Wenn man sich das Cover dieser Veröffentlichung zu aufmerksam ansieht, könnte man den plötzlichen Augentod sterben! Darum wohl auch das dritte „L“ im Bandnamen, der unterstreichen könnte: diese Herren meinen es ernst!
Das norwegische Label
Fysisk Format mausert sich in letzter Zeit zu einem Garant in Sachen experimenteller und innovativer Gitarrenmusik. Nach Bands wie
Aristillus, Hope I Die Virgin u.a. schickt man nun diesen Output ins Rennen. Die Protagonisten waren bereits bei Bands wie
JR Ewing, Jaga Jazzist, Noplacetohide und
Single Unit aktiv, sind somit keine Unbekannten mehr. Das Info spricht von
„Kamikaze-Noise-Rock-Jazz-Avantgardisten“, der Aufkleber auf der Hülle des überaus aufwändigen und farbenfroh gestalteten Digipacks (gelb ist das neue schwarz), welches eine CD, eine DVD, sowie zwei (!) Poster-Booklets offenbart, spricht von
„Stroboscopic Avant Metal From Norway“! Man ist somit aufgrund des Covers, des Infos und der Fotos in den Booklets schon mal vorgewarnt!
Man sollte schon hartgesotten sein und zumindest Meshuggah zu seinen Faves zählen, denn
KILLL eröffnen ihren DVD-Reigen mit einem Stakkato-Part, der sich in Intensität und Frequenz steigert, bis die Nerven fast überreizt sind, um dann 4 Minuten auf ein und demselben Part rumzugniedeln, stellenweise darf eine Gitarre mal drunter fiedeln, durch die Stroboskop-Blitze und die Kamera, die zum einen an der Hallendecke über den Musikern baumelt, zum anderen wohl Blair Witch-mäßig am Kopf des Drummers befestigt ist, wird das Vergnügen aber etwas geschmälert.

Ab 4:14 Minuten kippt das Ganze aber und es kommt mit dem zweiten Song Bewegung ins Spiel. Die Aufnahmen werden blitzschnell, beinahe taktweise hintereinander weggeschnitten und offenbaren, nachdem man die Hände des Sample-Mannes in Großaufnahme und den Schlagzeuger und den Sample-Mann zur Hälfte sehen konnte, die komplette Band. Die Wände der Bühne zeigen das gleiche Design, wie das Cover, der Lichtmann, der übrigens zur Band zählt (!) hat Schwerstarbeit zu leisten.
Ab dem ersten Drittel wird auch am Sound gefeilt. War vorher stumpfe, monotone Polyrhythmik Trumpf, wird jetzt auch mal gegrindet, und geblastet (und auch geshoutet) und man dreht sämtliche Krachkapellen wie
The Dillinger Escape Plan und
Converge durch den Häcksler!
Sich die DVD am Stück einzuverleiben, könnte epileptische Anfälle auslösen (lebt das Publikum noch?) und wird nicht empfohlen, aber ich denke, das schafft eh niemand, der noch halbwegs normal ist, haha! Ein großes Manko von
KILLL ist das Fehlen eines Sängers über die komplette Länge, am Vorbild Meshuggah sieht man, dass ein Shouter noch ein Quäntchen Abwechslung bringt.
Die CD beinhaltet übrigens die Tonaufnahmen der DVD und rückt somit ein wenig in den Hintergrund. Warum dieses Werk übrigens erst jetzt erscheint, entzieht sich auch meiner Kenntnis, denn die Aufnahmen stammen aus den Jahren 2005 – 2009, aber wahrscheinlich brauchte die Nachbearbeitung so lange! 😉
Album-VÖ: 16.09.2011