(Columbia)
Die
MANIC STREET PREACHERS bringen nach 25 Jahren als Band und 21 Jahre nach ihrer ersten Single
'Motown Junk' eine Single-Sammlung auf zwei CD's heraus. Etwas Besonderes zum Jubiläum ist an sich legitim, wird aber von mir gerne kritisch beäugt, wenn es sich wie in diesem Fall um nichts Neues handelt und die Fans bereits alle Songs besitzen dürften. Aber es ist eine gute Möglichkeit, sich die Band und ihre Musik mal genauer anzusehen bzw. anzuhören und einen Überblick über ihr Schaffen zu bekommen.
Ich hatte die
MANICS immer als eine typische Britpop-Band der 90er eingeordnet, von denen mich bis auf
Blur nie eine gereizt hatte. Die Vergötterung des 1995 spurlos verschwundenen
Richey James Edwards schreckte mich auch eher ab, als dass sie mein Interesse an der Musik weckte. Trotz allem beobachtete ich den auf der Insel herausragenden Erfolg und hörte immer mal wieder lustlos in den einen oder anderen Song rein. Mit den
"National Treasures" hatte ich nun einen Grund, mich einmal intensiv mit den
MANIC STREET PREACHERS auseinander zu setzen und muss sagen: Gute Idee!
Die Band scheint zu den großen musikalischen Versäumnissen meiner "Jugend" zu gehören! Nachdem die beiden CD's in den vergangenen Wochen meine Anlage/meinen PC nicht verlassen haben, wundere ich mich, wie so etwas Großes einfach an mir vorbeiziehen konnte und ärgere mich über meine Vorurteile gegenüber der Band. Aber eine späte Einsicht ist bekanntlich besser als gar keine.
"National Treasures - The Complete Singles" ist eine hervorragende Chance für Neueinsteiger, die Band kennen und lieben zu lernen. Auch wenn auf einer bloßen Single-Sammlung Fanlieblinge oder Raritäten fehlen, ist das Doppelalbum mit 38 nationalen Schätzen sicherlich keine Geldverschwendung.

Es zeigt in chronologischer Reihenfolge die Entwicklung von einer eher punkigen, jugendlichen zu einer gereiften, aber keineswegs langweiligen Pop-Band. Wer darauf achtet, wird feststellen, dass die
MANIC STREET PREACHERS intelligente und politische Musik machen, ohne dabei ihrem Namen aber zu gerecht zu werden. Sowohl alte, hauptsächlich vom gequälten
Richey James geschriebene Songs wie
'Little Baby Nothing' (mit
Traci Lords!) oder
'She Is Suffering', aber auch neuere Werke wie
'Ocean Spray' scheinen tiefgründig ohne Ende zu sein, ohne dabei so schwer zu klingen, wie ihre Titel vielleicht vermuten lassen. Im Gegenteil, es wirkt fast, als stünde die manchmal leichtmütig und melodisch, manchmal wild, aber immer schöne Musik stets im krassen Gegensatz zu den Texten der Band. Das kann ihre Wirkung nur verstärken und hinterlässt nicht selten ein angespanntes, aber irgendwie begeistertes Gefühl, das ich persönlich bei Musik sehr inspirierend finde. Kurz: Wer die
MANIC STREET PREACHERS, oder überhaupt noch bedeutungsvolle Musik kennenlernen möchte, wird mit
"National Treasures - The Complete Singles" glücklich werden. Wer alle Alben und Singles bereits besitzt: Ihr Glücklichen!
Die Deluxe Version der Compilation enthält neben den 2 CD's auch noch eine DVD mit den Musikvideos der Singles.
Album-VÖ: 31.10.2011