(Memphis Industries / Indigo) Als ich vor ein paar Wochen die News zur Veröffentlichung von “Glowing Mouth” verfasste, hörte ich mir MILAGRES an, um die Band besser kennenzulernen und mir einen Eindruck fern von Promotexten und Vertriebsinfo zu machen. Das war eine gute Idee, denn MILAGRES‘ Musik gefiel mir auf Anhieb, obwohl ich das Infozitat „Interpols Wucht, gepaart mit mehr Sonnenschein“ für mich gleich streichen konnte. Seit ich ihr neues Werk „Glowing Mouth“ nun in Dauerschleife gehört habe, frage ich mich noch mehr, warum solche Pseudovergleiche immer sein müssen. MILAGRES beweisen in mehrfacher Hinsicht, dass sie mit Interpol einzig die Instrumentenauswahl und Heimatstadt New York City gemeinsam haben. Sänger Kyle Wilson verfolgt eine sehr eindeutige Linie beim Textschreiben und seine Stimme ist eher auf der weichen, samtigen Seite anzusiedeln. Sicher, die Songs haben eine gewisse Eingängigkeit  (um nicht zu sagen Einfachheit), die trotzdem effektvoll ist  und auch bei anderen Bands vorkommt, aber man kann das Rad ja verändern, statt es neu zu erfinden. Das Album „Glowing Mouth“ kündigt sich mit der Geschichte an, dass es nach Wilsons fast tödlichem Kletterunfall in Kanada geschrieben wurde. Man erwartet also irgendwie lebensbejahende, philosophische, vielleicht auch melancholische Musik. Melancholisch, eher träumerisch und philosophisch trifft die Stimmung des Albums auch ganz gut. Die meisten Songs wie auch das eigentlich starke ‚Gentle Beast‘ fallen leider einem extrem störenden Keyboard zum Opfer, aber haben durchaus schöne Passagen. Die Single ‚Halfway‘ ist ein exzellenter Einstieg in das Album, sie vereint und gibt so eine Aussicht über die folgenden Höhen und Tiefen. Die Höhen sind dabei: kleine, verspielte Melodien, die mit der sanften Stimme vereint, zu rundum kräftigen, schönen Songs anschwellen können. Solche Momente kulminieren etwa nach der Hälfte des Albums mit den Songs ‚Fright Of Thee‘ und meinem persönlichen Favoriten 'Moon On The Sea’s Gate‘. Die angesprochenen Tiefen sind jene Songs, die von einer nur wenige Töne umfassenden, monotonen Melodie und relativ unbeeindruckenden Effekten und Gesängen geprägt sind. ‚Here To Stay‘ und Albumnamensgeber ‚Glowing Mouth‘ sind solche Kandidaten. Alles in allem wird das Album besser, je länger man weiterhört. Wer das etwas schwächere ‚Gone‘ geschafft hat, wird mit den späteren Titeln ‚For Disposal‘ und ‚Doubted‘ belohnt, die sich beide durch schöne Piano-Intros auszeichnen. Am Ende hätte ich von den Texten etwas mehr erwartet als „If nothing’s wrong with me, then something’s wrong with you“ (und umgekehrt) aber es bleibt jedem selbst überlassen, da mehr Sinn hineinzuinterpretieren. „Glowing Mouth“ liefert leichte aber irgendwie bezaubernde Musik, zu der man wunderbar entspannen kann. Sie ist vielleicht nicht herausragend, aber auch sicherlich nicht belanglos. Album-VÖ: 20.01.2012