(Transgressive Records / Cooperative Music) Ich habe PULLED APART BY HORSES vor ein paar Jahren mal auf der Vans of The Wall Tour gesehen. Soweit ich mich erinnere (was ich in diesem Fall kaum kann), gefielen sie mir damals nicht besonders gut. Ich fand die Musik abgehoben und leicht irre. Da ich meinen Geschmack kenne, weiß ich, dass dieser Eindruck in bestimmten Fällen zu korrigieren ist, sobald ich ein Album der Band höre. So geschehen auch bei PULLED APART BY HORSES. Musikalisch gesehen mag ich den britischen Vierer fast gar nicht wirklich einordnen, da mir scheint, dass er einfach zu viele Stilrichtungen vereint. Vielleicht sollte man ihn irgendwo zwischen einer abgespeckten Version von Mars Volta, den Blood Brothers und der vergessenen Band Emanuel ansiedeln. Es ist aber besser, jeder macht sich sein eigenes Bild. Jeder? Genau! Denn jeder sollte „Tough Love“ hören, besitzen und dazu abrocken! Das Album beginnt gleich mit dem wenig subtilen Kracher 'V.E.N.O.M' der gleich einen Ausblick auf die Art von PULLED APART BY HORSES gibt: kein typischer, langweiliger Songaufbau, Mischung aus klassischem Hard- und Punkrock, verrückte, meist leicht geschriene Lyrics und natürlich Tempo, Tempo, Tempo. Weiter geht es mit dem sich etwas zu sehr wiederholenden 'Wolf Hand', bevor einem mit 'Shake Off The Curse' die erste geniale Perle ins Gesicht geknallt wird. Hell Yeah. Wer in unter drei Minuten so einen Kracher schafft, kann gar nicht schlecht sein. Als nächstes darf man sich etwas beruhigen, 'Epic Myth' kommt schmierig langsam aber sicher in Fahrt und wird am Ende noch richtig gediegen. An diesem Punkt mag man annehmen, bereits alle Maschen von PULLED APART BY HORSES zu kennen. „Selbst wenn“, sage ich! Bei 'Some Mothers' Track Nummer fünf wird das Tempo wieder angezogen und heraus kommen weniger als zwei Minuten, die uns mit donnernden Drums die Ohren zerfetzen. Mit 'Night Of The Living' geht es munter weiter, um nicht zu sagen, der Song geht wieder voll auf die Zwölf! Er beginnt superschnell At The Drive-In-mäßig, bevor er sich experimentell entwickelt ohne seine Linie zu verlieren. Klasse. 'Wildfire, Smoke & Doom' handelt von einer mittelalterlichen Party, was uns gleich einmal die irrwitzigen Texte näherbringt, aber nichts geht über 'Bromance Ain’t Dead', das vor Energie nur so strotzt. Mittlerweile kann ich mir gar nicht mehr vorstellen, dass das britische Quartett mich live nicht sofort vom Hocker gerissen hat. Die müssten eigentlich –zumindest mit diesen neuen Songs- ein Feuerwerk sein! Leider nähert man sich nun schon dem letzten Drittel des viel zu kurzen Albums. 'Give Me A Reason' ist ein obercooler Lückenfüller, bevor mit 'Degeneration Game' noch einmal ein echter Hammer kommt. Auch hier wird viel wiederholt, aber es wirkt mehr eingängig als eintönig. Vergleiche mit QOTSA kommen einem in den Sinn, aber irgendwie schaffen PULLED APART BY HORSES es doch, diese vielen musikalischen Verwandten zu einem ganz eigenen Soundhybrid zu kreuzen. Wir beenden unseren Trip mit 'Everything Dipped in Gold', einem Song, der stellenweise merkwürdig improvisiert, aber auch auf eine erfrischende Art sehr roh klingt. Ebenfalls top! Alles in allem kann ich nur sagen, dass PULLED APART BY HORSES mit „Tough Love“ ein Album geschaffen haben, das mich Song für Song begeistert, weshalb ich auch meine eigene Rezensionsmethode über den Haufen werfe und Stück für Stück beschreibe, Bandvergleiche anstelle und emphatisch empfehle. Aber dieses Album ist es echt wert. Es wird mich sicher noch lange erfreuen und begleiten! Album-VÖ: 27.01.2012