Als ich vor kurzem Liam von den CANCER BATS interviewt habe, nutzte ich die Chance gleich, ihn das neue Album "Dead Set On Living" selbst rezensieren zu lassen. 6 Blitze. Okay, ganz so einfach läuft die Sache natürlich nicht, aber ich lasse den Sänger noch einmal aus der Vergangeheit zu Wort kommen, bevor ich kurz und knapp meine Bewertung zum Album abgebe. Liam hat mir zu jedem Song eine Kleinigkeit erzählt. 'Rats' handelt von Menschen, die dich verarschen. Wenn man einfach so arrrrghh-sauer ist. Es handelt von keiner bestimmten Person und ist ein wenig wie mein ‚Sorceress Part II‘, denn ich habe festgestellt wie viele Menschen genauso gefühlt haben, wie ich in ‚Sorceress‘. Da war ich mir sicher, dass diese Menschen genau solche Misttypen wie in 'Rats' kennen. 'Bricks and Mortar': Hier geht es einfach nur um Freundschaft, meine Idee von "Bros" (lacht). Man hat mit seinen Leuten um sich herum eine Schutzmauer aufgebaut und wenn man die einmal hat, dann kann man alles überwinden. Aber man braucht dieses Fundament. Ohne meine Freunde wäre es mir nicht möglich, alle diese Sachen zu tun, die so wichtig sind. Es ist also eine Hommage an die Leute, die ich liebe. Ich liebe diesen Song, das ist mein Jamsong, der hat richtig Biss. 'Roadsick' handelt von dem Leben, das wir führen. Auch wenn ich es liebe auf Tour zu sein, möchte ich nicht den Mythos weiterverbreiten, dass es immer nur toll ist. Denn so gern man es macht, gibt es auch immer Zeiten, in denen man geliebte Personen vermisst. Das gilt auch für alle anderen Menschen, die mit auf Tour sind. Denen geht es genau so. Der Song ist für uns alle. 'Breathe Armageddon' ist für CANCER BATS schon ein richtig politischer Song. Ich sehe mir die Welt an und wir leben in einem Zeitalter, in dem wir eigentlich in der Lage sein sollten, jede Krankheit heilen und jedem Essen geben zu können. Aber aus Gier und dadurch wie die Gesellschaft und Wirtschaft eben sind, ist das leider nicht Realität; die Menschen verarschen sich gegenseitig und es ist eben ganz oft einfach nur politisch und von Macht motiviert. Ich bin zwar in diesem Zeitalter aufgewachsen, aber es ist immer noch negativ. Der Song ist auch mein Jam, der Chorus hat so viel Groove. 'DSOL', der Titeltrack, handelt von einem engen Freund, der tatsächlich ins Krankenhaus musste, als wir dieses Album geschrieben haben und dem Effekt, den der Aufenthalt dort auf ihn hatte. Ich habe den Song aus seiner Perspektive geschrieben; er sagt mir, was ihn in die Situation gebracht hat und wie die Zukunft aussehen soll und 'Dead Set On Living' ist eben das Statement, das ihn bestimmt. Er sagt, „Fuck it, ich lasse mich nicht unterkriegen, ich werde mich nicht von schlechten Sachen beeindrucken lassen, sondern auf das konzentrieren, was wirklich wichtig ist.“  Eigentlich schreibe ich immer autobiographisch. 'DSOL' war die erste Ausnahme und das war auch okay. Mein Freund, um den es geht, singt auch in dem Song mit. 'The Void' ist wie der Fallout. Etwas wirklich Schreckliches passiert dir und du wirst sehr introspektiv und gehst in dich. Es geht wieder um die harten Zeiten, die man manchmal durchlebt, wie auch wir, als wir das Album geschrieben haben. Man denkt sich, Wozu mache ich das überhaupt, was bedeutet es schon? Man guckt sich genau an, welche Kritik man an sich selber richten sollte aber gleichzeitig ist es die Idee, auf dem Meeresgrund zu sein, am Ende der Nacht, völlig allein und in Frieden alles loszulassen, keinen Druck mehr zu fühlen. 'Old Blood' ist unser Posse-Jam, nichts kann uns stoppen, wir machen einfach immer weiter, behalten das Ziel im Auge.' 'Bastards' (mit Dez von Devildriver und Kate von An Horse) handelt von der Realität, die wir alle teilen, wenn wir leidenschaftlich etwas ausüben, was von manchen positiv und von manchen negativ aufgenommen wird und wie einem das das Leben schwer machen kann. Für uns drei, Dez, Kate und mich, sehr unterschiedliche Personen, ist es die gleiche Erfahrung. Deshalb bin ich froh, sie dabei zu haben. Dez hat seine eigene Strophe geschrieben, das ist am besten. Für mich ging es darum Personen mit derselben Leidenschaft zu treffen und das auch im Song zu teilen. Kate (eine Australierin) kennen wir, weil Scott gut mit Tegan & Sara befreundet ist und Tegan & Sara sind sehr gut mit An Horse befreundet. Kate lebt jetzt sogar in Toronto, weil sie eine kanadische Freundin hat. Und Dez kennen wir, weil wir mit Devildriver getourt sind.  Ich liebe, dass wir so verschieden sind. Ein älterer Typ, eine Frau und ich und wir alle haben eine gemeinsame Situation. 'Rally The Wicked' ist ein Fuck You an alle Hater. Der Song entstand, als wir gerade angefangen hatten, an dem Album zu arbeiten. Es hieß : CANCER BATS schreiben ein neues Album.“ Wir gucken also online hier und da und die Kids schreiben (imitiert Kinderstimme) „Aww, das ist super. Ich freu mich so!“ und dann ist da dieser eine Typ, der schreibt: „ Nee, wann hört die Band endlich auf Musik zu machen?“ Oh wirklich? Mir war dann danach den Jungen anzurufen oder so und zu sagen: Weißt du was?  Wir wollten uns gerade trennen, aber jetzt werden wir ewig weiter Musik machen, nur um dich zu quälen. Zieh dir das rein!“ Das kennt ja jeder, dass einen sowas erst ärgert, bevor man es von der lustigen Seite sehen kann. "Du magst nicht, dass wir Musik machen? Uns doch egal, wir machen sie trotzdem." Es ist ein Fun-Trash Song. Ich stelle ihn mir bildlich als riesigen Oger vor, der zu kleinen Kindern ans Bett geht und ihnen Angst macht und den Kopf abreißt oder ihren Computer kaputt macht (lacht). „Aarrrgh!“ Monster eben. 'New World Alliance' handelt von denen, die Metal, Punk Rock, Hardcore usw. hören, auf der ganzen Welt. Die sich gegen bestimmte Dinge stellen und ihre eigene Realität schaffen und nach ihren Regeln leben. Egal, welche Regeln uns beigebracht wurden, wir interpretieren sie neu und leben danach. Es geht um das Selbstbewusstsein, sich gegen bestimmte Gruppen zu stellen, die zum Beispiel sagen, dass man Schwule hassen soll. Man hört sich das an und sagt „Fuck that“. Das werde ich nicht machen. Ihr habt mir gar nichts zu sagen. Der Song handelt auch von den Menschen, die wir auf der ganzen Welt getroffen haben, mit denen wir eine Mentalität teilen. Ich liebe es, dass man solche Leute überall findet, ob es nun in Deutschland oder Polen oder Australien und Kanada ist. Es gibt die vereinten Herzen, die fast eine eigene Moral, jedenfalls eine eigene Denkweise haben. Eine richtige Community. Darum ging es mir. Das Album Dead Set On Living (Hassel Records) setzt mit typischem CANCER BATS-Sound die Reihe der früheren Scheiben erfolgreich fort. Es wirkt tatsächlich "reifer" und fertiger als seine Vorgänger, aber trotzdem nicht verbraucht, überperfekt oder einfallslos. Wie immer vereinen die Jungs Punk und Metal mit einer gehörigen Portion harter Gitarren. Für mich hätte das Gesamtergebnis ein wenig melodischer sein dürfen aber es ist zu erwarten, dass richtige Fans mit dem Album glücklich werden. Meine Anspieltipps sind: 'Roadsick', 'Dead Set On Living' und 'Drunken Physics' (die Erklärung dazu steht im ausführlichen Interview) Album-VÖ: 13.April 2012