Nach einer langen Deutschland-Absenz kehren die vier
Schweden von
BLINDSIDE 2012 nun also endlich wieder zurück auf unsere Bühnen! Zunächst zwar nur als Supportband, aber 45 Minuten pure Leidenschaft sind bekanntlich besser als gar nichts. Wenn sie noch dazu im Vorprogramm einer derzeit angesagten, zum Stil passenden Band wie
RED spielen, kann man als Fan nichts falsch machen.

Aus diesem Grund finde ich mich an diesem Sonntagabend im
Berliner Magnet ein. Die eher spärlich verteilten Personen vor der Bühne lassen mich befürchten, dass Deutschland
BLINDSIDE über die Jahre vergessen hat, obwohl sie sich doch im letzten Jahr mit dem allgemein sehr beliebten Album
„With Shivering Hearts We Wait“ lautstark zurückmeldeten. Aber abwarten. Pünktlich um 21 Uhr geht das Licht aus, Gitarrist
Simon betritt die Bühne. Immer noch mit langen schwarzen Haaren und Bart sieht er nicht einen Deut anders aus, als bei meinem letzten
BLINDSIDE-Konzert
2007. Der Rest der Band folgt ihm und legt sofort mit
'Caught A Glimpse', einem richtigen Brett, los. Es geht munter weiter mit
‚Follow You Down‘ und man stellt fest, dass die Band in den Jahren wirklich nicht gealtert ist. Sänger
Christian springt umher und in die Höhe, sodass mir schon beim Zusehen die Knie schmerzen; dazu legt der Herr einen sonderlich schlängelnden Tanzstil an den Tag, aber er ist mit dem Herzen dabei! Gleiches gilt für Bassist
Tomas, der auch ohne Mikro gerne kräftig mitsingt bzw. mitbrüllt. Man könnte nun annehmen, dass sich einem Gitarristen, von Windmühle und dergleichen abgesehen, nicht gerade viele Kunststückmöglichkeiten bieten, aber so wie
Simon sein Instrument spielt und nutzt, wirkt das schon sehr akrobatisch. Das Publikum honoriert diese Energie größtenteils mit viel Emphase und Freude. Es wird nun immer mehr getanzt und mitgesungen. An dieser Stelle sei allerdings auch erwähnt, dass ich es absolut respektlos finde, wie ausgerechnet in der ersten Reihe Mitte die vermutlich größten
RED-Fans komplett wie Statuen mit verschränkten Armen stehen können. Wenn etwas gar nicht geht, dann ist es, bei einer Supportband gelangweilt im Weg herumzustehen und eine „schmollende Fresse“ zu ziehen. Aber mit dem neuen Song
‚Our Love Saves Us‘ und Klassiker
‚All Of Us‘ wird es sowieso etwas ruhiger.
BLINDSIDE beherrschen das Spiel noch perfekt, lassen einzelne Personen im Publikum ins Mikro singen, grüßen altbekannte Gesichter und sind insgesamt eher zurückhaltend und bescheiden. Es gibt weitere jüngere Songs und heißgeliebte, unverbesserliche Hits wie
‚Sleepwalking‘ und
‚Pitiful‘. Klar, dass
BLINDSIDE in einem 45-minütigen Set nicht alle guten Lieder unterbringen können, aber bei ihrem Abschluss mit
‚About A Burning Fire‘ ist vermutlich trotzdem niemand enttäuscht. So kann es weitergehen an diesem Abend.

Nach einer halbstündigen Umbaupause folgen schließlich mit
RED die eigentlichen Headliner des Abends. Das
Magnet ist nun eindeutig voller und sowohl vor als auch auf der Bühne wird von Anfang an alles gegeben.
RED beginnen mit zwei Songs vom aktuellen Album
„Until We Have Faces“ , bevor sie
‚Let Go‘ und
‚Lost‘ von ihrem Debüt zum Besten geben. Auf die Frage, wer das Album besitze, gehen zwar nur wenige Arme nach oben, an der allgemeinen Begeisterung ändert das allerdings nichts. Auch die Band scheint mit dem Verlauf des Konzerts zufrieden zu sein. Die
Armstrong-Zwillinge an Gitarre und Bass fordern alles von ihren Saiten, während Drummer
Joe Rickard seine Trommeln regelrecht zerlegt. Überhaupt sorgen die vier Schränke von Männern im Vergleich zu den fast fragilen „Normalos“ von
BLINDSIDE für eine ganz andere Bühnenpräsenz. Wem’s gefällt… Es geht mit neueren Songs wie
‚Not Alone‘ weiter, bevor
RED gegen Ende ihres Sets noch einen Schwenker über
„Innocence & Instinct“ gehen. Danach werden von der Bühne aus Fotos mit dem Club im Hintergrund gemacht, außerdem wird betont, man kehre schon im Dezember nach Deutschland zurück und es gibt
‚Breathe Into Me‘ als Zugabe, bevor das
Magnet so schnell wie selten zuvor leer zurückbleibt. Alles in allem ein gelungener Abend, nach dem aber wohl jeder bei seiner bereits favorisierten Band bleiben wird.
(Fotos von Zosse)