Endlich ist es soweit! Der
MONSTER BASH ist zurück in
Berlin. Mit Bands wie
ANTI-FLAG,
BOUNCING SOULS,
HOT WATER MUSIC,
THE MENZINGERS,
MAKE DO AND MEND und Legenden wie
LAGWAGON und den auferstandenen
REFUSED findet man hier ein einziges Line-Up-Dessert!
So überrascht es nicht, dass bereits zum Einlass und für die erste Band genug Menschen anwesend sind, um die unschöne Aufgabe der
BANQUETS, ein solches Festival zu eröffnen, nicht traurig wirken zu lassen. Selbiges gilt für
SET YOUR GOALS, die in der
Halle sogar mehrmals zu Circle Pits animieren. Das kann ja heiter werden, wenn wir zu den größeren Bands gelangen.
RED CITY RADIO folgen gleich darauf im
Club und machen ähnlich wie
SET YOUR GOALS erstaunlich gut Stimmung beim noch verhältnismäßig kleinen Publikum. Um 16.25 Uhr kommen wir zu meinem ersten Highlight des Abends: Den
BOUNCING SOULS.

Die Herren aus New Jersey sind seit gut 20 Jahren in Sachen Punkrock unterwegs und ich habe sie noch nie live erlebt. Ihr nur 35-minütiges Set steckt voller Energie und Perlen wie
‚Kids And Heroes‘ oder dem Sing-along-Song
‚True Believers‘. Leider bekommt man aber doch den Eindruck, dass die Band in der kurzen Zeit noch nicht die Bestform erreicht. Es ist trotzdem ein Spaß, die „reifen“
BOUNCING SOULS mit ihrem so entspannt rockenden Sänger
Greg Attonito zu sehen. Diese Band ist wohl definitiv ein richtiges Konzert wert, auch weil sie meistens noch mit hochkarätigen Freunden touren.

Zum Beispiel mit der nächsten Band, den
MENZINGERS, die im
Club auftreten. Die Jungs liefern einen richtig guten Auftritt, obwohl sie selbst angeben, völlig verkatert zu sein. Auch wenn ich solche Bekundungen peinlich und klischeehaft finde, die Band macht Spaß und ihre Show überzeugt mich, mir doch ihr aktuelles Album zuzulegen, das mir zur Veröffentlichung noch nicht so spektakulär schien. Der
C-Club ist leider zu Beginn noch nicht so gefüllt, wie es die Band verdient hätte, aber das legt sich schnell.

In der
Halle bereiten derweil die ersten Deutschen des Abends,
DRITTE WAHL, ihr Konzert vor. Sie haben offenbar eine größere Menge eigene Fans hergebracht; viele der Shirts an diesem Freitag beweisen das. Ein großes Banner mit Bandnamen und dem „sonderlichen“ Wortwitz „RoggenRoll“ (mit dem falsch abgebildeten Getreide) ziert den Bühnenhintergrund, als die Band um 17:20 Uhr loslegt.

Zurück im
Club gibt es nun mit
MAKE DO AND MEND eine weitere aktuell interessante Band. Die Jungs kommen im Herbst in Deutschland auf Tour und nach diesem Konzert kann ich sagen: Nichts wie hin, das lohnt sich. Sogar EP-Songs wie
‚Shambles‘ oder
‚Winter Wasteland‘ finden ihren Weg ins Programm.
MAKE DO AND MEND sind eine anspruchsvolle Rockband mit sauberem Gesang und Hardcore-Elementen, ohne aber immer nur draufzuhauen.

Zurück in der
Halle sehe ich nun zum ich-weiß-nicht-wie-vielten Male
ANTI-FLAG. Ich hoffe, dass uns große Ansagen und Zwischenbesuche von irgendwelchen Personen, die zu Demonstrationen aufrufen, erspart bleiben und siehe da:
ANTI-FLAG rocken einfach los und ziehen einen Song nach dem anderen durch, ohne sich in allzu langen Predigten zu verlieren.
‚The Press Corpse‘,
‚If You Wanna Steal‘ und
‚Fuck Police Brutality‘ aber auch neuere Songs, finden ihren Weg in die Setlist und machen bei mir Lust auf mehr.
Da ich mir unbedingt das verkleinerte Revival-Tour–Akustik-Set nebenan anschauen möchte, kann ich leider nicht viel von
ANTI-FLAG sehen. Als ich allerdings am
Club ankomme, ist der bereits voll. Da ist vom normalen Eingang kein Durchkommen mehr und selbst durch den Biergarten-Nebeneingang kommt man nicht weit. So kann ich
TOMMY GABEL,
CHUCK RAGAN und
DAVE HAUSE leider nur hören und nicht (noch einmal) sehen. Ebenso enttäuschend verläuft der Versuch, stattdessen zur
BOUNCING SOULS-Signing Session zu gehen, die offenbar mindestens 15 Minuten zu spät angefangen hat. Sowohl Band als auch vereinzelt Fans stehen herum wie bestellt und nicht abgeholt, das muss nicht sein. So kommt allerdings das eine oder andere Gespräch in Gang, was immerhin ein kleiner Trost ist.
In der
Halle spielen derweil
ZSK, die auch viele ihrer Fans an den
Columbiadamm gezogen haben. Trotzdem bleibt die Frage, ob die beiden Acts nicht vielleicht die Örtlichkeiten hätten tauschen sollen. Ich muss zugeben, meine Welt ist ihre Musik nicht, aber ich sehe viele zufriedene Gesichter um mich herum. Aufgrund der Absage von
I Am The Avalanche, wurde kurzerhand das Set von
HOSTAGE CALM auf den Abend verlegt, was ihnen ganze 10 Minuten mehr einbringt.

Trotzdem verlagert sich das Hauptgewicht nun wieder auf die
Halle, in der um 21 Uhr
HOT WATER MUSIC auf der großen Bühne stehen.
Chuck Ragan hat sich also quasi nur den Schweiß der Akustikshow abgewischt, bevor es mit seinen Bandkollegen zur Sache geht. Wirkt sich die Doppelbelastung auf seine Leistung aus (was nicht anzunehmen ist) oder ist der Sound in der
Halle einfach schlecht?
HOT WATER MUSIC können mich jedenfalls leider nicht voll überzeugen, obwohl ich endlich mal Lieblingssongs wie
‚Rooftops‘ live hören darf.

Wieder im
Club entdecke ich mit
THE WONDER YEARS eine weitere echt anständige „neue“ Band. Die Jungs aus
Philadelphia, die wie schon
HOSTAGE CALM und
RED CITY RADIO teilweise
ANTI-FLAG auf deren derzeitigen Deutschlandtour supporteten, wissen ihre Fans mit ihrer melodischen Pop-Punkrock-Mischung zu beeindrucken. Für einige werden sie nach diesem Abend als beste Band des Festivals gelten.
Gleiches ist allerdings von
LAGWAGON zu sagen, die um 22:25 Uhr in der
Halle aufwarten.
„Putting Music In Its Place“ ist nicht nur der Name des aktuellen Box-Sets, das die ersten 5 Alben der Band umfasst; es ist auch das Motto des heutigen Abends.
LAGWAGON zeigen, dass sie im Genre definitiv locker mit Mainstream-Größen mithalten könnten, es aber gar nicht brauchen, was der Band -meiner Meinung nach- zusätzliche Integrität verleiht. Mich überzeugt ihr Auftritt jedenfalls komplett und wenn man dem kleinen glücklich „lufttrommelnden Jungen“ am Bühnenrand glauben darf, der sich als
Chris #2 von
ANTI-FLAG herausstellt, genießen
LAGWAGON auch in eigenen Kreisen größten Respekt.

Im
Club findet mit der Supergroup
HAZEN STREET, die sich aus Mitgliedern von
Madball,
H2O und
AvA zusammensetzt, fast schon ein Experiment statt, so wenig punkig scheint die Band zunächst. Ich frage mich, ob den Besuchern überhaupt klar wird, welch unwahrscheinliches Glück man hat, diese Band mal live zu erleben. Da
HAZEN STREET ziemlich schnell für ein Überkochen im
Club sorgen, gehe ich davon aus, dass es den meisten bewusst ist.

Und mit der Mitternachtsstunde nähert man sich nun auch dem unangefochtenen Höhepunkt dieses Abends. Vielleicht dem Erlebnis, von dem man zu Anfang des Jahres nicht zu träumen gewagt hätte.
REFUSED einmal live zu sehen. Eine Band, die viele in meinem Alter nur im Nachhinein als Mythos kennengelernt haben, aus Erzählungen von Lieblingsgruppen über deren Vorbilder vielleicht. Nun ist es also soweit, die
Schweden kehren mit neuem Bassisten zurück auf die Bühne. Sicher, sie wissen sich perfekt zu inszenieren, aber wirken doch immer noch aufrichtig überrascht, dass die Menschen sie tatsächlich so unglaublich gern sehen wollen.
REFUSED sind nicht, wie befürchtet, „in die Jahre gekommen“ und können ihre alten Songs noch mit voller Inbrunst vertreten. Man spricht darüber, dass man sich Gedanken gemacht hätte, ob sich Songs wie
‚Rather Be Dead‘ oder Stücke ihres letzten Albums "The Shape Of Punk To Come" in unsere Zeit übertragen ließen. Außerdem, so Sänger
Dennis Lyxzén freue man sich, so herzlich empfangen zu werden. Danke, das Vergnügen ist ganz unsererseits.

Dieses Festival wird vermutlich vielen noch lange in Erinnerung bleiben, sei es nun wegen eines fast perfekten Gesamt-Line-Ups oder der einen Band, die man jetzt von der Traumkonzertliste streichen kann.