(Century Media)
Wer schon einmal die große Ehre hatte,
Chris Jericho live und face-to-face zu begegnen, der wird mir beipflichten. Dieser Mann hat eine unglaubliche Ausstrahlung. In unserem
Reload-Interview von 2011 bewies er mir dann persönlich, dass zu einer tollen Aura auch ein nettes Wesen gehört und man muss sich nur einmal vorstellen, wie wir dort mit unserer kleinen digitalen Videokamera saßen. Der Mann ist durch seine
WWE-Präsenz ja ganz andere TV-Kaliber gewohnt und trotz allem zollt er seinem Gegenüber den nötigen Respekt. Was noch für
Chris Jericho spricht, ist seine Lernwilligkeit. Zwar begannen seine ersten Gehversuche im Musikbereich schon in der Jugend, so richtig zur Geltung kommt sein Stimmtalent erst seit den letzten Jahren. Auch live beherrscht er sein angeborenes Instrument ebenso wie sein Publikum. Entertainment ist eben eine der großen Stärken des ehemaligen
WWE-Champions. Nun aber weg vom Wrestling und rein in die
FOZZY-Ära. Da gibt es schließlich noch andere Mitstreiter. Einer davon ist
Rich Ward, den man natürlich als Begrüder der Rap-Metaller von
Stuck Mojo kennt und mit dem ich in den letzten Jahren einen losen Kontakt gehalten habe.
Rich ist bekannt für seine Vielfältigkeit, aber man merkt ihm an, dass sein besonderes Augenmerk auf der Arbeit mit
FOZZY liegt. Auch für seine Besetzungswechsel ist er in den letzten Jahren häufiger gefürchtet worden. Zuletzt traf es dann leider auch Bassist
Sean B. Delson, der das Schiff verlassen musste. Aber die Reise geht weiter und so steht mit
„Sin And Bones“ die neue und sechste Rille in den Startlöchern.
‚Spider In My Mouth’ ? Igitt sag ich da nur, aber so heisst numal Song eins und nach einem Gruselintro geht die wilde Metalfahrt ab. Mit
FOZZY-typischen Bratgitarren und einem erstaunlich rau singenden
Jericho wird Tempo aufgenommen. Natürlich dürfen auch die Melodien im Chorus nicht zu kurz kommen und so harmoniert gleich zu Beginn die Mischung ziemlich gut. Mit dem Song
‚Sandpaper’ wurde neulich ein beachtlicher Erfolg errungen. Bei den Kollegen von
Loudwire setzte man sich im sogenannten Cage-Match-Contest gegen Bands durch wie
Papa Roach oder auch
Fear Factory und ergatterte so einen Platz in der Hall of Fame der Seite. Glückwunsch. Bei
‚Blood Happen’ darf auch
Rich mal seine Vocals auspacken und so gewinnt das Ganze ein wenig mehr an Härte, einige Breaks und Tempowechselspiele inklusive.

Wer verschnaufen will, bekommt mit
‚Inside My Head’ die Gelegenheit. Das Tempo deutlich gedrosselt, kommen
Jerichos gesangliche Fähigkeiten voll zum Tragen. Eine waschechte Heavy Metal-Nummer wird im Anschluss serviert. Mit dem Titelsong werden alle Genre-Register gezogen und so kommt der Headbang nicht zu kurz. Drummer
Frank Fontsere darf die Einleitung zu
‚A Passed Life’ geben. Cleane Gitarren, weiche Bassläufe und eine durch Vocalizer getunte Stimme bestimmen das Bild. Gegen Ende allerdings verzerren sich die Langäxte und die Stimme nimmt wieder eine metallische Klangfarbe an. Wer gerne die Luftgitarre schwingt, bekommt bei
‚She's My Addiction’ die Gelegenheit dazu. Viel Groove und noch mehr Rock'n'Roll sinden den Weg in die Ohren und treffen den richtigen Nerv zum Mit- und Abgehen. Etwas schwerer und leicht an
Stuck Mojo erinnert die Nummer
‚Shine Forever’, allerdings ist natürlich der Gesang alles andere als
Mojo-ähnlich. Auch Pianoklänge gibt es auf
„Sin And Bones“ zu hören und so kommen wir mit
‚Dark Passenger’ zum vorletzten Song. Midtempo-lastig und mit gutem Gitarrenspiel ausgestattet, reiht man sich gut ins Gesamtgefüge ein und gibt dem längsten Song am Ende mit
‚Storm The Beaches’ eine Steilvorlage. Über elf Minuten ist das Ganze lang und geht ebenfalls mit kurzem Piano-Intermezzo los, um dann den Endspurt einzuläuten. Tempo darf bei einem ordentlichen Finale nicht fehlen und so kann der Hörer noch einmal
FOZZY in Höchstform erleben.
Unabhängig von meiner guten Beziehung zu den Jungs, finde ich das neue
FOZZY-Output klasse. Obwohl ich ja eher in corigeren Gefilden zu Hause bin, mag ich die klassische Note von
„Sin And Bones“. Die Gitarrenarbeit ist hervorragend und die Drums sind auf den Punkt. Auch
Chris Jericho darf sich langsam aber sicher zu den Besten des Genres zählen und so gibt es stramme 5 von 6 Blitzen. Rock and Roll and hail to the
Walls of Jericho!
Album-VÖ: 10.08.2012