(Roadrunner Records)
Wenn man für eine B-Seiten Scheibe bereit ist, bei
iTunes 9 Euronen zu latzen, dann muss es sich hierbei schon um ein ganz besonderes Stück Musik handeln. Zumeist sind es ja eher diverse Knallerbands vergangener Tage, die mit solchen Veöffentlichungen nochmal ein bisschen Geld für die Rente einsammeln wollen. Das Ganze mit
"Glory Days" zu betiteln, lässt für den Nichtkenner der Band auch nur die Vermutung auf alte Recken zu und man wird sicherlich beim Betrachten der Biografie überrascht sein, mit
THE AMITY AFFLICTION fast noch blutjunge Knaben vorzufinden. Besagte Scheibe war auch der erste Kontakt meinerseits mit der Kombo aus
Gymbie in
Down Under. Die Vorzeichen stehen also gut und wenn man sich mit solch einer Auswahl an Klassesongs die Latte hoch legt, dann hat man auch einige Erwartungen mit seinem nächsten Output zu erfüllen.
"Chasing Ghosts" wird das neue Monster nun betitelt sein und soll deutliche Spuren in der Post Hardcore-Szene hinterlassen. Das letzte Full Length-Intermezzo ist von 2010, hört auf den Titel
"Youngbloods" und ist ebenfalls eine sehr hörenswerte Scheibe.
Der Titelsong wartet mit kurzem, sphärischen Intro auf, um im Anschluß gleich an Fahrt aufzunehmen. Doublebass-Attacken, intensive Shouts und Aufklarung der Struktur durch melodische Gesangsparts sind sicherlich nichts Neues mehr, werden aber sehr hochwertig und auf den Punkt serviert. Die Gitarrenarbeit erreicht dabei im Leadbereich ein sehr hohes Niveau.
'Life Underground' geht mit deutlich weniger Tempo an den Start und hält sich über die Distanz eher im Midtempo auf, ohne aber eine gewisse Dynamik vermissen zu lassen. Gegen Ende der Nummer wird es dann nochmal ein wenig aggressiver. Mit
'R.I.P. Bon' geht es hochwertig weiter und der Melodiefaktor wird noch etwas weiter nach oben geschraubt. Das Intro von
'Open Letter' lässt den Hörer kurzfristig an eine Verschnaufpause denken, bis wie ein Donnerhall die Shouts einsetzen. Aber auch hier regiert nach kurzer Aggressionsphase wieder die Melodie.
THE AMITY AFFLICTION wollen damit wohl auch eine gewisse Radiotauglichkeit deutlich machen. Einige Parts auf
'Greens Avenue' allerdings, lassen das Hardcore Herz wieder ein wenig höher schlagen.

Stampfende Gitarren mit Tempo und treibende Shouts geben sich hier die Ehre. Highlight des Songs ist ein Zwischenpart, der ein wenig an
Killswitch Engage erinnert. Pianoklänge bei
'I Heart H. C.'? Haben wir hier etwa unsere Verschnaufpause vorliegen? Im Gegenteil. Hier pumpt es richtig und treibt
"Chasing Ghosts" in die harte Richtung, inklusive Frontsau
Joel Birch der sich hier richtig die Seele aus dem Leib kotzt.
'Flowerbomb' darf dann etwas punkiger daher kommen. Fixes Tempo und eine tanzbare Attitude zeichnen diese Nummer aus und Bassist und Cleansänger
Ahren Stringer läuft hierbei zur Höchstform auf. Mit dem längsten Songtitel des Albums fährt
'Pabst Blue Ribbon On Ice' auf. Diese Nummer bietet eine Menge Abwechslung und auch hier sticht der cleane Gesang einmal mehr hervor.
'Geoff Sux 666' und
'Bondi St. Blues' leiten am Ende von
"Chasing Ghosts" einen würdigen Abschluss ein.
Australien ist immer eine Reise wert und auch das was Down Under musikalisch kann, muss sich vor dem Rest der Welt nicht verstecken. Mich hat das neue Machwerk von
THE AMITY AFFLICTION zwar nicht völlig weggeblasen, aber unter und über dem Strich ist das Ganze eine mehr als hörenswerte Sache geworden und wird sich live gut verkaufen. 4 1/2 Blitze mit Tendenz zum Fünften sind daher angebracht und verdient.
Album-VÖ: 28.09.2012