(Violent Happy Records/Bridge9) CANDY HEARTS, wer so einen coolen Bandnamen hat, muss schon einiges bieten. Wenn man hört, dass Chad Gilbert von New Found Glory die EP produziert hat, weckt das Erwartungen eines bestimmten Genres. Sieht man auf den Bandfotos, dass eine Frau den Gesang übernimmt, öffnen sich weitere Hoffnungs- weil Abwechslungsschubladen. Noch bevor man die Band gehört hat, rechnet man also mit einem punkigen, vielleicht auch Rockabilly-Sound mit einer starken Dame hinter dem Mikrophon, alles eine sehr gute Kombination. Das, was die CANDY HEARTS dann allerdings liefern, ist (leider) etwas anderes. CANDY HEARTS klingen in der Tat nach einer Saccharin-Überdosis, die auf sämtlichen Schulbällen irgendwelcher Highschool-Filme spielen könnte. Als ob man jemanden seinen Partner einmal zu oft „Schatz“ (oder schlimmeres) nennen hört. So überzuckert, dass es ganz einfach das erträgliche Maß an anspruchslosem Spaß sprengt und… nervt. Ich bin kein Freund von richtig schlechten Bewertungen, die ja meist Geschmackssache (haha) sind, aber manchmal muss es eben doch so direkt gesagt werden. Schon der erste Song ‚Bad Idea‘ deutet an, was in ‚Matchbox Car‘, fortgeführt wird und schließlich in ‚Ticklish‘ die Krönung findet: Die immer gleiche Stimmung, die immer gleiche Pop-(Punk)-Melodie, im Rhythmus, der danach schreit, mit gehüpft zu werden. Dazu Texte, die direkt aus dem Tagebuch einer Dreizehnjährigen stammen könnten: „I wear my loneliness like an old T-shirt that doesn’t really fit me“. Oh. Mein. Gott. Es mag ja sein, dass die Zuckerherzen ganz bewusst diese Linie verfolgen, als eine Art weibliche Form von Blink 182, die extra für pubertierende Mädchen geschaffen wurde, die einmal „Rock“ ausprobieren wollen. Dann wäre das Ganze ja wieder völlig legitim. Aber haben wir dafür nicht Avril Lavigne (gibt es die eigentlich noch?)? Ich persönlich komme einfach nicht über diese Texte hinweg: „This is just another thing I don’t need like loneliness or the wisdom teeth that are constantly pressing on my head.” Das könnte man wohl in der Tat über so einige Dinge sagen, ja. Das einzige Lied, in dem einmal nicht über irgendeine Highschoolparkplatzromanze gesungen wird, heißt ironischerweise ‚Sick Of It‘ und funktioniert einen Hauch besser, da es aus dem Rahmen fällt. Aber auch hier sind die platten Missgeschicke dem Titel eigentlich nicht einmal angemessen und man wundert sich, wie die Texterin wohl erst bei richtigen Katastrophen reagieren würde. Dass es hier um zerrissene Kleider etc. geht, beweist meiner Meinung nach, die implizite Hörerschaft der CANDY HEARTS. Wer sich einmal einem wirklich ungefährlichem hyperglykämischen Schock hingeben möchte, bitte; wem aber schon The Donnas oder ähnliche Bands auf die Nerven gehen, der möge einen Bogen um die CANDY HEARTS machen.   Album-VÖ: 09.11.12