(Neurot Recordings/Cargo)

Wenn man sich einmal
AMENRAs Homepage zu Gemüte führt, fällt der Blick früher oder später auf die Selbstbeschreibung ihres Sounds. Ganz passend zum aktuellen Weltuntergang heißt es dort,
AMENRA klängen wie:
„the last music on earth, called up from out of the ashes of its ruin“ . Das trifft den Nagel wohl auf den Kopf.
AMENRAs Musik ist karg, aber auch gleichzeitig apokalyptisch sowie voller Power. Sie erinnern stark an eine Band, die mich mit vierzehn völlig in ihren Bann gezogen hatte. Kennt noch jemand die sphärischen
Isis?
AMENRA klingen genauso.
'Dearborn and Buried' ist ein außergewöhnliches, wenn auch etwas schleppendes Stück. Laute Gitarren, ein dröhnender Rhythmus und dann der Urschrei. Immer wieder wiederholt der Sänger die Titelzeilen. Ja und das war es dann auch eigentlich schon. Man kann es ganz gut hören, aber irgendwie geht Track eins so nahtlos in
‚Boden‘ über, dass man gar nicht bemerkt, dass es sich um einen neuen oder anderen Song handelt. Somit hat man das Gefühl eines 20-minütigen Stücks.
Die belgische Band ist stolz darauf, sich jenseits des Mainstreams und jeder 08/15-Promotion eine offenbar solide Fanbase geschaffen zu haben- ihre Releaseparty in
Brüssel war innerhalb von vier Tagen ausverkauft. Das ist alles wahr und gut, aber am Ende des Tages ändert es nichts daran, dass „Mass V“ einfach nicht richtig in Gang kommen mag. Mit vier Songs, 40 Minuten Musik und fast keinen verständlichen Texten verfolgen sie sicherlich irgendeinen Plan, er geht jedoch leider nicht so ganz auf.

Sicher,
AMENRA versuchen gar nicht, „einfache“ Musik zu machen, aber der Inhalt von „Mass V“ liegt einfach zu schwer zum nebenbei Hören und ist zu mysteriös, um noch genossen zu werden. Stücke wie
‚A Mon Ame‘ haben den Reiz des Schwererkennbaren und -entzifferbaren, ermüden einen aber am Ende schon ein wenig. Der Song beginnt erst nach zweieinhalb Minuten, baut sich langsam über zwei weitere auf, irgendwann kommen undeutliche Schreie dazu, dann ruhige Episoden voller geflüsterter, gesprochener Texte und schließlich eine erneute Entladung in Geschrei. Das ist alles irgendwie interessant aber auch wahnsinnig überladen und gleichzeitig langatmig. Für die einen dürfte
AMENRAs Musik zu seicht, für die anderen nicht eingängig genug sein.
Um aber nicht in einem total unentschlossenen Fragezeichen zu enden: Der letzte Song
‚Nowena‘ beginnt vielversprechend, da anders. Er ist nämlich sehr gemäßigt, um nicht zu sagen, gezähmt. Sie können es also. Nach zwei Minuten bricht allerdings erneut Geschrei aus und die dröhnenden Gitarren kommen dazu. Nun ja, wem’s gefällt. Ich persönlich finde „Mass V“ insgesamt etwas überzogen und das Geschrei geht auf Kosten der Inhalte sowie der instrumental guten Musik. Aber am Ende sagen auch bis zur Unkenntlichkeit geschriene Texte etwas aus, wie mir einst der Sänger einer dänischen Metalband erklärte. Manchmal bedeutet schon die Art des Gesangs mehr als der Gesang selbst. Mit diesem Zugeständnis gebe ich noch einen halben Blitz mehr.
Album-VÖ: 30.11.12
(Photo by Jeroen Mylle)