(Fearless Records) Optisch wird schon durch das Janus-artige Cover eine Art Zerissenheit dargestellt, die der ahnungslose Hörer natürlich messerscharf sofort auf die Musik münzen könnte, nicht zuletzt aufgrund des Labels Fearless Records, welches Eingeweihten die Annahme dann auch bestätigen sollte. Richtig, wir haben es mal wieder mit einer Ausgeburt von MetalCore zu tun, im Falle FOR ALL THOSE SLEEPING aber in der Schnittmenge eher in Schlagseite PopCore Marke A Day To Remember. Es gibt fette Moshgitarren wie bei den großen Vorbildern, die Shouts sind genauso böse und tief wie von Jeremy McKinnon, der cleane Gesang des einen Gitarristen ist mir aber teilweise etwas zu feminin, streckenweise auch zu weinerlich und immer in einer Tonlage verharrend (Da wünscht man sich dann einen Ausnahmesänger wie Jonny Craig von Emarosa). Und im Gegensatz zu den Gottvätern der PopCore-Schiene singen bei FOR ALL THOSE SLEEPING gleich drei Mitglieder, bei A Day To Remember kann McKinnon alles alleine, was jetzt dem mir vorliegenden Quintett aus Minnesota jedoch nicht zum Nachteil gereichen soll. Garniert wird die Melange mit Screams, Mosh-Attacken und Breakdowns en masse. Mein Bedarf an Plagiaten oder zweitklassigen Imitatoren ist schon lange gedeckt und eigentlich auch übersättigt, FOR ALL THOSE SLEEPING sind aber keine wirklichen Nachmacher. Überhaupt, "nachmachen" können viele, es gehört aber ein gewisses Quentchen an Songwriting-Verständnis dazu, um sich am Markt zu etablieren. FOR ALL THOSE SLEEPING bringen dieses Verständnis teilweise mit, sie sind nicht nur imstande, den PopCore-Pfad amtlich zu beschreiten, sie reichern ihre Songs zudem mit Einflüssen von Bands wie Saosin ('Follow My Voice') an und kreieren so teilweise schon fast kleine Hymnen. Hymnen, die andere auch schreiben können und das besser, aber mittlerweile nimmt ja jedes tätowierte Ami-Kid eine Klampfe in die Hand und musiziert drauf los. Segen und Fluch des Internets, aber das ist ein anderes Thema. FOR ALL THOSE SLEEPING's Debüt "Cross Your Fingers" aus 2010 ist mir grundsätzlich unbekannt, zumindest zeigt dieser Umstand aber, dass die Band schon ein paar Jahre dabei ist, gegründet hat sich der Haufen by the way 2007 Neben den bereits aufgezählten Trademarks sticht besonders der Einsatz von elektronischen Spielereien der Marke Enter Shikari etwas heraus. Die Synthies haben etwas Orchestrales, Erhabenes. Einzig und allein auf den Dubstep-Einfluss ('Turn Of The Century') hätte man getrost verzichten können. "Outspoken" ist kein Meilenstein, die Band ist aber auf einem guten Weg, wenn man die aufgezählten Mankos etwas ausmerzen kann, könnte hier noch glatt ein großer Wurf gelingen, der dann aber wohl auch eher in Richtung Asking Alexandria landen könnte. Aber bitte, bitte, nehmt den cleanen Gesang etwas zurück, je öfter ich mir das Material gebe, umso genervter bin ich! Um sich gleich mal selber ein Urteil zu bilden, habe ich mir erlaubt (und die Promofirma hat drum gebeten 🙂 ), hier mal zwei Videos einzubetten, wir haben neben dem Platz ja auch Möglichkeiten. FOR ALL THOSE SLEEPING-Rockumentary FOR ALL THOSE SLEEPING - "Follow My Voice"-Lyric Video Album-VÖ: 18.01.2012 (Photo by Fearless Records)