(Indie Recordings / Edel) Dunkelheit. Nebelschwaden wabern über feuchten, moosbewachsenen Waldboden. Stille, die eindringlich ist. Die Kameraführung ist sehr wackelig und unterstreicht die verstörte Atmosphäre. Das Mädchen wimmert und schreit, während es seinem Verfolger vergeblich versucht zu entkommen. Typische 80er-Jahre C-Movie Horrorsequenz also. Was hat das jetzt mit den großartigen CULT OF LUNA zu tun? Nichts eigentlich, außer, dass mir solche Bilder spontan beim Genuss von "Vertikal" durch den Kopf geschossen sind. Die Atmosphäre, die das 5. Album der Schweden verbreitet, passt zum aktuellen Wetter. Grau, kalt, durch alle Glieder fahrend - und doch irgendwie schön. Düster, aber unterhaltend. Wie ein Horrormovie eben. Das Intro 'The One' bereitet den Hörer nicht wirklich auf das Kommende vor, ruhig und zurückhaltend, mit Synthesizern und knarzenden Bässen kommt es daher und verbreitet erste Beklemmung. Der Opener 'The Weapon' ist dann genau das: ein stumpfer Vorschlaghammer, der einen 10 Minuten lang fesselt und an seinem Ende mit weit aufgerissenen Augen zurück lässt. CULT OF LUNA sind faszinierend, weil maschinell, aber nie kalt. Endlose Wiederholungen, die niemals monoton sind. Auch bei Songs wie 'Vicarious Redemption', der immerhin 18 Minuten lang ist, kommt niemals so etwas wie Langatmigkeit auf. Zu vielschichtig sind die Songs dafür und unglaublich klug arrangiert. CULT OF LUNA schreiben auch keine klassischen Songs, sondern erschaffen Klangwelten. Selten ist es, dass synthetische Klänge und Gitarrensounds so gut zusammenpassen. Schwere, mahlende Riffs, grandiose Percussions, Keybordwände. Der eindringliche Gesang von Johannes Persson tut seiniges dazu. Nur spärlich eingesetzt und wie beim letzten Song 'Passing Through' auch mal zurückhaltender, unterstützt er die Eindringlichkeit der Stimmung anstatt sich in den Vordergrund zu drängen. An manchen Momenten klingen CULT OF LUNA so als würden Depeche Mode jetzt Sludge-Songs schreiben (Oh, wie sehr ich mir wünsche, sie würden...). "Vertikal" ist ein fesselndes Album, für mich jetzt schon eines der Highlights 2013. In jedem Fall ist es eine intensive Begegnung, für die man sich Zeit nehmen und sich von den Sounds mitnehmen lassen sollte. Ich erinnere mich an die eine Live Show, auf der ich war, sehr gut, selbst wenn ich mir gerade nicht sicher bin, ob es 2005 oder 2006 war. CULT OF LUNA sind live ebenso eindrucksvoll, wie auf Konserve. Hoffentlich stehen bald die 2013er Deutschland-Dates. Album-VÖ: 25.01.2013 (Photo copyright by Indie Recordings)