(Napalm Records) Mir wurde – auch wenn ich es persönlich nicht so ganz nachvollziehen kann – eine deutliche optische Ähnlichkeit mit AUDREY HORNE-Darstellerin Sherilyn Fenn nachgesagt. Mit dem Kult rund um Twin Peaks, dem artifiziellen und durchgeknallten Meisterwerk von David Lynch, konnte ich nie wirklich etwas anfangen – die musikalische Namensvetterin aus Norwegen (ich habs grad irgendwie mit Norwegern) hat mich hingegen umgehauen und komplett aus den Latschen kippen lassen! Das Jahr 2013 haut den ersten Oberkracher raus: "Youngblood" von AUDREY HORNE – laut, fett, frisch und 100%ig zum Mitnehmen und ins Regal stellen! Die österreichische Plattenfirma Napalm Records, die u.a. meine heißgeliebten Monster Magnet unter Vertrag haben, haben sich der fünf Norweger angenommen und nach deren dreijähriger Plattenabstinenz ein absolut hörenswertes Rockalbum herausgebracht, dass an Vielseitigkeit, sprudelnder Energie und Kreativität kaum zu überbieten ist. Mit einer Kreation aus Classic Rock, Alternative Rock und einem Quäntchen Post Grunge rocken sich diese Norwegerin 13 Songs die Köpfe heiß. Die Rockgrößen der Jugend waren und sind immer noch musikalische Vorbilder für das eigene Tun der Band, sagen sie selbst. Und verdammt: das hört man und man kann es nur abfeiern! Wir bekommen jedoch keine billige Kopie von rockgeschichtlichen Produkten aufgetischt, AUDREY HORNE überraschen mit einer Neuinterpretation bzw. einer Weiterentwicklung des Classic Rock. In jeder einzelnen Minute passiert etwas Neues. Nichts ist vorhersehbar. Glaubt man, die Struktur eines Liedes durchschaut zu haben, bauen sie genau dann ein fulminantes Gitarrensolo ein, wenn man eigentlich mit einem Weiterführen des bisherigen Themas gerechnet hätte. Opener 'Redemption Blues' startet mit einem Riff, dass einen die Pommesgabel ruckartig in die Luft recken, auf die Knie fallen und Brunftschreie ausstoßen lässt! Ein Song, als hätten Alice Cooper, Thin Lizzy oder Tool ihre Hände mit im Spiel – nur in Schneller. Es stimmt einfach alles; die Möglichkeiten der Gitarre werden ausgekostet, wir kriegen ein Riff und ein rattenscharfes Solo nach dem anderem um die Ohren gehauen. Sänger Toschie, der im richtigen Leben sein Geld damit verdient, anderen Leuten Farbe unter die Haut zu stechen, führt mit seinem Gesang gekonnt durchs Album. Der Classic-Rock- Touch seiner Stimme ist deutlich hörbar, komm aber nicht angestaubt, sondern erfreulich frisch und jugendlich herüber. Besonders auffällig sind die unerwarteten Momente und Elemente in der Musik. Der Flamenco-like Klatsch-Break in 'Straight Into Your Grave' ist so ein Element, das "Youngblood" so außergewöhnlich macht. Abwechslungsreichtum findet man selten auf einem Album, gar bei einer Band. Ich bin begeistert und hüpfe im Quadrat – es gibt sie noch, die Neuentdeckungen, die einem die nietenbesetzten Cowboyboots vor Begeisterung ausziehen! Ich werde mir schnellstmöglich die Vorgängeralben besorgen und zusehen, die Jungs im März als Vorgruppe von Long Distance Calling zu bewundern. Ich bin übrigens der kleine rothaarige Jubelperser in der ersten Reihe, der ganz zufällig (angeblich) eine gewisse Ähnlichkeit mit Audrey Horne zu haben scheint, so als Info. Wenn die Band nun auch noch einen Knoten in Kirschstiele mit der Zunge machen könnten, dann würde ich Harald Glööckler-like die sechs Blitze noch mit einem „mit Krone“ versehen. Pompös! Album-VÖ: 01.02.2013 (Photo by Tommy Naess)