Dallas Green, besser bekannt unter dem cleveren Bühnennamen CITY AND COLOUR, kann sich nach der Trennung der Hauptband nun kompromisslos seinem überaus erfolgreichen Solo-Projekt widmen. Ende Mai erscheint das neue Album „The Hurry and the Harm“ und zur Promotion desselben beehrte Mr Green unlängst die Hauptstadt mit einem exklusiven Showcase. Die Gäste dieses kleinen Akustikkonzerts setzten sich zusammen aus glücklichen Fans, die ein begehrtes Ticket gewinnen konnten, etwas Presse oder einer Kombination aus beidem. Solche Exklusivkonzerte vor Veröffentlichung des Albums fallen normalerweise eher kurz aus und  sind auch gerne mit wesentlich weniger neuen Songs als erwartet ausgestattet. Hinzu kommt, dass die Künstler meist einen Interview-Marathon hinter sich haben und dementsprechend erschöpft sind. Somit hat die traumhafte Gelegenheit, seinen Lieblingsmusiker in kleiner Runde zu erleben, oft einen faden Beigeschmack. Auch bei CITY AND COLOUR ist allgemeine Müdigkeit zu beobachten, als er mit einer halben Stunde Verspätung die stilvolle Bühne im chicen Privatclub entert. Der Künstler, der ja schon musikalisch tief blicken lässt, spricht darüber, dass er müde sei und daher gerade nichts Witziges zu sagen hätte. Er sei aber guter Hoffnung, dass sich das im Laufe des Abends noch ändere. Das ist doch endlich einmal eine authentische Ansage. Und er soll Recht behalten. Dallas Green redet heute Abend in der guten Stunde, die er auf der Bühne steht, verhältnismäßig viel. Er teilt uns Anekdoten zu Halloweenshows, zu Songs und Kieferorthopädie mit und er spricht wahre Worte, was Videos und Erinnerungen angeht. Mir sei verziehen, alles so ausführlich wieder zu geben, aber wenn ein Künstler schon so offen und authentisch ist, soll es jeder wissen. Über das Konzert selbst kann man kaum viele Worte verlieren, da es natürlich so außerirdisch war, dass man eigentlich dabei hätte sein müssen. CITY AND COLOUR schafft es, seinen Songs, auch durch die wörtliche Einleitung, eine Tiefe zu verleihen, die meist ihresgleichen sucht. Sei es in 'The Grand Optimist' oder 'Body In A Box', zu dem Green eine sehr persönliche Erfahrung mit uns teilt. Überhaupt ist es ein Abend voll von Momenten, in denen man das Gefühl hat, in Geheimnisse eingeweiht zu werden. Ob es dabei um lustige Begebenheiten wie Greens Verständnis für natürliches Make-Up oder Geschichten zu den Songs geht, die jetzt nicht mehr ihm allein gehören, Dallas Green teilt augenscheinlich alles mit seinem dankbaren Publikum. Vor einem neuen Song gibt es dann einen mehrdeutigen Kommentar: Wie wäre es, wenn nun niemand den Song filme? Gar nicht unbedingt weil er noch nicht erschienen sei, sondern, weil viele heutzutage ein mieses Youtube-Video einer persönlich-einzigartigen Erinnerung scheinbar vorzögen. So sollte es nicht sein. Jeder weiß es, jeder macht normalerweise trotzdem Videos. Umso schöner ist es, dass bisher noch keine Clips vom gestrigen Konzert im Internet gelandet sind. So bleibt der Abend jedem im Gedächtnis, wie er ihn selbst erlebt hat und besser geht es nicht. Wer die Chance hat CITY AND COLOUR auf seiner kommenden (leider kurzen) Deutschlandtour zu sehen: Nichts wie hin!