(Let It Burn Records / Acuity Music) Es gab mal Zeiten, da gab es wirklich kein Vorbeikommen an Ami-Bands wenn es um qualitativ hochwertigen Hardcore ging. Und dabei ist es auch egal, welches der 1000 Subgenre man betrachtet. Irgendwie war alles, was von dieser Seite des Ozeans kam, selbst wenn es wirklich objektiv gut war, dennoch irgendwie „knapp vorbei“. Warum eigentlich? Oder handelt es sich dabei nur um eine verquere Wahrnehmung in Verbindung mit unterschwelligen Minderwertigkeitskomplexen bezüglich der Qualität und Eigenständigkeit? Fakt ist, Hardcore ist mehr als andere Musikrichtungen, die Musik der „breiten Brust“ und stark von der Extrovertiertheit der Individuen geprägt. Und irgendwie liegt das den Jungs vom westlichen Ende des großen Teiches besser als den Europäern. Aber das nur am Rande, da es mir spontan durch den Kopf ging beim Hören von "Weather The World" durch den Kopf ging. Denn - das ist zum Glück schon lange nicht mehr so. Let it Burn Records aus München hauen in den letzten Wochen und Monaten einen Kracher nach dem anderen raus: Marathonman, AYS, Final Prayer.... und jetzt eben THE HAVERBROOK DISASTER. Gleich vom Opener 'Break Step' gehts voll nach vorne los. Was an THE HAVERBROOK DISASTER besonders Spaß macht, ist das gute Gespür für echtes Songwriting. Die Jungs machen alle möglichen Schubladen auf und bedienen sich vieler Stilelemente, um daraus ihren ganz eigenen Sound zu mixen. Durchschnittliche Bands würden jetzt nach „irgendwas“ klingen und den Zuhörer mit dem nicht-Fisch-nicht-Fleisch - Gefühl hinterlassen. Nicht bei so THE HAVERBROOK DISASTER! Grundsätzlich geht‘s erstmal durchgängig nach vorne los - und zwar mächtig, die Breaks sitzen, die Übergange sind stimmig und der Sound ist brutal fett, aber nicht übertrieben aufgepumpt. Was THE HAVERBROOK DISASTER eigenständig macht, ist der variable Einsatz der Vocals, zwar meist in der höheren Tonlage geschrieen, werden immer wieder melodische, an Melodic-Punk angelegte Harmonien eingeworfen. Klingt sehr frisch. Das Wort „hymnisch“ kommt mir öfter mal in den Sinn. Gleichzeitig sind die Breakdowns hart und tanzbar, Crewshouts an den richtigen Stellen. Die 11 Songs sind eine intensive und überzeugende Darbietung, wie moderner Hardcore klingen muss. Wenn eine Band als Referenz herangezogen werden soll, dann fallen mir am ehesten the mighty Comeback Kid ein. Ähnlich wie die Kanadier haben THE HAVERBROOK DISASTER das Zeug, vor einem breit gefächerten Publikum nicht nur zu bestehen, sondern zu überzeugen. Melodien, Härte, Singalongs, tanzbare Parts, das ganze mit viel viel Herzblut zusammengestellt - ohne anzubiedern oder auf Nummer-sicher zu gehen, sondern eigenständig durch und durch. Das Jesse Barnett, seines Zeichens Sänger von den unglaublich gehypten Stick To Your Guns beim Songs 'The Chosen Few' Guestvocals beisteuert, sagt vieles über die Qualität von THE HAVERBROOK DISASTER aus. Bei eben jenen Stick To Your Guns sind THE HAVERBROOK DISASTER dann im Moment auch im Vorprogramm auf Tour sowie Hundredth und First Blood. Ein illustre Runde also in der man sich da wähnt und die "Weather The World" vielen neuen Freunden zugänglich machen wird. Bleibt noch zu klären, ob sich der Bandname wohl auf das Haverbrook aus der Simpsons-Folge mit der Einschienenbahn bezieht? In Haverbrook wurde die erste Version der Bahn gebaut und brachte der Stadt den Ruin. Wie auch immer - "Weather The World" wird THE HAVERBROOK DISASTER nur Gutes bescheren, da bin ich mir sicher. Eine richtig schöne Hardcoreplatte - durch und durch. Album-VÖ: 19.04.2013 (Photo courtesy of Acuity Music)