(Artist Station Records/Soulfood)
Die Metalcore-Kapelle
IN CASE OF FYR steht zu ihrer Stilrichtung, auch wenn es, warum auch immer, mittlerweile viele Hater dieses Genres gibt. Wo andere Bands nun Neo Thrash oder Postcore postulieren, um dieses Dilemma zu umschiffen, da scheren sich
IN CASE OF FYR nicht um Konventionen und setzen weiter auf Double Bass-Parts, Clean Gesang und zweistimmige Gitarrenläufe, ohne es anders bezeichnen zu müssen. Auch wenn die
Niedersachsen zu Beginn ihrer Karriere, damals noch mit anderem Sänger und Schlagzeuger, eher alternativ begannen und der Metal Einschlag zwar latent vorhanden war, aber erst mit dem zweiten Sänger
Markus Einzug hielt, war die Hinwendung zu immer härten Klängen kontinuierlich und kein plötzlicher Aufsprung auf den Trendzug.
Schon die Debüt-EP wurde von der Presse, allen voran vom
Rock Hard, mehr als wohlwollend aufgenommen und die zweite EP
"Reap What You Sow" untermauerte die Ambitionen, endlich national durchstarten zu wollen. Das Songmaterial wurde technischer sowie deutlich derber und mit dem Coversong
'Dancing With Tears In My Eyes' war ein echter Ohrwurm enthalten, was zur Folge hatte, das es viele gute Rezensionen in einschlägigen Magazinen hagelte.
Diverse Live Auftritte, unter anderem mit
Mnemic, Emil Bulls, Sonic Syndicate, Hate Squad, Dead Soul Tribe, Krupps oder Drone ließen die Band reifen und so wurde das Material für das erste Full Length-Album noch ausgereifter und abwechslungsreicher. Leider sorgten nach der Fertigstellung elendige Besetzungsprobleme im Schlagzeugbereich für eine lange Live-Abstinenz und dadurch auch für die Verschiebung der Veröffentlichung des Albums.

Seit 2012 ist das Line Up nun wieder komplett und die ersten Shows erfolgreich absolviert. Mit einer solch fetten Scheibe am Start sollte das aber auch kein Problem sein. Die „hübsch“ aufgemachte CD mit Bildern aus allen Schaffensperioden im Inneren überzeugt mit differenzierter Produktion und gesteigertem technischen Vermögen. Ein gelungenes Triumvirat eröffnet den Reigen, bestehend aus
'Mente Capti', einem treibenden Uptempo Song mit melodischem Gesang im Refrain, gefolgt vom fiesem Stampfer
'Poisoned Thoughts', an das sich der heimliche Hit
'Bitter And Betrayed' anknüpft, der in der neuen Version noch mehr knallt als auf der vorangegangenen EP. Was am auffälligsten ins Ohr sticht, ist der deutlich verbesserte Gesang von Frontmann
Marcus, der inzwischen viel abwechslungsreicher shouted. Im cleanen Bereich erinnert er ein wenig an
Anders Friden von
In Flames und auch die doppelläufige Gitarrenarbeit ist an schwedischen Deathmetal angelegt, die immer wieder von bösen Zornattacken im Downstroke und Breakdown-Bereich abgelöst werden. Die Schlagzeugarbeit ist ebenfalls auf internationalem Niveau und erzeugt zusammen mit dem groovigen Tieftöner ein solides Rhythmusbett.
Das Einzige, was man
IN CASE OF FYR ankreiden kann, ist, dass jeder der zwölf Songs zwar für sich genommen zu gefallen weiß, sich über die Distanz der ganzen Platte aber Ermüdungserscheinungen breit machen. Weniger wäre vielleicht mehr gewesen oder man sprengt das nächste Mal das Metalcore-Korsett komplett, denn das schränkt musikalisch ein. Cleangesang in nahezu jedem Song macht die Musik nun mal vorhersehbar. Doch genug gemeckert. Abgesehen davon kann jeder Metalhead die Matte zu
„Bitter And Betrayed“ schütteln und jeder Corler findet seine Moshparts! Amen!
Album-VÖ: 22.02.2013
(Pic courtesy of Artist Station Records)