QQ5 by JSM/ Rough Trade Skandinavien geht Hand in Hand mit guter, meist richtig harter Rockmusik wie wir Europäer wissen. Viele Bands aus dem Norden haben ein gewisses Etwas, das uns sofort sagen lässt: Das sind doch Finnen/Schweden/Dänen/Norweger?! Das genau ist bei INGLOW nicht der Fall. Macht aber auch nichts, denn die Herren lassen einen auch so interessiert aufhorchen. Das Quintett ist in Norwegen schon gut bekannt, in Deutschland bestenfalls als Geheimtipp unterwegs. Diese Situation könnte sich nun mit dem selbstbetitelten Album ändern. Denn „Inglow“ bietet 10 bzw. 13 Songs mit klarem Sound und über 50 Minuten Rockmusik. Ganz schön anständig. Nach zwölf Jahren und zahlreichen Änderungen im Line-Up haben INGLOW inzwischen offenbar ihre Mitte gefunden. Die Band besteht zwar aus Personen mit unterschiedlichstem musikalischen Hintergrund (Sänger Martin hat mal bei The Voice of Norway Natasha Bedingfield gecovert) aber fühlt sich stärker denn je. Der Stil von INGLOW besteht darin, in keine Schublade zu passen und so greifen Bezeichnungen wie Punk, Alternative mit ein wenig Grunge irgendwie zu kurz. Einigen wir uns also auf den etwas schwammigen Begriff „Rock“, denn wir haben es ohne Zweifel mit Musik von der härteren Seite der Skala zu tun. „Hey Believer,...“ mit diesem Schlachtruf beginnt der gleichnamige Einstieg des Albums und frisst sich gleich tief in die Gehörgänge. Ohrwurmalarm! Musikalisch ist alles Mögliche an Einflüssen irgendwie zu erkennen ohne dass der Song wie ein Abklatsch von anderen Bands klingt. Ebenso wie in Track 1 findet man auch in der ersten Single 'Look Away' ein paar elektronische Effekte, die zwischen den wuchtigen Gitarren vielleicht etwas sauer aufstoßen. Andererseits zeigt sich schon hier das breite Spektrum von Martin Diesens Stimme. Die nächste Nummer dürfte den älteren... ähm erfahrenen Rockern unter uns bekannt vorkommen: Richtig! 'Free Fallin' ist ein Tom Petty-Cover. Die sehr ambitionierte eigene Version von INGLOW ist stark, jedoch fehlt mir ein wenig die persönliche Note, die ein Cover ausmacht. Der Song klingt ohne Frage moderner und kräftiger als das zahme Original aus den späten 80ern, bringt aber nicht das schon erwähnte Spezielle der Coverband ans Licht. Aber jenseits dieser Geschmackssache gilt: So oder so kann man mit Coversongs immer ganz gut Aufmerksamkeit gewinnen. Die folgenden Titel 'Killer' und 'Dead Man's Shoes' bedienen sich INGLOWS Besonderheiten und ebnen mit cleveren Tempowechseln und satten Gitarren den Weg zum Knallersong 'What Have We Done'. Einer meiner Favoriten dieses Albums trumpft auf ganzer Linie mit stimmlicher und musikalischer Vielfalt und einem lässigen Gitarrensolo auf. Daran kann man sich gewöhnen. Sollte man aber nicht, denn bei INGLOW steht offenbar stets der Gesang im Vordergrund, mögliche Alleingänge der vier anderen Musiker werden größtenteils vermieden. Auch wenn das Zusammenspiel ja durchweg gut ist, hätte das eine oder andere Zwischenspiel den dichten Gesamteindruck vielleicht etwas aufgelockert. Aber wir meckern auf hohem Niveau. In dem folgenden, sonst eher müßigen Song 'The Long Road' - perfekt für nachdenkliche Autofahrten - gibt es schließlich gleich ein weiteres Solo. Die nächsten und damit letzten drei Titel der einfachen  Albumversion geben noch einmal einen guten Eindruck von INGLOWS eingängigem (Hard) Rock. 'Pray For You' mutet mit seinem leicht verzerrten Stil etwas QUOTSA-mäßig an (das Intro ähnelt sogar dem von 'Song For The Dead'), was allerdings seeeehr gut rüberkommt. Nach den letzten brachialen Krachern wirken die zwei Zusatzballaden 'Remember' und 'Safehouse' und die Akusitikversion von 'Look Away' dann etwas deplaziert. Auch wenn der Bonus aus guten Songs besteht (vor allem 'Safehouse' ist klasse), fällt die Spannung doch etwas abrupt ab. Streicher und Pathos lassen einem das Album dramatischer in Erinnerung bleiben als das sehr geradlinige, unverfälschte Werk eigentlich ist. Lange Rede kurzer Sinn: INGLOW haben vielleicht noch etwas Luft nach oben, aber bieten schon jetzt ein Vergnügen für die Ohren (von den Augen mal ganz abgesehen ;-)). Album-VÖ: 16.08.2013 Photo by Troll (Truls Toftenes)