Als vor kurzem bekannt wurde, dass THE BRONX und ALKALINE TRIO nicht nur am selben Tag sondern auch im selben Club in Hamburg spielen würden, war das Erstaunen zunächst groß. Waren irgendwo zu wenig Karten verkauft worden? Eigentlich nicht vorzustellen. Ist aufgefallen, dass es unglücklich koordiniert ist, wenn zwei Bands mit dem gemeinsamen Nenner Punk in ihrem jeweiligen Stil am selben Abend spielen? Wir wissen es nicht... Aber auch egal, einfach freuen und genießen. An der Fabrik angekommen erfährt man, dass die ursprüngliche Vorband ALKALINE TRIOs Adolar im Stau stehe und ausfallen müsse.  Das kommt sicher jenen gelegen, die befürchteten, dass die Konzertlänge der einzelnen Bands bei so einem Joint Venture beschnitten werden könnte. Als THE BRONX um kurz nach 21 Uhr die Bühne einnehmen und 'The Unholy Hand' vom aktuellen Album zum Besten geben, springt der Funke im Publikum direkt über.  Auch 'White Tar' vom Debüt der Kalifornier weiß die Menge mitzureißen. Die Band um Sänger Matt Caughthran schafft es seit Jahren auch bei wachsender Hörerschaft live den Eindruck zu erwecken, dass sie gerade einer Undergroundband zusieht. Sonst schnell ausgelutschtes Gesülze, a la „Lasst uns Party machen! Ich will euch springen sehen! Ohne euch wären wir nichts“ klingt bei ihnen noch ernst gemeint und das Problem der Authentizität im Musikzirkus wird zwischen den Songs sogar noch konkret angesprochen. THE BRONX brauchen sich jedenfalls keine Sorgen zu machen: Ihre Publikumsinteraktion wirkt stets aufrichtig und trägt neben der Musik maßgeblich zur guten Laune bei. Bei Songs wie 'Shitty Future', 'Inveigh' und 'Under The Rabbit' entsteht ein echtes Gemeinschaftsgefühl. Caughthran, immer mit verschmitztem Ausdruck, trinkt ihm gereichtes Bier und begibt sich irgendwann in die Menge, wo er ein Weilchen bleibt, als wäre er dort und nicht auf der Bühne zu Hause. Verständlich, dass die Technik da nicht immer mitmacht, aber die Aussetzer an diesem Abend stören wohl niemanden. Mit 'White Guilt', einem meiner persönlichen Favoriten, stellt sich ein wenig Entspannung ein, bevor das Tier BRONX wieder losgelassen wird. Nach 'Heart Attack American' und fast einer Stunde Dampf kündigt das Quintett den letzten Song an und nach 'History's Stranglers' ist Schluss. THE BRONX räumen im Nu die Bühne, als ob sie nicht gerade eben mit einer astreinen Show eine Begeisterungswelle ausgelöst hätten. ALKALINE TRIO werden es schwer haben, soviel ist klar. Die Musik eine Ecke ruhiger und die Performance abhängig von der Tagesform (habe von genial bis katastrophal schon alles erlebt), lässt eine etwas nervöse Vorfreude aufkommen. Als das Trio schließlich mit 'Private Eye' loslegt, fällt gleich auf, dass der Duktus bei Sänger Matt Skiba schon etwas verlangsamt ist. Mit schwerer Zunge werden  der Song und 'Clavicle' noch einigermaßen sicher, aber fast beiläufig vorgetragen, bevor Co-Sänger Dan Andriano mit 'If We Never Go Inside' eine willkommene Abwechslung bietet. Der zurückhaltende Bassist mit der Rotweinstimme performt „seine“ Songs durchweg souverän und unbeeindruckt. Bis ca. zur Mitte der Show kommt Skiba textlich und gesanglich auf keinen grünen Zweig. Nach einigen Hängern in 'All On Black' ist der Höhepunkt in 'Sadie' erreicht, als die gesamte musikalische Struktur des Songs, wegen der falsch geordneten Strophen usw. umgestellt werden muss. Hier ist nun zum einzigen Mal am heutigen Abend ein „Was mach' ich nur?“ seitens Skiba zu spüren, das im weiteren Konzertverlauf aber durch Frotzeleien und Anekdoten gekonnt verdrängt wird. Was auch immer quer sitzt, weder die restliche Band noch das Publikum nimmt es Skiba krumm. Schließlich überzeugen Andriano und Drummer Derek auf ganzer Linie und auch Matt fängt sich mit der Zeit. Insgesamt gibt es einen fröhlichen Mix aus Altem ('Nose Over Tail', '97', 'Crawl') und Neuerem ('Dine, Dine My Darling', 'The Torture Doctor', 'Young Lover') und guten Konzertsongs wie 'Warbrain', 'Donner Party All Night' und 'Blue Carolina'. Die Laune auf und vor der Bühne wird immer besser und gelöster, die Menge singt bei Klassikern wie 'Cringe', 'This Could be Love' und dem obligatorischen 'Radio' sogar mit. An den Auftritt von THE BRONX (6 Blitze) können ALKALINE TRIO (4 Blitze) heute jedoch nicht heranreichen.