(Hopeless Records / Soulfood) Es scheint in Mode zu sein, ein wichtiges Album zu ausgewählten Jubiläen neu zu veröffentlichen. Statt einer „remastered version“ oder der Variante unveröffentlichte Tracks und Demoaufnahmen mit ins Paket zu packen, haben sich YELLOWCARD für eine Akustikversion des Albums entschieden, dass ihnen 2003 den Durchbruch beschert hatte. „Ocean Avenue“ bediente mit Singles wie 'Only One', 'Way Away' und dem Titeltrack genau das Pop-Punk-Publikum von Bands wie Simple Plan und den All-American Rejects als das Genre seinen Zenit feierte. Funktioniert der softe Rock, der als Akustikversion nun noch weicher ist auch zehn Jahre später noch? Nun ja, man könnte sagen, mit deutlichen Einbußen. Einerseits besteht bei Akustikversionen oft die Gefahr, dass von Songs nur ein Skelett übrig bleibt, da auf die ganzen kleinen elektrischen Helferlein verzichtet wird. Andererseits kann es auch vorkommen, dass getrickst wird und die Songs am Ende fast nicht von der ursprünglichen Form zu unterscheiden sind. So auch bei YELLOWCARD. Manchmal fällt kaum ein Unterschied auf, außer dass der Druck fehlt. Einige Songs wie 'Empty Apartment', die im Original überzeugten und sogar zu meinen Favoriten gehörten, wirken so reduziert -statt gekonnt minimalistisch- wie ein Schatten ihrer selbst. Andere wie 'Life Of A Salesman' oder 'Miles Apart' machen vor allem durch den YELLOWCARD-typischen Einsatz von Sean Mackins Violine noch einen guten Eindruck. Sänger Ryan Keys Stimme rückt mehr in den Vordergrund, bei inhaltsschweren Songs wie 'Believe' kommt das den Stücken definitiv zu Gute. Nach dem Motto: Ohne ablenkende Umgebung kann man sich auf das Wesentliche konzentrieren. Auch 'One Year, Six Months' mit schönem Pianointro kommt gut zur Geltung, aber im Großen und Ganzen bleibt alles etwas nichtssagend. „Ocean Avenue Acoustic“ ist schon irgendwie „nett“ aber das liegt möglicherweise in erster Linie an den (alten) Songs und nicht an der neuen Interpretation. „Ocean Avenue“ lebte einst von poppiger Gute-Laune Musik und jugendlich-frischem Drang. Diese Stimmung kommt bei einer Akustikscheibe natürlich nicht mehr auf. Die Veröffentlichung zum zehnjährigen Jubiläum ist Fans sicherlich willkommen; die dazu stattfindende Tour ein Geschenk, das die Wartezeit zum nächsten Album verkürzt. Auch jemand mit einer Vorliebe für sanfte Musik und leichtherzige, eingängige Melodien dürfte hier durchaus fündig werden. Insgesamt bringen YELLOWCARD sich mit dem Album auf leisen Sohlen wieder ins Gespräch, im Sturm erobert wird damit aber wohl niemand. Album-VÖ: 16.08.2013