(Roadrunner Records /Warner Music) Die Prog Metal-Legende ist zurück. Schlicht mit dem Bandnamen wurde das aktuelle Werk betitelt, das einen weiteren Meilenstein in der nun fast drei Jahrzehnte dauernden Bandgeschichte darstellt. "Dream Theater" wurde zusammen mit dem neuen Drummer Mike Mangini geschrieben und aufgenommen. Dass der kreative Prozess diesmal in voller Besetzung vonstatten ging, merkt man dem Album an, das vor Ideen nur so übersprudelt. Der zwölfte Output der langen Historie wurde in den renommierten Cove City Sound Studios in New York aufgenommen. Den Produzenten-Sessel übernahm Ausnahme- und Gründungsgitarrist John Petrucci selbst. Das Engineering und Mixing überließ er dann aber dem großartigen Richard Chycki, dessen Backkatalog beachtlich ist und der sich sowohl im Prog (Rush) als auch dem Rock (Aerosmith) zuhause fühlt. Beste Voraussetzung also für das neue Bandkapitel, das mit dem progigen Intro 'False Awakening' epische und klassische Soundsphären auslotet. Das zweite Stück 'The Enemy' zeigt DREAM THEATER rockig, abenteuerlustig, eingängig und doch progressiv. Die Nummer ist frisch und lässt doch Erinnerungen an die großartigen Frühwerke aufkommen, ohne aber anbiedernd zu klingen. Alle Mucker lassen hier ihre Fähigkeiten aufblitzen, ohne sich all zu sehr in den Vordergrund zu spielen. Die Soli-Duelle sind spannend und kurzweilig und so geht es auch mit 'The Looking Glass' weiter, das sich durchaus auf "Images And Words" hätte befinden können. Doch auch diese Reminiszenzen sind keineswegs platt und auf alte Stärken schielend. 'Enigma Mechine' beginnt zunächst sphärisch bevor das weitere Intro in derbe Metal Gefilde abdriftet. Je mehr man dem Stück und den Solo-Passagen lauscht, wird klar, dass es sich um ein weiteres Instrumental handelt, das Spaß macht und vor allem live für viele Aha-Effekte, gerade bei Muckern, sorgen sollte! 'The Bigger Picture' beginnt treibend und mutiert dann zur Ballade. Auch hier hat man das wohlige "Images And Words"-Gefühl. Nach knapp zweieinhalb Minuten kippt des Stück erneut und wird zum progressiven Banger. Es schließt sich ein ruhiger Mittelteil mit wundervollen Soli an, bevor es gegen Ende wieder einen Stimmungs- und Beatwechsel gibt. Dieses Wechselspiel behalten DREAM THEATER auch bei den folgenden Nummern bei. So betritt man zwar kein völlig neues Territorium, doch die Grenzen des Möglichen werden ausgelotet und doch sinnvoll verknüpft. Alle Elemente fügen sich immer zu einem stimmigen Bild und überraschen durch die vielen Höhen und Tiefen sowie Stimmungswechsel. 'Behind The Veil' ist dafür das nächste gute Beispiel: Nach einem epischen Vorspiel dreht die Stimmung in Moll und das Stück erfährt eine Metal-Schlagseite, die in der Bridge aufgelöst wird, um in einen hymnischen Refrain zu münden, der im Ohr hängen bleibt. 'Surrender The Reason' geht einen anderen Weg: Derber Anfang, dann folgt ein Akustik Part mit Gesang, bevor munter drauflosgeproggt wird. 'For The Ride' ist im Herzen eine Ballade, bietet aber viele treibende Teil- und progressive Versatzstücke, die die Spannung aufrecht erhalten. 'Illumination Theory' könnte auch 'Metropolis - Part III' heißen. Das Mammut-Stück bringt es auf über 20 Minuten und hier ziehen die "Traumtänzer" noch mal alle Register ihres Könnens, wodurch das Lied zu einer wahren Achterbahnfahrt wird, auf die man sich einlassen muss, um sie richtig zu genießen. Nebenbei hören geht hier nicht! Abschließend kann man nur sagen, dass DREAM THEATER allen Kritikern den Stinkefinger zeigen, die dachten, ohne Mike Portnoy wären die Herren am Ende. Pustekucken! Mike Mangini kann den Posten mehr als ausfüllen! Eine Rückkehr scheint daher ausgeschlossen - auch dank des tollen Songmaterials gerät der Drummerwechsel schnell in Vergessenheit (sorry, Mike!). Die Könige des Metal Prog haben sich mit diesem Album selbst das beste Geschenk zum 30jährigen Bandbestehen gemacht! So gut wie hier waren die Songs und so spielfreudig die Band schon lange nicht mehr! Album-VÖ: 20.09.2013 (Photo courtesy of Roadrunner Records /Warner Music)