(Roadrunner Records / Warner Music)
Viertes Album der Herren
ALTER BRIDGE, dieses hört auf den Namen
"Fortress" und stellt den Zenit ihres Schaffens dar. Mit dem vor knapp vier Jahren erschienenen
"AB III" ging es kommerziell ja schon durch die Decke und der Status der Neo-Rocker wurde geradezu festzementiert - sie haben es innerhalb relativ kurzer Zeit geschafft, selbst zur Referenz zu werden. Durch das Engagement beim Ex-
Guns'N Roses-Gitarristen
Slash und seinem Musikprojekt, wurde
ALTER BRIDGE-Frontmann
Myles Kennedy weltweite Beachtung seines Könnens zuteil, welches er auch ausgiebig live unter Beweis stellen durfte.... seine Intonationen von
G'N R-Classics sind mit der von
Axl Rose ebenbürtig, wenn nicht sogar professioneller und enthusiastischer vorgetragen. Leider hat der Output der Hauptband wegen dieser Nebentätigkeit arg gelitten und es ist eine wahre Befreiung, endlich wieder neues Material von
ALTER BRIDGE auf's verwöhnte Heavy-Ohr einmassiert zu bekommen.
Das Album beginnt mit einem halbminütigem Akustikgitarren-Einstieg, bevor die ersten Riffs ein Lächeln ins Gesicht zaubern, welches man auch nach den 12 Tracks nicht mehr so einfach aus eben diesem gewischt bekommt. Die Erwartungshaltung war riesig und wird zur vollsten Zufriedenheit erfüllt. Der über 6-minütige Opener
'Cry Of Achilles' zerbröselt schon zu Anbeginn jede Furcht, da das Zusammenspiel der Band noch weiter perfektioniert wurde und Herr
Kennedy zwischen Inbrunst und Melancholie eine meisterhafte Symbiose findet. SO, nur so sollte ein HeavyRock- Sänger klingen (außer
Lemmy Kilmister vielleicht)!!!
Der Folgesong
'Addicted To Pain' ist ein straight durchgezogener Up-Tempo Rocker, welcher vollends überzeugt, auch wenn er nach Schema F aufgebaut ist....Einstiegs-Riffgewitter, Strophe, Refrain....nochmal das Ganze, schönes Soli dazwischengehauen und mit dem Refrain beschliessen.
'Bleed It Dry' beginnt schon recht MetalCore-lastig und ist allgemein gesehen für
ALTER BRIDGE-Verhältnisse fast schon dissonant zu nennen - aber gerade durch das Ausprobieren anderer Songstrukturen wird das Gesamtwerk in meinen Augen nochmals aufgewertet. Es folgt
'Lover', der erneut überrascht - es beginnt mit dem gehauchten Gewisper von
Myles, wobei selbst das 1000 x mal mehr Ausdrucksstärke als etwaige Konkurenten hat. Im Laufe des Songs steigert sich der Gesang in ein wunderbares Crescendo, welches in einem alles umarmenden Chorus endet - ich würde mal behaupten: DIE Powerballade des bisherigen Jahres 🙂
'The Uninvited' und
'Peace Is Broken' halten das konstant hohe Niveau und beweisen das perfekte Zusammenspiel des Sängers mit seiner Band, allen voran natürlich Leadgitarrist
Mark Tremonti. Die beängstigend fette Produktion lag in den Händen von
Mark "Elvis" Baskette, der auch schon
Trivium oder
Stone Temple Pilots den technischen Tritt in den Arsch spendiert hat.

Wenn man
ALTER BRIDGE vergleichen möchte mit anderen Bands gleichen Kalibers, fallen ja schonmal Namen wie
Stone Sour,
Shinedown oder meinetwegen
Black Stone Cherry - aber haben diese Gruppen jemals Songs von der Größe eines
'Calm The Fire' oder
'Waters Rising' hingerotzt, diese dann auf die unliebsame Position 7 + 8 auf dem Album quasi versteckt und trotzdem mit Präzision ins BullsEye gefeuert? Ich denke nicht, da durch das gleichbleibend hohe Level der produktiven Schaffenszeit von
ALTER BRIDGE ein Kunstwerk geschaffen worden ist, welches in diesem Jahr seinesgleichen suchen wird.
Der Bezug zum End 80er-Hairmetal wird am deutlichsten sichtbar beim neunten Song
'Cry A River', der schön riffbeladen losknallt und einen der HeavyRock-Refrains des Jahres abliefert... tut mir fast schon leid, dass ich alles soooo abfeiere, aber meine Überraschung stellt sich bei jedem mal Hören neu ein und ich kann gar nicht fassen, dass mir nochmal so ein stringentes Meisterwerk vor den Latz geknallt wird - hatte ich zuletzt 1991 mit dem
"Slave To The Grind" Masterpiece von
Skid Row.
'Farther Than The Stream' - ach was soll ich noch drumherum reden: diese grandiosen Gesangslinien, die
Myles Kennedy auch hier auffährt verursachen mir Entenpelle, Glücksgefühle, Endorphinausschüttung! Die
Guns'N Roses-Gedächtnisballade kommt noch kurz vor knapp, ich sehe schon die Feuerzeuge (heutzutage wahrscheinlich eher die Smartphones) im Stadion aufflammen,
Sons of Anarchy-MotorradRocker liegen sich heulend in den Armen und intonieren
'All Ends Well' voller Inbrunst.
Den Schlusspunkt setzt der Titelsong mit phänomenalen 7,5 Minuten, da nochmal alles reingepackt wurde, was dieses Album ausgemacht hat: kraftvolle Melodien, perfekte Gesangsharmonien, zu jedem Zeitpunkt die richtige Choreographie des Zusammenspiels, astreines Songwriting (schön klassisch oldschoolig mit überraschenden Elementen und einer nicht näher zu definierenden Frische)!
Ach kommt:
ALTER BRIDGE -
"Fortress" volle Punktzahl natürlich - ein Geniestreich auf ganzer Linie!!! Was soll dieses Jahr da noch kommen??? eben...NIX! ich drücke mal eben auf Repeat...
Album-VÖ: 27.09.2013
(Photo by Austin Hargrave)