(Roadrunner Records / Warner Music) Tada! Da ist es also, das Debüt von Slipknot-Drummer Joey Jordison. Das kommt also dabei heraus, wenn man als Schlagwerker einer Mega Metal-Band Langeweile hat, da die Formation aufgrund der vielen Nebentätigkeiten der Musiker „auf Eis liegt“. Zeittotschlagen durch Album-Schreiben – kann man machen! Der Erstling beweist, der tighte Kesselgerber kann mehr als Schlagzeugspielen allein. Bei den Aufnahme-Sessions zum Album saß Joey nicht nur hinter dem Drum-Kit, sondern spielte bei allen Songs auch den Bass ein und bis auf zwei Ausnahmen überall ebenfalls die Rhythmus-Gitarre. Doch ganz alleine geht es nicht und so holte sicher der Hauptsongwriter für Lead-Gitarren und Keyboards Unterstützung und lud diverse Freunde ins Studio ein. Keyboarder Chris Vrenna (Nine Inch Nails) haute in die Tasten, Gitarrist Jed Simon (Strapping Young Lad) und Kris Norris (Darkest Hour) übernahmen gemeinsam alle Lead-Gitarren auf dem Album. Das Gesamtwerk wurde von Rhys Fulber in den Sound Farm Studios, im beschaulichen Städtchen Des Moines, in Iowa, aufgenommen. Der Industrial-Profi hat schon an den Reglern bei zahlreichen elektronisch ausgerichteten Rock und Metal Bands gesessen, was sein Backkatalog eindrucksvoll belegt: Fear Factory, Rob Zombie, Mindless Self Indulgence, Front Line Assembly usw. Wer singt nun aber auf dem Silberling? Henry Derek ist der auserwählte Vokalist, der sich, obschon ein recht unbeschriebenes Blatt, auch an den Kompositionen beteiligen konnte und darüber hinaus viel Freiraum bei den Vocal-Arrangements hatte. Mit SCAR THE MARTYR wollte Jordison zum Teil musikalisches Neuland betreten, doch der hier hörbare Claim wurde schon von anderen zuvor abgesteckt. Selbst Slipknot haben das Territorium des düsteren Metal Rock-Songs in vielen ihrer eingängigeren Stücke schon betreten und so pflügt der unermüdliche Performer ein bereits bestelltes Feld. Heraus gekommen ist dabei ein gutes Metal Album, das Industrial-Einflüsse ebenso aufweist wie Modern Rock-Roots oder New Metal-Verweise. Die präzisen Grooves sind ein markantes Trademark Jordisons und so hört man hier nicht nur sein Spiel heraus, sondern bemerkt auch die Parallelen zu seinem Drumming bei Slipknot minus die Highspeed und Blastspeed Attacken. Herny Derek besitzt eine voluminöse Stimme und eine große Bandbreite von sehr melodischen Passagen wie im Ohrwurm 'Cruel Ocean' bis hin zu bitterbösen Screams, die immer wieder eingestreut werden, z.B. auf der ersten Video-Single 'Bood Host'. Unter den abwechslungsreichen Liedern sind einige Hits vertreten. Doch übertreibt es der Grammy-Gewinner das eine oder andere Mal mit Songlängen und dem Wiederholen von Strophen und/oder Refrains. Viele Songs überschreiten die sechs Minuten-Marke, bieten aber nach hinten hin nichts Neues, kaum überraschende Zwischenspiele, packende Bridge-Variationen oder aufpeitschende Soli. Gleich der Opener 'Dark Ages' ist ein gutes Beispiel für einen solchen „Überlängen-Song“, der gerne nach vier Minuten seinen Abschluss hätte finden können und denen die minimalen Riff- und Drum-Variationen zum Schluss nicht weiterbringen, sondern nur langatmig verlängern. Dieser Song steht synonym für die unnötigen „Erweiterungen" vieler Stücke. Vier Minuten-Rocker sind zwar auch ein Klischee, doch haben in diesem Musiksegment durchaus ihre Legitimation! Weniger wäre mehr gewesen. Schade, denn der Gesang weiß durchaus zu gefallen und die grundlegenden Strukturen passen auch. Fazit: Um nicht falsch verstanden zu werden: "Scar The Martyr" ist eine gute Druck-Schreibe mitpackenden Melodien – Punkt! Doch mit gestrafften Arrangements wäre noch mehr drin gewesen. So ziehen sich einige Stücke, was vermeidbar gewesen wäre – ärgerlich! Album-VÖ: 27.09.2013 (Photo courtesy of Roadrunner Records / Warner Music)