(Noizgate Records/Rough Trade) Zugegeben, manchen Alben muss man sich anfangs häufiger widmen, um ein definitives Urteil zu fällen. Und genau dies versuchte ich nun mit dem nunmehr fünften Longplayer der Berliner Deathcore-Kapelle von PLACENTA, ''Missgunst und Neid''. Jedoch muss an dieser Stelle gesagt werden, dass weiterhin ein zwiegespaltenes Verhältnis zu dieser Scheibe besteht. Der auf Noizgate erscheinende Silberling ist sogleich der erste der Band, in welchem sich das Quintett dem deutschen Gesang hingibt, was es für mich nicht einfacher machte, vollkommen ins Konzept von PLACENTA einzusteigen. 'Schlafe Los' eröffnet den Reigen mit schleppend röhrenden Gitarrenklängen, bevor eine düstere Soundkulisse zwischen Slipknot und Rob Zombie aufgebaut wird. Shouter Sven Berlin setzt kurz darauf ein und überzeugt, indem er sich in dieses Soundbollwerk gut einfügt. Und nun schließt sich genau hier das Problem an, dass der cleane deutsche Refrain etwas untergeht, nicht wirklich mit der musikalischen Kulisse einhergeht und den Hörer automatisch weg von der Musik hin zu den Lyrics zwingt. Alles noch etwas ungewohnt… 'Wunderschön und Wild' zeigt einen weiteren Gegensatz durch chaotische Strophen und einen eher als zurückhaltend einzuschätzenden Chorus. Das anschließende 'Baroness' ist an sich ein gut vorgetragener, eher rockiger Song, der wiederum durch die deutschen Texte ablenkt, welche wohl zum Augenzwinkern gedacht sind, mich jedoch häufig die Stirn in Falten legen ließen. Anders bei 'Sretan Put', dies zeigt das gute Potential von PLACENTA, in den Strophen gut und schnell nach vorne zu gehen und dann in melodischen Textzeilen zu münden, die auch wirken können, wenn sie eher ernsthaft daher kommen. 130914NUV - PLACENTA_Pressebild_web'Nur die Besten' hämmert sich eher etwas belanglos von Anfang bis Ende und macht Platz für 'Jure Joskan', ein überraschendes Highlight! Einen Song, den man immer wieder hören kann, super Shoutings, klasse Songaufbau und ein Refrain, der sich absolut perfekt in den musikalischen Hintergrund legt, warum nicht gleich so?!? Der Sinn des folgenden Interludes eröffnete sich mir nicht, so geht’s mit 'Ein Riese' weiter, welches mit Sprechgesang-Intro und Slapstick-Refrain aufwartet. Musikalisch top, doch am Ende mal wieder recht speziell. Genau wie 'Tanzt', schnelle Deathparts und eine Aufforderung zum Violent Dancing, hm… Als Abschluss knüppelt 'Schwarze Tauben steigen auf' nach vorne und wird durch langgezogenen Chorusgesang herausgetragen. Nun haben wir ''Missgunst und Neid'' hinter uns und sind nicht viel schlauer als vorher. Ich bin mir sicher, dass ne Menge Leute das Album großartig finden werden, also hört selbst mal rein. Für mich persönlich ist die Kluft zischen Core-haltiger Musik und humorvollen deutschen Texten einfach ein wenig zu groß, verwirrend, polarisierend. Album-VÖ: 13.12.2013 (Photo courtesy of Noizgate Records)