(Napalm Records / Universal)
Es gibt Bands, die veröffentlichen großartige Platten, können die Energie ihrer Werke aber nicht auf der Bühne reproduzieren. Dann gibt es wieder Combos, die rocken live, als ginge es um ihr Leben und versprühen auf Tonträger nur ein laues Lüftchen.
SKINDRED gehören zu den Ausnahmebands, die auf beiden Ebenen überzeugen. Im Club herrscht „Death On The Dancefloor“, wenn der DJ Powergranaten wie
'Babylon' oder
'Pressure' erschallen lässt und im Pit moshen die schweißnassen Körper, wenn das Quartett die Bretter, die die Welt bedeuten, zum Glühen bringt. Mit dem fünften Album
"Kill the Power" will das Quartett aber neben der glasklaren Produktion auch die Live-Power entfesseln, für die man die Herren von der Insel kennt und liebt.
¾ von
SKINDRED spielten zuvor schon in der Reggae Rock Band
Dub War (was würde ich darum geben, deren Überhit
'Enemy Maker' noch mal live von
SKINDRED performed zu hören!) zusammen und schärften hier stetig ihre präzisen Songwriting-Fähigkeiten, die in der neuen Formationen schließlich rasierklingenscharf wurden. Die Klingen wurden diesmal zusammen mit dem legendären Rock-Songwriter
Russ Ballard geschärft, der für
Kiss z.B. die Hymne
'God Gave Rock’n’Roll To You' oder für
Rainbow 'Since You’ve Been Gone' komponierte. Sänger
Benji schwärmt von der Kooperation in höchsten Tönen und tatsächlich hört man zum Teil die besten Texte und eingängigsten Melodien des bisherigen Schaffens.
Schön auch, dass nach den „Ausflügen“ in elektronische Gefilde der letzten beiden Veröffentlichungen, das neue Album eine Rückkehr zu den organischeren Sounds der Anfangszeit markiert. Dass dadurch die Live-Intensität der Band noch besser wiedergegeben wird, hört man deutlich am knackigen Schlagzeug-, knarzigen Bass- und voluminösen Gitarren-Klang. Natürlich wird aber diesmal nicht völlig auf Beats und Samples verzichtet. Im Gegenteil: Songs wie das Titelstück sprühen geradezu vor Elektronik über, die sich aber wunderbar homogen in den dreckigeren Gitarren-Vibe einfügt.
Stellenweise fühlt man sich an eine derbe Rock-Version von
Sean Paul oder eine Metal Variante der
Beasty Boys erinnert. Und auch wenn man das eine oder andere Reggae Zitat schon mal gehört hat, ist diesmal die Fusion der verschiedenen Stile über die Maßen gut gelungen. Fast jedes Stück ist ein Hit und nahezu alle Kompositionen stehen für sich und ähneln sich kaum, wie man es z.B. beim Metalcore doch sehr häufig erlebt.

Der Einstieg in die CD ist mit dem eingängigen Titelstück typisch
SKINDRED.
'Ruling Force' hat ordentlich Dampf und pendelt wie sein Vorgänger zwischen Mellow-Strophe und Power-Refrain. Dann wird es zunächst ruhig mit dem Intro zu
'Playing With The Devil'. Doch da wir unsere Pappenheimer kennen, wissen wir auch, dass spätestens im Refrain, der Hüpflevel erreicht wird.
'Worlds On Fire' klingt wie eine Kooperation mit dem zuvor erwähnten
Sean Paul und entwickelt sich zu einer rotzigen Punk Rock-Nummer mit Reaggae Flair.
'Ninja' ist ebenfalls einzigartig, spielt mit New Metal-Elementen und überzeugt neben eindringlichen Melodien mit einem packenden Refrain.
'The Kids Are Right Now' ist ein überzeugender Pop-Rocker, der
SKINDRED mal von einer ganz anderen Seite zeigt. Diese Abwechlsung wird auch in der zweiten Plattenhälfte konsequent durchgeführt und die akustische Reise geht weiter. Die Stücke werden noch stärker, weil eigenständiger und abwechslungsreicher. Eine Powerballade wie
'We Live' wäre auf den ersten Platten noch nicht möglich gewesen.
SKINDRED sind auf dem Höhepunkt ihrer Kreativität und haben keine Angst, neue Einflüsse umzusetzen, was auch Lieder wie die Party Nummer
'Saturday', der Metal-Ausbruch
'Proceed With Caution' (geil!) oder die 80er Jahre mäßige ruhige Abschlussnummer
'More Fire' mit ihren Nintendo-Sound-artigen Einschüben eindrucksvoll belegen! Einen halben Punkt behalte ich lediglich, sollten sich die Engländer noch mal übertreffen können.
Album-VÖ: 24.01.2014
(Photo courtesy of Napalm Records)