(Universal)
MANDO DIAOs Wikipedia-Eintrag muss die Tage mal überarbeitet werden. Dort wird die Band den Genres Alternative Rock, Garage Rock und Rock & Roll zugeordnet. Ihr neues Studioalbum "Aelita" macht es nun möglich, dass man dort getrost Disco und Synthie-Pop ergänzen kann. Für viele Fans der ersten Stunde eine fatale Entwicklung.
Der Albumname "Aelita" ist nicht etwa auf eine Verflossene der MANDO DIAO Masterminds Gustaf Norén und Björn Dixgård zurückzuführen, sondern der Name eines gebrauchten russischen Synthesizers der Marke Aelita, welcher maßgeblich für den Sound des neuen Albums verantwortlich war. Denn leider sucht man den MANDO DIAO-typischen Gitarrensound auf dem neuen Longplayer der schwedischen Band ebenso vergeblich wie die weiteren Bandmitglieder Carl-Johan, Mats, Patrik und Daniel.
Möchte man es positiv ausdrücken, beweisen Norén und Dixgård mal wieder eine weitere Facette der Wandlungsfähigkeit von MANDO DIAO. Und man muss auch eingestehen, dass die Vorabsingle 'Black Saturday' durchaus catchy daherkommt. Unterstützt von der 80er Jahre Keytar-Legende Jan Hammer (Miami Vice-Score) gelingt den Skandinaviern ein weiterer Ohrwurm, welcher es mit der Penetranz ihres 'Dance With Somebody'-Hits locker aufnehmen kann.
Auch das anschließende 'Rooftop' geht sicherlich in vielerlei Ohren noch in Ordnung, aber nach weiteren Highlights sucht man auf der Platte vergebens. Alle weiteren Tracks ziehen sich einfach unsagbar in die Länge und wirken sehr ermüdend auf den Hörer. Fast jeder Song des Albums erstreckt sich über eine Länge zwischen sechs und acht Minuten, weist aber keinerlei Argumente für eine längere Spielzeit auf. Immer wieder kommt einem der Gedanke, dass die beiden Musiker im Studio bei jedem Song überlegt haben müssen, welchen Knopf sie noch nicht auf ihrer "Aelita" gedrückt haben. Anders kann man sich die Entstehung solcher Songs wie 'If I Don't Have You' oder 'Make You Mine' nicht erklären. Bei erst genanntem Song versucht sich Norén erstmalig als Rapper und bedient sich einiger billiger Auto-Tune Effekte. Und 'Make You Mine' hört sich an wie eine schlechte Coverversion des Airwolf-Themas (Wer sich nicht erinnert, dass war eine 80er TV-Serie über einen Kampfhubschrauber).
Speziell die zweite Albumhälfte dürfte auf die Fans der ersten Stunde sehr verstörend wirken und das Ziel mit angesagtem 80er-Sound nochmal kräftig durchzustarten, werden die Jungs mit diesem Album sicher nicht erreichen. Andere Bands hätten ein solches Album vielleicht als Nebenprojekt angepriesen, was aufgrund der Nicht-Beteiligung der anderen Bandmitglieder ja auch gar nicht so abwegig gewesen wäre. Nicht so bei MANDO DIAO. Gewohnt selbstbewusst verkaufen die beiden Leadsänger die neuen Songs als Weiterentwicklung der Band und als die Musik, die man schon immer machen wollte – ja, ist klar.
Ein besonderes Augenmerk sollte man aber auch noch auf das Cover des Albums legen. Auch hier muss man sich fragen, soll das deren Ernst sein? So viel Mut zur optischen Hässlichkeit ist schon bemerkenswert. Vielleicht ist das ganze aber auch nur Satire – man kann den beiden Masterminds schließlich alles zutrauen.
Der Song für die Playlist/das Mixtape: 'Black Saturday'
Album-VÖ: 02.05.2014