(Zodiac Swant / T-Boy / Universal Music) "Andere Länder andere Titten", möchte man hier schon echt erstaunt vermerken. Die Kameraschwenks in die imposante Menge dieses Auftritts machen es in den wenigen ersten Minuten überdeutlich: Dutzende von Mädels rupfen ihre Oberbekleidung und zeigen, was sie haben. Der Button "contains strong language, nudity" macht's einem dann noch mal klarer, da war es aber schon zu spät, haha. Kurz auf das Geländer springen, ruft übrigens die Ordner auf den Plan. Verkehrte Welt. Viele Besucher sehen aus wie die Protagonisten aus ZOMBIE's Filmen, man ist maskiert, geschminkt, verkleidet, rastet zusammen aus, der Zuschauer sieht in der Menge Choreographien von Horror-Cheerleader-Grüppchen oder kleine Rempelpits, nicht diesen neumodischen Martial Arts-Kack von Vollhonks. In Amerika wird anders gefeiert, als bei uns, in Texas scheinbar noch mal um ein Vielfaches anders. Das ist kein Konzert, das ist eine Huldigung! Aber starten wir der Reihe nach in dieses 81-minütige Spektakel... Wir begleiten die Band aus dem Backstage-Bereich auf die Bühne, man steigt fulminant mit fallendem Vorhang und 'Teenage Nosferatu Pussy', Nebel und bizarren Masken ein... der Wahnsinn beginnt. ROB ZOMBIE steht mit Cowboy-Hut auf einem riesigen breiten Schädel-Gebilde mit "Zombie"-Aufschrift und gibt den Zeremonienmeister der Apokalypse, die nun eingeläutet wird. Aber er scheint nicht ganz auf der Höhe zu sein, Text/Refrain-Fetzen werden bei 'Superbeast' weg gelassen, der Mann fängt sich aber kurz darauf, ist zu 100% da und liefert ab. Aber man ist ja auch keine 20 mehr, ROB ZOMBIE ist Baujahr 1965, da darf man auch mal aus der Puste kommen. Wo Bands wie Metallica alles in feinsten Bildern einfangen, wirkt "The Zombie Horror Picture Show" wie einer von ZOMBIE's Horrorfilmen. Scharfe Aufnahmen wechseln mit grobkörnigen, Bilder werden überlagert, gedoppelt, verzerrt, der Zuschauer wird förmlich in diese Freakshow gesogen, man ist in der Geister-Achterbahn gefangen. Man könnte angesichts der riesigen Bühne, der beiden zu den Flanken stehenden überdimensionalen Videoleinwänden und den Dutzenden Monitoren/Leinwänden unterschiedlicher Größe auf der Stage den Eindruck gewinnen, Dallas, Texas wäre für die Dauer des Konzertes der komplette Saft abgedreht worden. Überall flackert es, explodieren alle möglichen Sachen, schießen Feuerwände in die Höhe, über die Leinwände auf der Bühne huschen Szenen aus ZOMBIE's Horror und Trickfilmen, Songtexte werden in comicartigen Lettern wiedergegeben, die Menge wird angeheizt, man wird mit Eindrücken überflutet. Der Meister selbst garniert das mit einem eigenwilligen Tanzstil, der an einen Schamanen und Regentanzrituale erinnert, wirkt dabei aber immer absolut cool und durch seine typische Kriegsbemalung unter den Dreadlocks böse und unantastbar. 'Super-Charger Heaven' bricht über uns herein, ich bekomme Gänsehaut, man will ausrasten und die Luftgitarre rausholen, wenn man John Five zusieht, der mittlerweile ohne Maske wie ein erblondeter The Crow geschminkt ist und aus seinem Mund leuchtet wie Till von Rammstein. Die Bühne ist der Jahrmarkt der Kuriositäten, die Pausen zwischen den Songs werden für das Anlegen neuer Outfits und Mad Max-artiger Masken genutzt. Der Dirigent des Wahnsinns kommt in Uniformjacke und dazu passendem Rock auf einem metallenen Ungetüm hereingefahren. 'Meet The Creaper'... klar, wen auch sonst? Wir bekommen Schnee zu 'House Of 1000 Corpses', animatronische Roboter und Seifenblasen ('More Human Than Human'), einen fahrbaren Skelett-Mikro-Ständer mit 6 Armen, Lava-Regen von der Decke der Bühne bei 'Lords Of Salem', John Five muss seine Gitarre Rockstar-like auf dem Bühnenboden zerkloppen (dafür hat er bei 'Dead City Radio' eine schickere, deren Korpus mit Dutzenden Leuchtpunkten versehen ist). ROB steht auf einem überdimensionalen Radio mit Kassettenteil/Ghettoblaster (mit der Aufschrift "Satan-o-sonic", großartig) und nutzt den Tragebügel auf kompletter Breite als eine Art Gangway. Und dazu im Publikum immer noch Brüste, Brüste, Brüste. RobZombie-live courtesy of UniversalMan kann nicht ansatzweise beim ersten Durchlauf alles genau erfassen, was hier passiert. Ich will auch nicht alles spoilern. Wer aber auch nur im entferntesten moderne Rock Musik mag, muss sich dieses Spektakel hier definitiv angucken. Alles andere wäre eine Bildungslücke. ROB ZOMBIE ist ein Genie, ein Visionär. Alles was er macht, ist Kunst, ob es seine Comics sind, seine Filme, oder seine Musik. Nicht jeder mag sämtliche Werke von ihm (ich liebe das Halloween-Remake, hasse aber seinen Nachfolger), aber man muss ihm attestieren: Alles ist auf einem unfassbar freakigen und einzigartigen Niveau. Zum Abschluss gibt es bei 'Thunder Kiss 65' vertikale Splitscreens von der Bühne und dem Gang des Zeremonienmeisters von der Bühne und durch die Menge. ZOMBIE schüttelt unzählige Hände, wird umarmt und geherzt, fast umgerannt und befummelt, während John Five auf der Bühne ein Solo rausgniedelt.  Minuten später steht ROB wieder auf der Bühne, die Menge steht Kopf, 'Thunder Kiss 65' wird fortgesetzt.  Man verlässt im Anschluss gemeinsam den Ort des Geschehens und kehrt für 'Dragula' imposant zurück. Das Schlagzeug wird hochgefahren (noch höher!), alle tragen lange glitzernde Kreuzmäntel, ZOMBIE steht auf einem riesigen Monsterkopf und bedient die Nebelkanone, überall lodern Flammen , Papierschnipsel fliegen durch die Luft, Konfetti Kanonen explodieren... Ende... Wir sehen den Abspann mit Straßen getaucht in Scheinwerfer-Licht, Bühnenarbeiter bauen ab, der Maestro sitzt in Gedanken Backstage, ich atme durch. Es gibt nicht viele Bands, die auf so einem Niveau Shows absolvieren, aber genau dafür wollen wir bezahlen. Mötley Crüe, Marilyn Manson, Iron Maiden und auch Rob Zombie... danke für die Musik, danke für die Shows! In Münster am 11.06. wird es zwar bestimmt eindrucksvoll, aber ich bezweifle, dass man das hier Gesehene dort umsetzen kann/wird. Zum Abschluss die Trackliste zum Appetit holen: 01.Teenage Nosferatu Pussy 02.Superbeast 03.Super Charger Heaven 04.Living Dead Girl 05.We’re An American Band 06.More Human Than Human 07.Sick Bubblegum 08.Never Gonna Stop 09.Ging Gang Gong De Do Gong De Laga Raga 10.Meet The Creeper 11.Angry Red Planet 12.Mars Needs Women 13.House Of 1000 Corpses 14.Lords Of Salem 15.Dead City Radio And The New Gods Of Super Town 16.Thunder Kiss ‘65 17.Dragula Das Info des Labels gibt nach Recherche noch das her, was die Bluray vermissen lässt: "The Zombie Horror Picture Show" wurde im 
Cynthia Woods Mitchell Pavilion, The Woodlands, Texas (3. August 2013)
 und im Gexa Energy Pavilion, Dallas, Texas (4. August 2013) aufgezeichnet. Leider schweigt alles zur Anzahl der Besucher, die Kulisse ist aber mehr als riesig, die Massen gewaltig. Die Bluray-Auswertung bleibt etwas hinter ihren technischen Möglichkeiten zurück, Specials gibt es auch keine (dafür Punktabzug), aber dafür ist das Konzert bahnbrechend! Angucken!!! DVD/Bluray-VÖ: 16.05.2014 (Photo courtesy of Universal Music)