(Fearless Records/ Warner)
Schon ein paar Tage im Regal des Plattenhändlers eures Vertrauens stehend, wollen wir uns es nicht nehmen lassen, ein paar Worte zum aktuellen Album von
THE WORLD ALIVE zu verlieren.
"Real" heißt das Bollwerk modernen Metalcores, das sicherlich für jede Menge Begeisterungsstürme sorgen wird, nicht zuletzt wegen Ausnahme-Drummer
Luke Holland. Wir freuen uns mit all diesen Leuten, allerdings ist unsere Freude etwas verhalten.
Fulminant startet das Fünfergespann aus
Phoenix mit einem leicht hektischen, melodischen Gitarrenriff, das durch ein heftiges Stakkato begleitet wird. Nach diesem akustischen Ausrufezeichen kann erst einmal etwas durchgeatmet werden, denn Frontmann
Telle Smith bekommt in der Produktion genug Platz für seine Cleanvocal-Parts eingeräumt.
Und genau hier liegt der Hund auch begraben: diese Scheibe platzt geradezu vor Produzenten-Einfluss. Frei nach dem Motto „manchmal ist weniger mehr“, hätte ich mir von
"Real" ganz oft gewünscht, dass
THE WORLD ALIVE weniger auf dem Reißbrett ihre Songs geschrieben, sondern viel mehr Zeit im Proberaum oder auf der Bühne verbracht hätten. Vom ersten bis zum letzten Song hat man das Gefühl, das alles schon so oder ähnlich bei anderen Bands gehört zu haben. Festgefahrene, gewohnte Songstrukturen, Abläufe, Breakdowns: wirklich überraschend kommt hier nichts.
Dazu gesellt sich eine Unart, die lediglich bei genauem Hinhören auffällt: beim Gesang gibt es so gut wie keine Stelle, in der nicht mindestens gedoppelt wurde, sprich: kein Cleangesang ist wirklich nur eine Melodie, sondern zumindest eine kleine Harmonie ist seicht im Hintergrund eingebettet, die so kaum wahrnehmbar ist, aber den Effekt hat, dass man auf Wolke 7 schwebt. Gleiches bei den Screams und Growls: eine recht gut verständliche Keif-Stimme, gepaart mit einem etwas leiser abgemischten Shouting, das der Sache Druck verleiht.

Klar, so werden die besten Effekte nun einmal erzeugt, aber wenn man das ausschließlich so macht, geht der Aha-Effekt wieder verloren. Immer am Maximum ist halt auch nicht gut, etwas mehr Dynamik sollte es schon sein.
Das bedeutet nicht, dass die Scheibe nicht dynamisch wäre, sondern lediglich, dass explizit diese Teilbereiche der Scheibe immer Volldampf geben, und das stresst schon nach wenigen Songs gewaltig.
THE WORLD ALIVE wollen alles perfekt machen, aber dabei schießen sie meiner Ansicht nach über das Ziel hinaus. So klingt
"Real" dann letztlich doch wieder nur wie eine Metalcore-Scheibe unter vielen. Nichtsdestotrotz, auch wenn hier das letzte Tüpfelchen auf dem i fehlt, ist das handwerklich alles perfekt, und diese Gesangs-Sache ist absolut subjektiver Geschmack, daher trotz der kritischen Worte nur knapp an der vollen Punktzahl vorbeigerauscht...
Album-VÖ: 06.06.2014
(Photo courtesy of Fearless Records)