(Warner Bros. Records)
Wie viel Sellout kann eine Band eigentlich noch vertragen? Wie viele Stilwechsel darf man als Band hinlegen? Vom Saulus zum Paulus zum Saulus zum Paulus?
LINKIN PARK polarisieren auf ihrem inzwischen sechsten Studioalbum
"The Hunting Party" erneut. Warum? Weil jetzt wieder alle Uhren auf Null gedreht werden sollen, und man erwartet von den Fans, dass die das auch alle schön brav mitmachen. Kann das überhaupt noch gut gehen?
Eigentlich hatte ich die Band ja schon auf
"Meteora" abgeschrieben. Also nicht im Sinne von „Diese Band hat keinen Erfolg mehr.“, sondern im Sinne von „Diese Band will ich nicht mehr hören.“. Kommerzieller Erfolg (was nicht zwingend negativ zu bewerten ist) und die daraus resultierende stetige Beschallung aus dem Radio auf allen Sendern hat mir dies zwar verwehrt, aber zumindest wollte ich nicht mehr als die ohnehin schon penetranten Single-Auskopplungen hören. Eine neue Chance gab ich der Band zuletzt mit
"A Thousand Suns", wie sich zeigen sollte, eine in meinen Augen absolute Null-Nummer und die Abkehr von allem, was
LINKIN PARK ausmachte. Dann wieder nur Radio-Singles.
"The Hunting Party" soll nun alles wieder richten!
In gewisser Weise gebe ich der Band damit sogar Recht: mit
"The Hunting Party" bin ich wieder näher bei ihnen, als ich das mit sämtlichen anderen Releases seit
"Hybrid Theory" war. Der Haken daran: jetzt will ich das auch nicht mehr hören, der Zug ist für mich abgefahren. Für viele andere dürfte dieses Album eher umgekehrt verstörend wirken. Warum sind
LINKIN PARK plötzlich so hart? (Nein, sie sind nicht hart, sie sind möchtegern-hart!)
Von
Mike Shinoda selbst produziert, mit
Rakim,
Daron Malakian (
System Of A Down),
Tom Morello (
Rage Against The Machine) und
Page Hamilton (
Helmet) als Gastmusiker im Gepäck, ist die Scheibe sicherlich ordentlich, aber insgesamt wirken die Songs alle uninspiriert, dahingeklatscht, aber irgendwie auch mit jeder Menge Kalkül komponiert. Diese Band will unbedingt ein neues hartes Album herausbringen, egal, wie sehr man damit den neuen Fans der zweiten Schaffenshälfte vor den Kopf schlägt. Manche Leute aus den Anfangszeiten wird man damit bestimmt zurückgewinnen können, aber sicherlich nicht alle.

Mir stellt sich letztlich eigentlich nur noch die Frage: welche
LINKIN PARK sind denn jetzt eigentlich authentisch? Die, die uns hier das Album abliefern, das ich mir 2002 gewünscht hätte? Die, die mich vollkommen kalt gelassen haben mit
"A Thousand Suns"? Ich werde daraus nicht mehr schlau.
Fazit: Liebe
LINKIN PARK: Entscheidet euch! Findet einen roten Faden, eine Linie, der ihr folgt. Das ist, man entschuldige meinen Ausdruck, Rumgeeier! Das braucht kein Mensch!
Album-VÖ: 13.06.2014
(Photo by Brandon Cox)