(Noizgate Records)
Post-Hardcore? Naja, seien wir mal ehrlich: nur, weil man keinen Bock darauf hat, in der ausgelutschten Schublade Metalcore zu landen, ist es noch lange nicht okay, sich einfach etwas anderes auf die Fahnen zu schreiben. Der Etikettenschwindel fliegt doch sowieso auf, sobald die Songs laufen!
WATCH OUT STAMPEDE! aus der Hansestadt
Bremen spielen seit 2011 neumodernen Metalcore, bei dem vielleicht live die Post abgeht, mehr hat man mit Post-Hardcore aber auch nicht so wirklich am Hut.
"Reacher" ist nach einer EP nun ihre erste Full-Length Scheibe.
Erfolgreich bereits durch die Cover-Version
'Die Young' von
Kesha auf
Youtube, wird es nun auch Zeit, mal ein wenig mehr Musik für die bereits recht ansehnliche Fangemeinde rauszurücken. Zehn Songs gibt es auf
"Reacher" zu hören, und schon nach den ersten drei bis vier weiß ich für mich: Überraschungen werden wohl ab der Mitte keine mehr folgen. Und ich soll Recht behalten.
WATCH OUT STAMPEDE! machen obligatorisches, schon zig Milliarden mal gehörtes Stakkato-Riffing mit kleineren Metalcore-Melodiephrasierungen, lassen dann spätestens im Refrain mit offenen Gitarrenchords und Cleangesang die Sonne aufgehen, spielen mit Synthesizern und anderen Studioeffekten um diesen Einheitsbrei herum und pumpen alles durch eine absolut druckvolle Aufnahme künstlich auf.
Das ist brutal und schön zugleich, hat aber den entscheidenden Nachteil, dass man das schon so schrecklich oft gehört hat, und dass die Bands, die das ähnlich machen, ganz oft auch noch einen Hauch besser sind. Hier wird absolut null Risiko gefahren, man spielt einen Sound, von dem man weiß, dass er funktioniert, dass er Anklang findet, und dass man damit zurechtkommen wird. Anspruch auf Individualität, Anspruch auf etwas Außergewöhnliches, böse Zungen würden noch „Anspruch auf musikalischen Anspruch“ sagen: alles Fehlanzeige. Altbekannt, simpel, aber: effektiv.

Man kann
WATCH OUT STAMPEDE! nicht vorwerfen, ihre Songs wären schlecht gemacht. Das hat sicherlich alles Hand und Fuß, in gewisser Weise ist das alles nicht nur gefällig, sondern geradezu anbiedernd. Die Scheibe kann man sich von vorne bis hinten durchhören, ohne dabei auch nur einmal zu denken „Oh, was war das denn gerade?“. Anders gesagt:
"Reacher" fällt nicht negativ auf, aber eben auch nicht sonderlich positiv, und das ist genau diese Grauzone, in der eine Band sich im Idealfall nie aufhalten sollte, denn so arbeitet sie quasi unter dem Radar der Szene.
Fans von
Bring Me The Horizon und Co. können hier gerne mal ein Ohr riskieren. Nein, falsche Wortwahl: wer hier reinhört, der riskiert nichts! Ob man das dann braucht oder nicht, sei jedem selbst überlassen.
Album-VÖ: 13.06.2014
(Photo courtesy of Noizgate Records)