(Metal Blade)
Das Review-Intro ist etwas nostalgisch gefärbt – zur Not, den ersten Absatz überspringen 😉
Die belgische Metalband
CHANNEL ZERO wurde bereits 1990 gegründet. Das Debüt von 1992 war noch lupenreiner Thrash Metal. Doch mit jedem Album beschritt das Quartett neue Wege und Sounds. So klang das nur ein Jahr später erscheinende Zweitwerk
"Stigmatized For Life" sehr
Pantera-lastig, kein Wunder, übernahm doch deren Drummer
Vinnie Paul den Mix. Aber erst der dritte Streich der
Brüsseler namens
"Unsafe" (1994), bei dem man mit Hardcore-Elementen spielte und einen eigenen, unverbrauchten Sound kreierte, brachte Kollege
Zosse und mich richtig zum Dauer-Rübe-Schütteln. Wir waren so begeistert, dass wir die Jungs zum vierten Album
"Black Fuel" für
Radio Aktiv und unser Fanzine
Zero Zone (nomen est omen!) interviewten, was sehr unterhaltsam war und was wir später nach der Auflösung mit Gitarrist
Xavier Carion, der später Produzent wurde, wiederholten. Auf den Tourneen zu
"Black Fuel" hatten wir auch viel Spaß mit den Jungs (die Beweisfotos bleiben unter Verschluss ! – versprochen
Zosse!), doch brachten die Dates mit den
Spudmonsters und
Body Count nicht den erhofften Erfolg. So sahen wir die Combo beim
Dynamo Open Air 1996 zum vorerst letzten Mal, denn ein Jahr später lösten sie sich leider auf. Zur Trauerbewältigung spielten wir die 94er und 96er Scheiben auf unseren Disco-Veranstaltungen rauf und runter (ich will nicht wissen, wie oft ich zu
'Caveman' im
Millieu in Ganzkörper-Extase verfallen bin!) (habe irgendwann aufgehört zu zählen! 🙂 -
Zosse).
Der mit Abstand erfolgreichsten
belgischen Metalband war ihr Ausnahmestatus jedoch vielleicht gar nicht bewusst. Denn als die Band sich aus Spaß im Januar 2012 zu einer Show von einer
Facebook-Fanseite überreden ließ, war wohl keinem der Beteiligten bewusst, was das lostreten sollte. Das Reunion-Konzert in
Brüssel war so schnell ausverkauft, dass zunächst zwei weitere Konzerte anberaumt wurden. Doch als diese ebenfalls schnell ausverkauft waren, „mussten“ noch drei weitere Zusatzkonzerte Ende Januar eingelegt werden. Das Ergebnis waren 6 Shows mit insgeamt 12000 (!) Zuschauern, wobei die Tickets jeweils etwa nach einer Stunde (!) im Verkauf ausverkauft waren! Das zeigt deutlich, wie hoch die Band immer noch angesehen und respektiert wird. Da die Freude über die Solidarität so groß war und bei den Gigs das Feuer wieder brannte, entschloss man sich ein neues Album aufzunehmen. Leider musste die Band für den an einem Gehörschaden erkrankten
Xavier Carion einen Ersatz finden. 2011 veröffentlichte die Band ihr Comeback-Album
"Feed 'Em with A Brick" auf dem erstmals Neuzugang
Mikey Doling (ex-
Soulfly und
Snot) zu hören war. Dank Knöpfchendreher
Logan Mader (
Machine Head) hatten die mitreißenden Kompositionen einen Mördersound.

2013 begann die Band mit den Arbeiten an ihrem sechsten Studio-Album und spielte nebenbei eine Handvoll Festival-Gigs im Sommer. Alles schien auf "GO" zu stehen für die Band, als am 10. August Drummer
Phil Baheux im Zuge einer Hirnblutung zu Hause verstarb. Nach einem solchen Schicksalsschlag schienen
CHANNEL ZERO am Ende zu sein. Im Spätherbst 2013 beschlossen die Musiker weiterzumachen und ihren Freund (trotzdem) in Ehren zu halten.
"Kill All Kings" zeigt
CHANNEL ZERO abermals von einer neuen Seite. Der Sound der CD ist ehrlicher und roher als der perfekte Vorgänger und dem Verfasser dieser Zeilen schießen klangliche Vergleiche zu
Anthrax durch den Kopf. Gitarrist
Mikey feuert eine ganze Salve cooler Riffs ab und Sänger
Franky lotet die Grenzen seiner Gesangsfähigkeiten neu aus. Die Leistung von Studio-Drummer
Roy Mayorga (
Stone Sour, Soulfly) ist powervoll und eine tiefe Verbeugung vor
Phil. Die erste Hälfte der Platte präsentiert
CHANNEL ZERO in Top Form und es zeigt sich schon jetzt der ein oder andere Klassiker. Leider wollen die
Belgier aber in der zweiten Hälfte etwas viel. Die Experimente und Stilmixe sind interessant und technisch überzeugend, doch geht dies zu Ungunsten der Eingängigkeit. Egal, mit dem treibenden
'Mind Over Mechanics' bekommt man noch mal die Kurve und der famose mehrsprachige Trasher
'Duersternis' entschädigt vollauf für die kurze Durststrecke.
CHANNEL ZERO haben trotz des Schicksalsschlag ein richtig starkes Album abgeliefert. Wer sich gut eine Mischung aus Thrash, modernen Sounds, ungewöhnlichen Melodien und einer derben Metal-Kante vorstellen kann, wird hiermit 100% glücklich!
Ich freu mich auf die Live-Umsetzung und das 25 Jahre Band-Jubiläum im nächsten Jahr!
(
Phil R.I.P.!)
Album-VÖ: 20.06.2014
(Photo by Tim Tronckoe)