(Columbia/Sony Music)
Männer, wie die Zeit vergeht. Bereits seit 10 Jahren touren die
MADSEN-Brüder zusammen mit
Niko Maurer "Sexmachine" durch die Clubs und Hallen unseres Landes. Zehn Jahre, die sich als langsamer, aber stetiger Aufstieg charakterisieren lassen. Da kann man getrost einen Blick zurück werfen und eine Werkschau abhalten. Und wie es sich für eine Band mit außerordentlicher Bühnenqualität anbietet, geschieht dies in Form eines Doppel-Live-Albums.
Im Dezember 2013 kamen die Jungs aus dem
Wendland auf die verrückte Idee, an fünf aufeinanderfolgenden Abenden jeweils ein Album ihrer Diskografie in kompletter Länge live zu präsentieren. In fünf verschiedenen Locations
Hamburgs wurde dann die
"5 Alben - 5 Nächte"-Tour gespielt. In chronologischer Reihenfolge wurden alle
MADSEN-Alben zum Besten gegeben. Die Tour erwies sich als riesiger Erfolg und konnte zudem mit illustren Features aufwarten. So ließen es sich Freunde und Begleiter der Band nicht nehmen, an bestimmten Abenden vorbeizuschauen und mit den
MADSEN-Jungs auf der Bühne zusammen zu musizieren.
Thees Uhlmann, Bosse, Porky von
Deichkind, König Boris von
Fettes Brot und
Johannes Oerding bildeten dabei nur die Spitze des Eisbergs.
Die
'"5 Alben - 5 Nächte"-Tour lieferte also den Nährboden für die Live-Compilation der Wendlandboys. Die Zusammenstellung geht dabei ähnlich chronologisch vor, wie das gesamte Projekt angelegt war. Und leider liegt hier wohl auch die einzige Schwachstelle dieser Live-Werkschau.
So begrüßenswert es auch ist, dass eine Band endlich mal aus dem Format "Live-CD" etwas mehr machen möchte und nicht einfach nur ein beliebiges Konzert mitschneidet. Dieses chronologische Vorgehen und die gleichzeitige Zusammenstellung aus fünf verschiedenen Abenden führt dazu, dass man irgendwie eine gewisse Dynamik, welche zweifellos bei einem
MADSEN-Konzert herrscht, und einen Spannungsbogen vermisst.
Die ersten Songs der Zusammenstellung konzentrieren sich auf das selbstbetitelte Debüt-Album der Jungs. Die Songs
'Vielleicht', 'Die Perfektion', 'Diese Kinder' und
'Panik' wurden dazu aus dem Konzert im Hamburger
Molotow ausgewählt. Alle Songs werden druckvoll von der Band gespielt und auch dem Publikum hört man an, dass sich hier viele Fans der ersten Stunde versammelt haben müssen, was sie immer wieder mit beneidenswerter Textsicherheit beweisen. Ein weiteres Zeugnis, dass an diesem Abend ordentlich gerockt wurde, findet sich auch in der Tatsache, dass dieser Gig der letzte in der Geschichte des „alten“
Hamburger Molotows gewesen sein dürfte. Wegen Einsturzgefahr wurde bereits kurz nach der Show der Laden geräumt und die komplette dazugehörige Häuserzeile evakuiert.

Als zweite Location wurde das Hamburger
Logo auserkoren. Vom
"Goodbye Logik"-Abend schafften es letztendlich der Titeltrack (hier dargeboten Featuring
Porky von
Deichkind) und der unverwüstliche Liverocker
'Ein Sturm' auf die Livezusammenstellung. Vor allem
'Sturm' wird hier in einer
MADSEN-typischen Livevariante zum Besten gegeben. Der bekannte Track wird sowohl im Mittelteil, als auch zum Ende hin mit einer tollen Livegitarre ergänzt. Es macht sich hier klar bemerkbar, dass
MADSEN auf der Bühne auf die Mitwirkung eines zusätzlichen Gitarristen setzen. Schließlich findet sich mit dem bisher unveröffentlichten Track
'Durch die Wüste' noch ein ganz besonderes Schmankerl.
Den Abschluss der ersten CD bildet dann das Konzert im
Knust. Live gespielt rücken die
Wendländer ihren Hit
'Nachtbaden' noch ein paar Meter näher an
Turbostaat heran und für den Wüter
'Nitro' hat man sich
König Boris mit ans Mikrofon geholt.
Der zweite Tonträger teilt dann die Konzerte im
Gruenspan und in der
Markthalle auf. Dem
"Labyrinth"-Album wird hier deutlich weniger Platz eingeräumt als dem letzten Longplayer
"Wo es beginnt". Die Highlights finden sich hier auch ganz klar in der zweiten Hälfte der CD. Songs wie
'Wo es beginnt',
'Baut wieder auf' oder
'Alarm im Paradies' atmeten bereits in der Studiovariante den Schweiß einer verrockten Rock´n´Roll-Bühne. Und das
MADSEN auch leise können, beweisen sie schließlich mit
'So cool bist Du nicht', dem Duett zwischen Leadsänger
Sebastian und Keyboarderin
Lisa.
Herausragen tut auf der zweiten CD eindeutig die Liveversion von
'Love is a Killer'. Eine
MADSEN Single welche im Original mit
Walter Schreifels bei den Vocals auskommen darf. Auch wenn man hier auf die Stimme des
Rival Schools-Frontmanns verzichten muss, die Backgroundvocals von
Lisa Nicklisch verleihen dem Song nochmals eine schöne neue melancholische Note. Und wenn die
MADSEN Brüder nach zwei Minuten und vierzig Sekunden aus dem Songgerüst plötzlich
Radar Love von
Golden Earing basteln, dann kann es eigentlich keine Zweifel mehr an den Livequalitäten dieser
Norddeutschen geben.
Album-VÖ: 13.06.2014
(Photo by Marco Sensche)