(ThisCharmingMan)
Man werfe fünf Musiker aus verschiedensten Teilen Deutschlands, vier Instrumente, ein Mikrofon und zwei EP-Releases in einen Topf und man erhält die Basis für das nun vorliegende Full-Length-Erstlingswerk von
THE TIDAL SLEEP, genannt
"Vorstellungskraft". Nicht zwingend klischeehafte Musik für die Sommermonate, eher für die Menschen, die beim hellsten Sonnenschein noch an eine Möglichkeit von Regen denken. Ein Sound zwischen Hoffnung und Verzweiflung. Ein Sänger, der sich anhört, als hinge er mit einer Hand an einer Klippe und überlegt, ob er das Mikro aus der anderen fallen lässt, um sich hochziehen zu lassen, sich dann aber doch für den eigenen Überlebenskampf entscheidet, um diesen der Welt ins Gesicht zu schreien! Kurz gesagt: Screamo-Sound der Neunziger.
All diese Bilder vereint sofort schon der
'Old Youth', der zwischen düster melodiösen Gitarrenriffs und brachialer Soundwand samt treibenden Drummings aufwartet.
'Thrive & Wither' wurde ein Video-Release zuteil, vollkommen zu Recht. Ein eingängiger Basslauf bildet hier den Fluss, in dem sich melancholische Klänge und die kehlige Gesangsstimme vereinen, sofort eingängig! Es wird etwas ruhiger mit
'Angst', der mit teils nahezu cleanem, gebrochenem Gesang aufwartet, zum Ende aber doch noch einmal explodiert.
'Flood Dreams' beginnt als Uptempo-Song, dennoch lassen sich
THE TIDAL SLEEP immer wieder die Zeit, Ruhe durch gediegene Interludes in ihren Sound einzupflanzen. Bevor mit
'If You Build It…' eine volle Auszeit in Form eines charmanten Instrumentals ertönt, kommt mit
'Glass' eine etwas stampfendere Nummer. Ein Trommelwirbel leitet
'…They Will Come' ein, welches einfach nur Aufbruchsstimmung verbreitet. Durch
'Fathomed' wird wieder einmal deutlich, dass diese Band zwischen ihrem Shouting und den Melancholy-Uptempo-Parts immer wieder Melodien einstreut, die fast schon verträumt daher kommen und eine klasse Atmosphäre erzeugen.
'Smoke And Mirrors' ist einer dieser Songs, in die man sich einfach reinlegen will und treiben lässt, irgendwie geradlinig und doch ein wenig verspielt. Mit dem folgenden
'Twentyone' wohl gemeinsamer Höhepunkt von
"Vorstellungskraft". Es ist schwer zu sagen, mit was für einem Gefühl genau uns das abschließende sechsminütige
'Lined Skin, Rotten Hull' hier entlässt, schön ist es aber ohne Frage. Mit
"Vorstellungskraft" können sich
THE TIDAL SLEEP ohne jegliche Bedenken Kopf an Kopf mit Größen wie
Touché Amoré oder
La Dispute messen. Will man noch weitere Wurzeln dieses Genres entdecken, wären ebenso die längst vergangenen
Spirit of Versailles zu erwähnen. Wem das alles mit zuviel Pathos garniert ist, der sollte sich vielleicht fern halten, doch ist dies ein extrem wichtiger Teil, ohne den diese unmittelbar leidenschaftliche Musik nie funktionieren würde. Schön, dass eine Band wie
THE TIDAL SLEEP diesen Sound mit am Leben erhalten!
Album-VÖ: 25.07.2014
(Photo by Matthias Haslauer)