(Bethesda Softworks) Beim Namen WOLFENSTEIN denken viele wahrscheinlich direkt an einen indizierten Egoshooter von vor zig Jahren, und so ist das Spiel auch tatsächlich nicht erst seit diesem Release vor allem wegen seiner wilden Vergangenheit berühmt-berüchtigt geworden. Auch die letzte Veröffentlichung landete hierzulande letztlich auf dem Index, und wie lange sich WOLFENSTEIN – THE NEW ORDER tatsächlich öffentlich zugänglich halten wird? Man weiß es nicht. Rein technisch ist das Spiel ein typischer Ego-Shooter, der sich in vielen Bereichen an Genre-Standards hält, aber in anderen auch wieder nicht. WOLFENSTEIN – THE NEW ORDER hat nämlich auch den Anspruch an sich selbst, das Genre "Shooter" wieder zu alter Stärke zu führen. Und wie erreicht man das? Ganz einfach: indem man auf alte Grundregeln zurückgreift. So regeneriert sich die eigene Lebensenergie nicht von alleine, wenn man längere Zeit in Deckung geblieben ist. Na gut, schon ein wenig, aber eben nicht komplett. Hierfür werden Medipacks benötigt, die aber in ausreichender Menge überall herumliegen. Ebenfalls nicht mehr wirklich gängig ist die Handhabung, dass man Munition nicht durch einfaches Drüberlaufen erneuert, sondern einzeln gezielt aufheben muss… Das ist anfänglich etwas gewöhnungsbedürftig und mag den einen oder anderen auch nerven, in sich ist es aber schlüssig.

wolfenstein_screen_1

Grafisch macht WOLFENSTEIN – THE NEW ORDER auf der neuen Konsolengeneration einen sehr soliden Eindruck, ohne dass man dabei aber das Gefühl bekommt, dass der Titel auf den alten Konsolen bestimmt deutlich schlechter wirken müsse, denn dafür sind insbesondere großflächige Texturen einfach zu undetailiert gestaltet. Klanglich geht der Titel dafür voll in Ordnung. Sowohl die Soundeffekte, als auch die Hintergrundmusik und die Synchronsprecher liefern hier eine ordentliche Leistung ab, die dem ganzen Spektakel ein cineastisches Gefühl verleiht. Überhaupt merkt man nicht nur am Fehlen eines Multiplayer-Parts, dass es den Entwicklern von Machine Games in erster Linie darum ging, ein spannendes Einzelspieler-Erlebnis zu gestalten. Schon in den ersten Missionen werden wir regelmäßig mit gerenderten Szenen „belohnt“, die die Story vorantreiben und dafür sorgen, dass wir mit den agierenden Figuren mitfühlen können, in welch hoffnungsloser Lage sie sich eigentlich befinden. Was uns letztlich noch zur Story führt.

wolfenstein_screen_2

Wir befinden uns im Jahr 1960 in Europa. Die Armee von General Totenkopf hat den Krieg gewonnen, während wir uns seit mehreren Jahren im Wachkoma befunden haben. Wir? Ja, wir sind B.J. Blazkowicz, Ranger der US Army. Unser Sturmangriff auf den Unterschlupf von General Totenkopf vor einigen Jahren war scheinbar erfolglos, wir selbst sind dort gestellt worden und konnten nur mit Mühe entkommen (weswegen wir auch mehrere Jahre weg vom Fenster waren und um uns in einer Klinik für Geistesgestörte wieder zu finden. Der Krieg ist vorbei, und das Terror-Regime hat die Macht an sich gerissen. Vom ehemaligen Widerstand ist nichts mehr übrig, alle wurden gefangen genommen. Jetzt ist unsere große Stunde gekommen: Blazkowicz will die Truppen des Widerstands befreien, neu mobilisieren und die Terrorherrschaft der jetzigen Machtinhaber stoppen. Doch dazu muss er sich auch ihrer Waffen bedienen, denn sie sind technisch hoch überlegen... Die deutsche Version wurde selbstverständlich von sämtlichen verfassungswidrigen Symbolen befreit. Dass der Shooter eigentlich eine Nazi-Shooter-Story bietet, erkennt man aber auch so. Ansonsten bewegt sich die Geschichte erneut knapp an der Grenze des guten Geschmacks, aber ich denke, es wäre auch kein richtiges WOLFENSTEIN, wenn man nicht zumindest gelegentlich mal den Gedanken haben würde, doch lieber auszuschalten und sich nicht mit solch kranken Gedanken zu befassen. Schon sehr früh im Spiel werdet ihr jedenfalls lernen, General Totenkopf aus tiefstem Herzen zu hassen und somit einen Grund zu haben, später den Widerstand gegen das Regime anzuführen.

wolfenstein_screen_3

WOLFENSTEIN – THE NEW ORDER ist sicherlich ein unterhaltsamer Shooter, wirklich viel Neues bietet er aber nicht. Die Rückbesinnung auf alte Spielmechaniken ist ganz witzig, aber in Bezug auf Munitionsauffrischung beispielsweise eher ein tatsächlicher Rückschritt, der mit der Zeit einfach nur nervt. Das restliche Gameplay funktioniert aber sehr gut und lässt auch kaum Wünsche offen. Lediglich die Möglichkeit, schneller durch die Waffen zu klicken, wäre mir recht wichtig gewesen. Ansonsten aber ein rundum gelungenes Abenteuer, das euch für einige Stunden an die Konsole fesseln wird. Hat man die Zeit nicht am Stück, dann kann sich das Durchspielen eines solchen Titels aber auch gerne mal über Wochen hinziehen, weswegen wir auch jetzt erst arg verspätet den Test raushauen. Game-VÖ: 20.05.2014 (Photos courtesy of Bethesda Softworks)