Das 25-jährige Jubiläum des W:O:A sollte etwas ganz besonderes sein, das hatten sich nicht nur die Veranstalter vorgenommen, sondern natürlich auch die Fans gewünscht. Das Problem dabei ist aber, dass, wenn die Erwartungshaltung so riesig ist wie in diesem Fall, die Enttäuschung hinterher recht groß werden könnte. Wie schon fast in jedem Jahr spukten wieder Geschichten von einem Secret Headliner durch die Gruppen und Foren, angestachelt von Statements wie „Wir wurden noch nie gefragt“ an Metallica oder die Re-Union von den Böhsen Onkelz waren auch gleich zwei potentielle Kandidaten gefunden. Da nun auch noch Der W auf dem Billing stand und Kevin Russel gesichtet wurde, erhärteten sich die Indizien. Nein, es gab keinen Überraschungsauftritt der Onkelz, und auch Metallica waren nicht da, das Line-Up war exakt so, wie es im Vorfeld zu lesen war. Was für eine Frechheit, sollte man denken, wenn man so manche Meinung dazu liest. Für die Presse hatte man sich ebenfalls etwas Besonderes ausgedacht. Ein neuer Camping-Ground, etwas weiter weg, dafür aber mit Shuttle-Bus. Zu Fuß durfte man die durchaus zu bewältigende Strecke (ca. 5min Fußweg) nur in Rückrichtung (was auch immer da für ein Sinn hinter stecken mag), der Bus war leider zumeist total überfüllt, sodass man durchaus auch mal auf den zweiten oder dritten Bus warten musste, was pro Fahrt etwa 20min bedeutete und somit die eine oder andere Wunschband verpasst wurde. In Anbetracht der Tatsache, dass einem auf dem Rückweg im Bus trotzdem immer Menschen zu Fuß entgegen kamen, mag man diese „nur mit Bus hin“-Regel stark in Frage stellen. Dies hat bei vielen Presse-Mitarbeitern zu Unmut geführt, zumal man das teure Equipment durch das allgemeine Gedränge und Geschubse im Infield schleppen musste und nicht einfach seitlich von der Hauptbühne wie sonst den VIP-Abgang hatte. Aber kommen wir nun zum eigentlichen Festival: Bedingt durch Staus und anfängliche Probleme beim VIP-Campingground (der eigentliche VIP-Platz war erneut überfüllt und man wurde zunächst auf einen Ausweichplatz geleitet, bis man später dann doch noch zum Rest des Trupps dazu stoßen konnte) zogen STEEL PANTHER ungehört und ungesehen an uns vorbei, ebenso wie im Anschluss ACCEPT. Donnerstag war also erst einmal nur Anreisen, Ankommen und mit den neuen Gegebenheiten Zurechtfinden angesagt. Schade drum, aber es lagen noch zwei Tage mit geilen Bands vor uns. Wacken_2014_Photo_by_Matthias_Brandt01 Der Freitag sollte auch gleich mit einem der persönlichen Highlights starten. CHTHONIC aus Taiwan spielten mit einem zehnköpfigen asiatischen Orchester, wodurch ihr ganz spezieller Sound noch etwas mehr in den Vordergrund gerückt wurde. Wer diese Band bis dahin noch nicht auf dem Schirm hatte, wird von dieser Show absolut überzeugt worden sein. Direkt im Anschluss zeigten SKID ROW, was sie noch auf dem Kasten haben. Insgesamt sicherlich eine ordentliche Show, konnten mich die Herren aber nicht mehr wirklich überzeugen. Zum einen ohne Sebastian Bach eh nicht mehr das, was sie mal waren, und zum anderen ist es fraglich, wie das inzwischen recht fortgeschrittene Alter der Herren zu ''Youth gone wild'' passt. Nach einer kurzen Pause ging das persönliche Programm heftig weiter mit BRING ME THE HORIZON. Ebenfalls insgesamt richtig gut, mit einem kleinen Abstrich in der B-Note, denn, wie Frontmann Oliver Sykes selbst sagte, seine Stimme war stark angeschlagen, was man aber nur ganz selten richtig negativ auffiel. Wacken_2014_Photo_by_Matthias_Brandt25 HEAVEN SHALL BURN im Anschluss (nachmittags um 16.45 Uhr) bewiesen einmal mehr, dass sie einfach dafür geschaffen sind, auf riesigen Festivals zu spielen. Die Band hatte das Publikum im Griff wie kaum eine andere, der Sound war bombastisch, die Circlepits waren riesig, und dann gab es noch einen Gastauftritt von Dan Swanö. Besser geht es kaum. APOCALYPTICA spielten ebenfalls mit Orchester, insgesamt war die Meinung zu ihrem Auftritt sehr zwiespältig. Einige waren zu Tränen gerührt, andere fühlten sich nur gelangweilt. Sicherlich eine der Bands, die häufiger mit einem derartig gespaltenen Meinungsbild leben muss. CARCASS spielten abends auf der Party Stage ein solides Set mit einer gelungenen Setlist, wirkliche Begeisterung auf der Bühne sieht aber anders aus. Sicherlich eines der Highlights des Festivals sollten im Anschluss SLAYER auf der True Metal Stage sein. Beginnend mit ''Hell Awaits'', feuerten Tom Araya und Co. einen Hit nach dem anderen auf das Publikum ab und hatten nicht nur einen brachialen Sound, sondern mit den monströsen Bühnenaufbauten (zwei aus Gitarrenverstärkern zusammengesetzte umgedrehte Kreuze, die mit Flammenwerfern bestückt waren) auch optisch etwas zu bieten. Dass Tom Araya mit seinem Bart wie Santa Claus aussieht, steht auf einem anderen Blatt… Der lange Tag forderte seinen Tribut, sodass man dann abends doch auf KING DIAMOND verzichtete. Berichten zufolge soll der aber auch solide gewesen sein. Für Samstag standen ab 12.00 Uhr gleich zwei Bands auf dem Zettel, die man sehen wollte. Während PRONG auf der Party Stage ihr Bestes gaben und eine ordentliche Show spielten, mussten sich ARCH ENEMY auf der Black Stage erstmalig auf dem Wacken mit ihrer neuen Frontfrau Alissa White-Gluz präsentieren. Anfänglich skeptisch, musste ich dann aber doch gestehen, dass die ihre Sache (besonders bei den neuen Songs) außerordentlich gut machte, wenn auch bei älteren Songs und auch bei der Show das Gefühl aufkam, sie würde versuchen, Angela Gossow 100%ig zu kopieren. Aber hier steckte bestimmt auch ein Stück weit Kalkül dahinter: ARCH ENEMY als Opener zu setzen, hatte zur Folge, dass bereits zu dieser frühen Stunde das Infield so voll war, wie manches Jahr zu Headliner-Zeiten… SODOM war eigentlich nur Lückenfüller, deswegen kann ich da auch nicht sonderlich viel zu sagen, da es nicht so wirklich mein Ding ist. Den Auftakt machten Tom Angelripper und Co. mit ''Agent Orange'', ansonsten habe ich noch ''Ausgebombt'' und ''Der Wachturm'' ausmachen können. Thrashiger Sound, in erster Linie halt laut. Muss man wahrscheinlich mögen… Wacken_2014_Photo_by_Matthias_Brandt56 Kontrast dazu: ebenfalls eine absolute Macht waren AUGUST BURNS RED auf der Party Stage, die nach ihrem durchweg gelungenen Auftritt sogar noch nach vorne ans Gitter kamen, um sich bei ihren Fans per Handschlag zu bedanken und ein paar Erinnerungsfotos zu schießen… BEHEMOTH, die zeitgleich spielten, waren zwar soundmäßig ebenfalls ein Hammer, aber ganz ehrlich? Black Metal bei strahlendem Sonnenschein funktioniert nicht. Die beste Laune des gesamten Festivals schien im Anschluss Devin Townsend vom DEVIN TOWNSEND PROJECT zu haben. Permanent Grimassen schneidend, witzige Anekdoten erzählend und dabei noch anspruchsvolle, harte Musik spielend, gab er selbst zu, dass das ja alles irgendwie nicht zusammenpassen würde. Metal & Puppets? Doch, das ging, und zwar richtig gut. Danke, Devin, geile Show! EMPEROR hatten das gleiche Problem wie Behemoth. Black Metal bei gefühlten 35° im Schatten (und davon gab es im Infield nicht wirklich viel) geht einfach nicht einher. Solche Bands müssen einfach in der Dunkelheit spielen, um ihr Flair zu versprühen. Klarer Running Order-Fehler. AMON AMARTH wurden ein Opfer der Busfahr-Zeiten, J.B.O. teilten sich die Spielzeit mit MEGADETH, beide gut, aber nicht überragend. Das war es dann auch auf unserer persönlichen Running Order. Das war das WACKEN OPEN AIR 2014. Inzwischen, etwa 12 Stunden nach Verkaufsstart, ist übrigens auch Wacken 2015 komplett ausverkauft! Reicht eigentlich als Fazit, oder? Wenn nicht, dann hier noch mehr Fazit! 1. Wenn man mit den richtigen Leuten unterwegs ist, ist es eigentlich völlig egal, welche Band wann und wo spielt (sicherlich auch ein Grund, warum die Tickets so schnell weg sind mittlerweile). 2. Man kann sich darauf verlassen, dass bei 100 Bands genug Bands dabei sind, die dem eigenen Geschmack entsprechen, um das Eintrittsgeld zu rechtfertigen. 3. Nicht alle Änderungen bei einem Festival müssen zwangsläufig Verbesserungen sein (liebe Veranstalter, überdenkt bitte das Bus-Konzept noch mal, kurze Laufwege für die Presse waren in den letzten Jahren unbezahlbar und richtig gut). So hat man für 2015 zum Beispiel auch bekannt gegeben, keine Ticketpersonalisierung mehr zu machen, da der Sinn dahinter leider nicht so funktioniert hat, wie man sich das gewünscht hat, und stattdessen die Umschreibung der Tickets für Unmut gesorgt hat. 4. Auch, wenn man sich für das 25-jährige Jubiläum noch einen richtigen Knaller-Act als Headliner gewünscht hätte, seid alle ehrlich zueinander: es waren wirklich genug geile Bands da, und man kann einfach nicht jedes Jahr noch bessere, geilere Bands bringen. Nächstes Jahr gibt es wieder ein Wacken Open Air, und auch da werden wieder richtig gute Bands spielen. Bislang angekündigt sind: TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA, SAVATAGE, RUNNING WILD, IN FLAMES, IN EXTREMO, U.D.O., SABATON, AMORPHIS, DEATH ANGEL, POWERWOLF, ENSIFERUM, KATAKLYSM, CANNIBAL CORPSE, SEPULTURA, THYRFING Die komplette Fotogalerie reichen wir noch nach...