(Function Records/Cargo)
Mit quasi null Erwartungshaltung habe ich mir vor ein paar Jahren
PETTER CARLSEN erstmals im Vorprogramm von Anathema gegeben, und war quasi vom Fleck weg verliebt. Ein smarter Typ, nur mit Gitarre und Mikrofon auf einer Bühne, der es trotzdem schaffte, das Publikum in seinen Bann zu schlagen. Direkt vor Ort wurde noch sein Debüt ''You go bird'' gekauft und signiert. Ein paar Jahre später folgte dann ''Clocks don´t count'', zu meiner Freude etwas weniger auf Singer-Songwriter-Sachen ausgelegt wie noch das vorherige Werk, sondern eher für eine komplette Livebesetzung konzipiert, aber weiterhin unverkennbar
PETTER CARLSEN. Die Vorfreude auf sein neues Album
''Sirens'' war nun entsprechend riesig.
Aber was zum Geier ist das denn bitte?
''Sirens'' wirkt, als hätte
PETTER CARLSEN in den letzten Monaten sehr stark mit Drogen experimentiert oder als wäre ihm die Einsamkeit der
norwegischen Einöde zu Kopfe gestiegen. Vom leicht rockig-poppig angehauchten Sound des Vorgängers ist fast nichts mehr zu hören, aber auch kaum noch vom Singer-Songwriter-Stil des Erstlingswerkes.
''Sirens'' ist, man verzeihe mir die Wortwahl, Ambient-Chillout-Mist. Hätte ich nicht gelesen, dass dies
PETTER CALRSEN sein soll, ich hätte es niemals von selbst erraten, sondern eher eine Bemerkung fallen gelassen, dass der Sänger mich ein wenig an ihn erinnern würde. Die Stimme von
Carlsen ist so ziemlich das Einzige, was noch mit den vorherigen Sachen etwas zu tun hat, ansonsten wird hier viel zu sehr mit Synthesizern und Effekten gearbeitet, sodass man kaum noch den Mann und seine Gitarre erkennt, also die Quintesszenz dessen, was
PETTER CALRSEN mal war.
Richtige Songstrukturen? Irgendwie Fehlanzeige, hier säuselt alles ein wenig vor sich hin, ohne wirkliche Highlights (oder wenigstens Tiefpunkte) zu erzeugen. Null Dynamik, und auch kaum Melodien, die hängen bleiben, etwas, was ich an ihm vorher ach so sehr zu schätzen gewusst habe.
'From The Outside' sowie
'You Begin Where Everything Ends' bilden da zwei löbliche Ausnahmen, bei insgesamt acht Songs immerhin ein ganzes Viertel!

Klanglich habe ich das Gefühl, die gesamte Aufnahme wäre vorab durch ein altes Kofferradio (oder ein Grammophon, nur ohne das typische Knacken) geschickt, durch ein Rohrleitungssystem geleitet und irgendwo in einem leerstehenden Keller mit Kassettenrekorder mit Aufnahmefunktion wieder eingefangen worden.
Fazit: Ein herb enttäuschter Fanboy schreibt diese Zeilen (der sogar
PETTER CARLSEN im Standesamt von Konserve hat spielen lassen). Bitte, bitte, bitte wieder einen Weg einschlagen, mit dem man (ich) etwas anfangen kann,
''Sirens'' ist in meinen Ohren ein absoluter Griff ins Klo, weil hier alles irgendwie weichgekocht und ohne jegliche Konturen erscheint. Da wäre nach meinem Empfinden deutlich mehr drin gewesen.
ALBUM-VÖ: 19.09.2014
(
Photo courtesy of Function Records)