(Reprise/Warner)
Mit
GERARD WAY kehrt eine der schillerndsten Kultur- und Popgrößen des 21.Jahrhunderts zurück ins Rampenlicht. Der ehemalige Comiczeichner, Sänger und Gründer der Alternative Rocker
My Chemical Romance musiziert nun solo. Stil- und Imagewechsel inklusive, aber dafür war bereits seine alte Band bekannt. Erste Höreindrücke wecken Assoziationen zum Britpop und lassen auf einen gewissen
David Bowie als Inspirationsquelle deuten.
Bereits
My Chemical Romance waren Meister darin sich von Album zu Album neu zu erfinden. Stil- und Imagewechsel glückten meist und die Band baute sich in jungen Jahren bereits eine bemerkenswert große und treue Fanbase auf. Umso überraschender verkündete man im März 2013 die Trennung von
My Chemical Romance. Zwölf Jahre Bandgeschichte, vier Alben und
„alle großartigen Dinge“ müssen schließlich irgendwann enden, verkündete man via Band-Website.
Das der Kreativmensch
WAY nicht lange tatenlos rumsitzen würde, dürfte wohl jedem Fan der Band bereits zum Zeitpunkt der Auflösung klar gewesen sein. Im Spätsommer 2014 präsentierte
GERARD WAY seine Solomucke bereits auf dem
Reading Festival und sorgte für einen hoffnungslos überfüllten Publikumsbereich vor der
Radio 1 NME Stage. Ende September kommt nun mit
"Hesitant Alien" das Album in die Läden und Downloadshops - 11 Songs in 44 Minuten Spielzeit.
Der Opener
'The Bureau' atmet noch ganz deutlich die Qualitäten der
Black Parade, jedoch mit deutlich angezogener Handbremse im Tempobereich. Die Bremse wird im anschließenden Track
'Action Cat' jedoch spürbar gelöst. Powerpop vom Feinsten – wie gemacht als erste Single, Alternativeradioshows und Uniradios können diesen Song bedenkenlos in ihre Heavyrotations packen. Gleiches gilt für
'No Shows', welcher sich direkt anschließt und den Hörer nicht nur gut gelaunt, sondern sicher auch Fuß wippend zurücklässt. Und wer sich bis hierhin nicht mit guter Laune anstecken ließ, dem lässt
WAY mit
'Brother' nun aber endgültig keinen Ausweg mehr. Aufhorchen lässt dann Track Nummer sechs
'Zero, Zero', welcher sich irgendwo im Kosmos von
Frank Black und seinen
Pixies aufhält, welche
WAY auch direkt als Inspirationsquelle für seine Soloarbeit anführt:
„Ich habe außerdem mit dem Abstrakten experimentiert und mir die Arbeit von Frank Black angesehen, sowohl mit den Pixies als auch seine Solo-Werke“. Erfreulich das ihm das erstaunlich gut gelingt, denn solch einen gelungenen Track wie
'Zero, Zero' hatten die
Pixies auf ihrem letzten Album "
Indie Cindy" nämlich nicht im Köcher.

Beim anschließenden
'Juarez' kann man nochmal die musikalische Vergangenheit von
WAY durchblinzeln sehen, wobei er nun seiner
Fender mal richtig was abverlangt und den Sound gehörig verzerrt. DasT das Ganze dennoch im durchaus angnehmen Hörbereich bleibt, ist sicher nicht zuletzt
Tschad Blake an den Reglern zu verdanken, welcher sich bereits als Mixer von den
Arctic Monkeys und den
Black Keys bewähren konnte.
Anschließend wird es wieder deutlich relaxter,
'Drugstore Perfume' stellt mit knapp fünf Minuten den längsten, aber auch ödesten Song der Platte dar. Der Track fadet direkt in
'Get The Gang Together' über, Rhythmik und Tempo werden hier nur leicht variiert,
WAY darf sich in diesem Song aber sehr auffällig als Sänger austoben und beweist außerordentliche Stimmqualitäten. Mit
'Maya The Psychic' beinhaltet das Album zum Abschluss noch einen Song, der sicher noch aus einer
My Chemical Romance-Session liegengeblieben ist, was aber, wie in diesem Falle, nichts Negatives sein muss.
Insgesamt liefert
WAY ein erstaunlich abwechslungsreiches Pop-Album, welches auch auf Dauer nicht schnell langweilig werden dürfte und welches beweist, es gibt eine musikalische Zukunft für
GERARD WAY nach
My Chemical Romance.
Album-VÖ: 26.09.2014
(Photo by Eric Ray Davidson)