Endlich sind
THE AMITY AFFLICTION mal wieder bei uns zu Besuch gewesen. Dieses Mal hatten sie neben
HEART IN HAND auch
THE PLOT IN YOU und
NAPOLEON dabei. Bevor sie die Hauptstadt zum Tanzen gebracht haben, haben sich Bassist/Clean Vocalist
Ahren Stringer und Gitarrist
Dan Brown die Zeit genommen, sich mit uns über Lyrics, das Leben auf Tour und ihren Weg in die Musik zu unterhalten.
Ihr seid wieder zurück in Deutschland! Freut ihr euch, wieder hier zu sein und wie lief eure Tour denn bis jetzt?
Ahren: Wir freuen uns auf jeden Fall. Die Tour ist gut besucht und bis jetzt haben wir wirklich gute Shows gespielt. Bisher hat es sehr viel Spaß gemacht.
Dan: Genau, außerdem ist es auch gerade schön kalt hier bei euch. Das ist ein bisschen wie zu Hause, da wir aus einem eher kälteren Teil von Australien kommen. Allerdings kann man hier aber einen richtigen Winter abkriegen, was auch mal ganz schön ist.
Kanntet ihr denn eine der anderen Bands auf dieser Tour schon oder seid ihr zum ersten Mal unterwegs? Wie ist das Klima?
Ahren: Wir persönlich haben alle Bands auf dieser Tour das erste Mal getroffen, aber es sind auf jeden Fall alles nette Leute und alle kommen gut miteinander aus.
Dan: Da stimme ich zu. Außerdem waren wir ja quasi gezwungen, uns recht schnell kennen zu lernen, da wir uns alle einen Bus teilen.
Habt ihr sowas wie 'guilty pleasures', wenn ihr auf Tour unterwegs seid?
Ahren: (lacht) Also ich habe gerade mit dem Trinken aufgehört. Ich habe echt immer ziemlich viel getrunken, wenn wir auf Tour waren, aber jetzt will ich meiner Leber mal eine Auszeit geben. Dafür trinke ich jetzt umso mehr Kaffee.
Dan: (lacht) Ja, Kaffee trinken ist so unser Ding geworden. Kaffee trinken und Videospiele spielen. Wir werden gerade zu richtigen Nerds.
Könnt ihr euch an eure erste Show als Band erinnern? Wenn ja, wie war das für euch?
Ahren: Oh, das ist lange her, so um die 10 oder 11 Jahre. Wir haben damals ins
Brisbane gespielt und es waren vielleicht 20 Leute da und wir waren Vorband für irgendeine christliche Rockband. Wir waren bestimmt super.
(lacht) Nein, eigentlich waren wir da ziemlich schlecht, aber Spaß hatten wir trotzdem!
Ist euch irgendwann während einer Show schon einmal etwas Merkwürdiges, Dummes oder Erschreckendes passiert?
Dan: Ist bei uns schon mal jemand von der Bühne gefallen?
Ahren: Nein, von der Bühne gefallen ist noch keiner, aber ich bin schon mal in
Ryans Drums gefallen, als ich ziemlich betrunken war.
Dan: Ich habe ab und zu die Bühne geschrottet. Meistens habe ich irgendwelche Löcher reingeschlagen. Gerade letztens wäre ich dann fast in eins davon reingefallen. Das würde bestimmt auch ein interessantes Bild abgeben, wenn ich plötzlich in der Bühne feststecken würde.
(lacht) An den meisten Tagen sind wir aber natürlich perfekt in dem was wir tun! Kleiner Spaß!
Was würdet ihr sagen, welcher Teil eurer Show wird die Leute am meisten begeistern und worüber werden sie nach dem Konzert bei Instagram, Twitter oder was auch immer posten?
Dan: Definitiv unsere neuen Songs!
'Death's Hand' kommt auf jeden Fall immer sehr gut bei den Leuten an. Das ist unser wahrscheinlich härtester Song und dabei kommt immer viel Bewegung in die Menge.
Ahren: Ja, auf jeden Fall. Bei den neuen Songs gehen die Leute immer am meisten mit, was uns sehr freut. Ich denke, es ist besser, die Band zu sein, von der die Leute eben die neuen Sachen hören möchten, anstatt immer wieder die Lieder von ganz alten Alben zu verlangen. Davon gibt es natürlich auch welche, aber bisher sind wir mit unserer jetzigen Setlist ganz gut unterwegs gewesen. Wir haben uns definitiv für einen guten Mix entschieden.
Was hat euch zur Musik gebracht und wann habt ihr für euch festgestellt, dass ihr mit Musik euren Lebensunterhalt verdienen wollt?
Dan: Puh … ich glaube, mir wurde damals einfach eine Gitarre in die Hand gedrückt. Mein Vater hat mir eine Gitarre geschenkt, als ich noch sehr jung war und ich habe einfach nicht mehr aufgehört zu spielen und so nahm alles seinen Lauf. Durch ältere Freunde und meine Cousins bin ich dann mehr und mehr in das Genre reingerutscht und habe angefangen, in verschiedenen Bands zu spielen und ja, ich wollte einfach nicht wieder damit aufhören!
Ahren: Ja, bei mir war es eigentlich ähnlich. Ich habe relativ früh mit dem Bass spielen angefangen und war auch in einiges Bands. Früher habe eher in Punkbands gespielt, wo man vielleicht weniger Talent brauchte, aber an sich dachte ich mir immer, wenn andere Leute das können, dann ich das auch und so ging es dann immer weiter und weiter. Wenn deine Freunde auch mitziehen, dann bringt das Ganze natürlich auch wahnsinnig viel Spaß und so nahm alles seinen Lauf. Wenn man genug Zeit und Arbeit in eine Sache steckt, dann kann man auch Erfolg damit haben und das ist uns dann auch irgendwann passiert.
Ich würde euch gerne mehr zu euren Lyrics fragen, da viele eurer Songs ja sehr persönlich scheinen. Ist es da manchmal schwer, dass man vor so vielen Leuten quasi sein Herz ausschüttet oder seht ihr das eher als eine ganz positive Sache?
Ahren: Also die meisten Lyrics kommen von
Joel, eigentlich so ziemlich alles und für ihn ist es auf jeden Fall eine gute Sache, seine Gedanken in die Songs zu legen und so mit den inneren Dämonen besser klar zu kommen. Was ich positiv daran finde ist, dass man damit Menschen erreichen kann, die die gleichen oder ähnliche Probleme haben und man ihnen somit auf eine Art und Weise helfen kann und ihnen zeigen kann, dass sie nicht alleine sind. Ich finde es gut, dass man auf diese Weise über bedrückende und schwierige Themen reden kann. Für
Joel ist es persönlich auch hilfreich und zeitgleich kann er so den Leuten übermitteln, dass von schlechten und depressiven Gedanken nicht die Welt untergeht und das Menschen mit Depressionen geholfen werden kann.
Was würdet ihr sagen ist euer bester Song, bezogen auf die Lyrics und die musikalische Umsetzung?
Ahren: Passend zur letzten Frage würde ich sagen
'Don't Lean On Me', da die Lyrics und der Song an sich für
Joel eine große Bedeutung haben. Es geht in dem Song ja darum, dass er eigentlich die Leute, die unsere Musik hören, direkt anspricht und ihnen sagen will, dass wir alle nur Menschen sind und er nicht auf alle ihre Fragen eine Antwort geben kann.
Joel hatte ja wegen des Liedes auch noch einen Brief an die Fans geschrieben und dort ebenfalls seine Gedanken zum Ausdruck gebracht und klar gestellt, dass der Song auf keinen Fall als negativ gesehen werden soll, sondern einfach seine Gefühle zu der Zeit klar machen sollte. Es geht in dem Song nicht darum, dass irgendjemand zurückgewiesen werden soll, sondern eher darum, dass es für
Joel eben auch manchmal nicht leicht ist und das jeder seine Lasten zu tragen hat. Ja, außerdem ist das wohl der derzeit bekannteste Song von uns.
Gab es dann mal eine Resonanz von einem Fan, die euch besonders bewegt hat?
Dan: Wir bekommen ziemlich viele Nachrichten und Briefe von Menschen, die uns schreiben, dass wir ihnen mit unserer Musik über eine schwere Zeit geholfen haben. Andere schreiben uns über ihre besten Freunde und das sie froh sind, dass sie noch am Leben sind und das unsere Musik eben diesen Freunden geholfen hat. Wir haben auch schon Nachrichten bekommen, in denen uns von Menschen geschrieben wurde, die sich das Leben genommen haben und wie den Angehörigen die Musik dann geholfen hat. Das sind so die Sachen, die wir meist lesen oder hören.
Ahren: Ja, genau. Ich finde es immer ziemlich schmerzhaft zu hören, wenn sich jemand umgebracht hat, aber andererseits zu hören, dass wir einen Teil des Schmerzes mit unserer Musik besser machen und auf unsere Art und Weise da sein und helfen können. Manchmal ist das gar nicht so leicht, das selbst zu verkraften, aber am Ende zählt auf jeden Fall, dass man mit Musik etwas erreichen und Menschen helfen kann.
Das ist definitiv eine sehr schöne Sache. Von daher, macht auf jeden Fall weiter so! Habt ihr abgesehen davon denn einen ultimativen Traum oder ein spezielles Ziel für die Band? Wollt ihr mal eine ganz bestimmte Konzerthalle füllen oder bei eurer Lieblingsband als Vorband spielen?
Ahren: Oh ja!
(lacht) Wie krass wäre es, wenn wir mal im
Wembley Stadium spielen könnten? Ansonsten wünsche ich mit einfach, dass wir als Band weiter vorwärts gehen, uns weiter entwickeln und keine Schritte zurück gehen und wieder in kleineren Hallen spielen müssen.
Dan: Ganz genau. Für mich steht auch die Entwicklung im Vordergrund, das wir nicht stagnieren oder irgendwann Musik schreiben, mit der wir nicht mehr glücklich sind. Der Zug soll auf jeden Fall am Rollen bleiben.
Gibt es eine Sache, die nicht viele Leute von euch wissen, von der ihr euch wünschen würdest, dass mehr Leute davon wüssten?
Dan: (lacht) Eine sehr gute Frage!
Ahren: Die Leute können ruhig wissen, dass wir total nette Leute sind, auf dem Boden geblieben …
Dan: Genau! Manchmal kommt nämlich wirklich ein falsches Bild rüber, wenn wir nach dem Konzert aus der Halle stürmen und nur kurz mit den Fans sprechen können. Sehr oft können wir selber gar nichts dafür, wenn wir beispielsweise unbedingt unseren nächsten Flug erwischen oder einfach weiter in die nächste Stadt mit dem Van fahren müssen.
Ahren: Außerdem ist es manchmal auch ganz schön, wenn man nach einer Show einen Moment für sich hat. Ich meine, für uns ist das auch körperlich anstrengend und wir sind auch nur Menschen, die sich dann einfach mal ausruhen oder nach Luft schnappen wollen. Das wäre wirklich gut, wenn das von anderen auch so gesehen wird.
Dan: Wir wollen unsere Fans ja auch lieber nicht treffen, wenn sie gerade richtig schlechte Laune haben.
(lacht)
Ich höre raus, dass ihr das als großes Manko empfindet. Was ist eurer Meinung nach noch ein Nachteil in einer Band zu sein, die so viel auf Tour ist? Und was treibt ihr so, wenn ihr mal Freizeit habt?
Ahren: Abgesehen davon, dass man manchmal einfach für gar nichts wirklich Zeit hat, finde ich mit am schlimmsten, dass das Schlafverhalten richtig mies wird und man oft einfach irgendwas isst, anstatt sich eine leckere und gute Mahlzeit zu gönnen. Auf Tour zu sein, ist manchmal echt hart. Wenn wir Headliner sind haben wir aber manchmal nicht so großen Stress und haben dann auch oft Zeit und gucken uns in der Stadt um, in der wir gerade sind.
Dan: Genau! Heute hatten wir zum Beispiel genug Zeit, durch die Stadt zu laufen. Wir haben uns die
Berliner Mauer angeschaut, das
Brandenbuger Tor, Checkpoint Charlie … das war echt toll. Im Großen und Ganzen ist auf Tour sein eine absolut tolle Sache, da wir viel rumkommen und die Welt sehen können, aber wie schon gesagt, ist es manchmal auch echt ein harter Kampf, wenn man so unter Zeitdruck steht und von A nach B fahren muss.
Das Jahr neigt sich langsam dem Ende zu. Was sind eure Pläne für die restliche Zeit? Werdet ihr Weihnachten zu Hause verbringen können?
Dan: Nach der Tour geht es für uns auf jeden Fall nach Hause und über Weihnachten haben wir frei, was sehr schön ist, da wir dann bei unseren Familien sein und uns mal wieder ein bisschen gehen lassen können. Mit dem Touren geht es dann erst im nächsten Jahr weiter.
Ahren: Ja, im neuen Jahr steht dann erstmal wieder eine Tour in
Australien an und danach geht es auch wieder nach
Amerika, wo wir dann mit
Stick To Your Guns unterwegs sein werden.
Dan: Ansonsten nehmen wir uns natürlich auch bald wieder die Zeit, um an einem neuem Album zu schreiben. Wir werden also nach unserem Urlaub wieder sehr beschäftigt sein.
Dann möchte ich euch nun für eure Zeit danken und wünsche euch heute Abend viel Spaß mit Berlin.
Ahren: Ebenfalls vielen Dank und viel Spaß bei dem Konzert heute.
(Photo courtesy of Roadrunner Records)