(Country Bumpkin/Eigenvertrieb) NORTH ALONE ist laut eigener Angabe der offiziellen Facebook-Seite dem Genre des Punk-based Songwriter Folk zugetan und besser kann man das auch gar nicht auf den Punkt bringen. Hier wird DIY noch großgeschrieben, der Vertrieb von Veröffentlichungen erfolgt eigenverantwortlich, ohne das große Labels im Hintergrund die Fäden ziehen - auch Konzerte werden selbst organisiert. Durch die Vernetzung innerhalb der Szene gelingt es den aus Osnabrück stammenden NORTH ALONE die Reichweite sukzessiv auszubauen und somit verdientermaßen mehr Interessierte für deren leidenschaftliche Herangehensweise zu begeistern. Mit "Cure & Disease" erscheint dieser Tage das zweite Album mit 11 neuen Tracks, die allen gefallen werden, die ihren Narren an Chuck Ragan, Dave Hause oder Rob Lynch gefressen haben. Der hier dargebotene Singer-/Songwriterstuff wird unter Hinzunahme von Geige und der Unterstützung der im Hintergrund agierenden Band zu einem wahren Fundus spannender Entdeckungen. NORTH ALONE tourten in den vergangenen Jahren unzählige Male durchs Land - oft alleine, aber auch als Support ähnlich gelagerter Bands wie Old Man Markley oder Larry And His Flask. Und eben diese Connections und Möglichkeiten konnten NORTH ALONE dafür nutzen, semi-prominente Gastsänger auf "Cure & Disease" zu gewinnen und Songs wie 'Scatter My Ashes Into The Sea' (feat. Ian Cook of LAHF) und 'Old Dog Barking' (feat. John E. Carey Jr. of OMM) zu veredeln. Aber eigentlich sind die Nennungen solcher Gäste müßig, da "Cure & Disease" mit voller emotionaler Wucht überzeugt, NORTH ALONE durch seine whiskeygetränkte raue Singstimme sämtliche Aufmerksamkeit auf sich zieht und Songs wie die erste Singelauskopplung 'The Last Inch' den besten Americana-Folk eines Nichtamerikaners bietet, den ihr jemals gehört habt: Ich gehe soweit zu sagen, dass mich NORTH ALONE durch ihre Frische, ihr authentisches Auftreten und ziemlich grandiose Songs, das letztjährige Werk von Chuck Ragan fast vergessen lässt (auch wenn ich Fan bin) und meine Tendenz Richtung NORTH ALONE ausschlägt. 'Hydrogen Peroxide' oder oben genannter 'Old Dog Barking' liefern schwungvoll ab, so dass einem gepflegten Squaredance nichts im Weg steht. Und gerade diese Energie fehlte mir die letzten Jahre bei den üblichen Verdächtigen des Genres. 'Missing Heart Shadow' ist z.B. der beste nichtgeschriebende The Gaslight Anthem-Song seit Ewigkeiten. northalone2-by_melancholiemaritimphotographieIch möchte ungern ständig Vergleiche heranziehen, es soll nur verdeutlichen, welche Qualitäten in dieser Wundertüte namens "Cure & Disease" stecken und das man nicht immer über den großen Teich schielen muss, wenn das Gute zun Greifen nah ist. Klar klingt das Timbre von Sänger Manuel eindeutig nach dessen Vorbildern, aber es ist soviel mehr als ein Plagiat, was NORTH ALONE hier abliefern, es könnte die Wiedergeburt eines Genres sein, welches drohte, in Belanglosigkeit und Austauschbarkeit zu versinken. "Support Your Local Scene"! Teilt das oben verlinkte Video, unterstützt NORTH ALONE durch den Kauf physischer Produkte und besucht Konzerte, verdammt! Ich bin geflasht (wie der HipHopper sagen würde) und verteile 5,5 Blitze für den Überraschungscoup des Jahres bisher. Album-VÖ: 23.03.2015 Mehr zu NORTH ALONE: www.northalone.de (Photo by Melancholie Maritim Photographie)