In Hannover hatten die Jungs von FIDDLER'S GREEN eines ihrer letzten Konzerte ihrer Jubiläumstour. Bevor sie allerdings den ausverkauften Pavillon rocken sollten, war die komplette Band vorher noch bereit, uns in einem Interview Rede und Antwort zu stehen. Nun neigt sich die Tour ja langsam dem Ende entgegen und ich denke, 25 Jahre Jubiläum hat man nicht alle Tage, wie war es denn bis jetzt? Pat: Das ist schon der Wahnsinn! Die Tour ist richtig groß und fett und wir sind einfach mega begeistert. Euer neues Album ist ja noch relativ frisch und es ist ja ein Best-Off Album geworden. Okay, zwei neue Lieder sind drauf und zwei Aufnahmen von Songs, denen vorher nie eine Studioversion vergönnt war. Ich habe es für Gestromt.de auch bewertet und konnte eigentlich nicht anders als sechs von sechs Blitzen zu geben, weil die Auswahl einfach so gut ist und wirklich Hit auf Hit folgt. *ganze Band applaudiert* Stefan: Wow, voll geblitzt! Pat: Guter Mann! "Setzen, Sechs" nennt man das wohl. Magst du noch ein Bier oder einen Jägermeister? Einen Jägermeister würde ich wohl schon noch nehmen. Und nun ist das Album ja auf Platz 30 der Album Charts eingestiegen. Habt ihr mit so einer Platzierung gerechnet? Stefan: Ne, wir wollten natürlich Platz 25 werden und waren dann sehr enttäuscht, dass es nicht geklappt hat. Pat: Für ein Compilation-Album ist Platz 30 ja Wahnsinn, finde ich. Ja, es gibt ja auch sicherlich viele, die dann denken, nur für zwei neue Songs und zwei neue Aufnahmen und sonst nur alten Scheiss so viel Geld ausgeben? Stefan: Deswegen sind wir auch überzufrieden. Jetzt habt ihr 17 Songs auf dem Album, wie schwer war es denn da, aus 25 Jahren Bandgeschichte wirklich die wichtigsten Lieder auszusuchen? Stefan: Sehr schwer! Wir hatten eine lange Liste zu Anfang und die ist dann langsam zusammengeschrumpft. Jeder Song der gestrichen werden musste, war ein Kampf. Pat: Aber leider ist die nur ganz langsam geschrumpft, das ging über mehrere Wochen. Wir haben uns sehr oft getroffen und wir waren ja auch auf Tour unterwegs und jede freie Zeit im Hotel oder Backstage wurde genutzt, um Songs auszuwählen. Was zum Glück ohne Prügelei ging und irgendwann hatten wir es dann geschafft. Nun seid ihr also schon 25 Jahre eine Band. Gab es da irgendwann mal Phasen, wo ihr dachtet, jetzt haben wir echt keinen Bock mehr, das ist uns alles zu stressig oder ähnliches? Oder war die Devise, immer nach vorne gucken, egal was kommt? Stefan: Der Pat ist ja erst seit 2006 dabei, deswegen ist er noch frisch und unverbraucht. Pat: Gewesen! Stefan: Genau, gewesen. Und bei uns alten Hasen ist es so, dass mir persönlich die Musik immer Spaß gemacht hat und mir auch immer Spaß machen wird. Daher gab es auch nie eine Zeit, wo ich dachte, ich habe keinen Bock mehr drauf. Nein, sogar eher das Gegenteil, die letzten Jahre wurden immer besser und in meinen Augen wurden auch unsere Platten immer besser. So wie ich mir FIDDLER'S GREEN vorstelle, so klingen sie seit 10 Jahren und das ist perfekt. Ich hoffe auch, das geht ewig so weiter. Und an die alten Hasen, wie kam man denn an die Idee, als deutsche Band Irish Speedfolk zu machen? Albi: Ich bin ein alter Hase! Darf ich auch mal was als alter Hase sagen? Ich komme ja aus der Folkmusikszene, so ganz klassisch. Bisschen Neil Young spielen und das habe ich auch viel getan, so bis Ende der 80er als Straßenmusiker und dann habe ich irgendwann die Pogues gehört. Und aus diesem Eindruck haben wir uns ja als Spaßprojekt zusammengefunden, um mit akustischen Instrumenten Folk ala Pogues zu machen, der dann richtig abgeht. Und beim Newcomerfestival , also bei unserem ersten Auftritt, haben dann auch alle total abgetanzt. Diese Erfahrung, das mit akustischen Instrumenten und irischer Musik machen zu können, war prägend und saugeil. Ich zehre heute noch davon. Mein Statement! Danke sehr. Stefan: Es war ja am Anfang auch nie geplant, dass es so erfolgreich und groß wird. Es hat sich einfach so ergeben, wir haben uns zu Anfang auch nie aktiv um Konzerte gekümmert. Es lief irgendwann einfach und es kamen immer mehr Konzertanfragen rein, was eigentlich ganz untypisch ist. Dann hat sich alles so von selbst entwickelt und man hat natürlich gesagt, ok das macht uns Spaß, da setzen wir drauf, da machen wir weiter und dann ging es erst richtig los. Ein paar Jahre später hat man dann alles professioneller angepeilt, aber die ersten Jahre eigentlich gar nicht. Gibt es denn damals wie heute Bands, die euch beim Musikmachen inspirieren? Stefan: Inspirieren tut uns ganz viel Verschiedenes. Wir sind ja eh alles ganz unterschiedliche Typen und hören auch privat ganz unterschiedliche Musik. Und ich denke schon, dass gerade dadurch jeder seinen eigenen Part einbringt und sich dann alles zusammenfügt. Das schöne mit den Fiddler's ist ja auch, dass das Irische der rote Faden ist und das Spannende ist es, das mit anderen Musikstilen zu verbinden. Ich denke, da sind wir sehr offen und das macht uns auch aus. Das Spektrum ist einfach breit und innerhalb dieses gibt es für uns noch vieles auszuloten. Wir sind noch lange nicht am Ende. An dieser Stelle kommt meine geliebte Frage: Könnt ihr uns eine Band empfehlen, die man sich unbedingt einmal anhören sollte? Stefan: Ganz bestimmt, und zwar Bodh'aktan. Das ist eine Band aus Kanada, die gibt es noch nicht so lange. Saugeile Musiker und die haben uns nun für fünf Shows supportet. Leider sind sie heute nicht mehr dabei, sie sind nun zurück in Kanada. Aber die sind echt ein Brett, und ich denke, mit denen werden wir auch noch viele schöne Konzerte haben. Vielleicht auch mal nach Kanada fliegen und dort was machen. Wir hatten sie letztes Jahr auf unser Festival eingeladen und sind nun gute Freunde. Wo kommen die genau her? Stefan: Aus Quebec. Sie singen vorwiegend Französisch, was dem Ganzen nochmal eine andere Note verleiht. Und gibt es da sonst noch eine Band, mit der man gerne mal die Bühne teilen würde? Stefan: Da hat jeder von uns bestimmt jemand anderen im Kopf. Pat: Also mit den Pogues würde ich schon gerne nochmal auf der Bühne stehen (die gibt es ja irgendwie auch noch) und auftreten. FIDDLERS_GREEN_Pressefoto03_(c)CarstenBunnemannStefan: Mit Teilen der Pogues haben wir auch schon mal gespielt, was aber jetzt eher ein bisschen enttäuschend war, weil die heutzutage natürlich nicht mehr so sind, wie Ende der 80er, wie wir sie noch erlebt haben. Aber sie sind halt schon eine wegweisende Band, denn ohne sie würde es ja unsere Musikrichtung gar nicht geben. Aber sonst gibt es einfach viele geile Bands da draußen, jetzt auch gar nicht genremäßig auf irgendwas festgelegt, mit denen wir gerne mal zusammen musizieren würden. Aber teilweise haben wir das ja auch schon durch die ganzen Festivals. Wir haben ja schon mit den Toten Hosen über Gott weiß was gespielt und es macht einfach Spaß, Bands die live gut sind, zu sehen. Ihr seid ja gefühlt auch Support von jeder größeren Mittelalterband, die in Deutschland auf Tour ist. Vor In Extremo habt ihr gespielt, letztes Jahr wart ihr hier in Hannover Vorband von Schandmaul und vor dreieinhalb Jahren habt ihr im Capitol ein Doppelheadliner-Konzert mit Saltatio Mortis gegeben, welches ja damals in der Masse nicht so gut angekommen ist. Aber das lag einfach nur daran, dass die Fans im Vorfeld nicht verstanden hatten, dass beide Bands 90 Minuten spielen würden. Und als Saltatio Mortis dann erst gegen 23:10 Uhr angefangen haben, war es vielen einfach schon zu spät. Vor allem, da es ja auch noch eine Support Band gab. Stefan: Ja, das hatte der Veranstalter wohl schlecht kommuniziert Es war aber auf jeden Fall ein dickes Ding, zwei solche Bands mit vollen Sets sehen zu dürfen. Frank: Ja, das war sehr, sehr lang. Aber ich glaube, das war sogar eine bekannte Supportband oder? Woher waren die denn? Pat: Holland? Deutschland? Schweden? Schweden glaube ich. Stefan: Fjed? Frank: Ne. (Anmerkung des Verfassers: Habe es inzwischen nachgeguckt und doch, es waren Fjed) War aber auf jeden Fall geil. Stefan: Wir sind ja auch sehr kompatibel. Wir haben letztes Jahr auf dem Montreal Jazz Fest gespielt, wir haben in Wacken gespielt, wir haben auf dem Wave Gothik Treffen gespielt, wir haben auf einem Reggae Festival gespielt. Pat: Summer Breeze! Traffic Jam! Stefan: Wir sind eigentlich überall präsent. Pat: Es passt aber auch überall. Ja, ich denke auch. Durch die Mischung aus Rock und traditioneller Musik deckt ihr ziemlich viel ab. Und was sind nun die Ambitionen für die nächsten 25 Jahre? Pat: Viel Ausland! Wie gesagt Kanada, mal über den großen Teich, irgendwie mal Japan. Südamerika äh Südeuropa, ach komm Südamerika nehmen wir auch mit. Einfach weitermachen! Stefan: Mond und Mars! Südlicher Mond aber. Pat: Ja, da ist es wärmer. Stefan: Und Mond Hinterseite, denn da wirkt das Licht besser. Da verstecken sich aber doch die Nazis, oder? Stefan: Echt? Na dann wollen wir da doch nicht hin. So was ist gar nichts für uns. Von der Größe der Konzerte her ist die Tour ja teilweise auch recht unterschiedlich. Ins E-Werk in Köln passen gut 1.500 Leute, hier sind es heute weniger. Seid ihr damit zufrieden? Stefan: Ja, heute passen ja gut 1.000 Leute rein, in München hatten wir auch knapp 1.500 und das ist in etwa so unsere Größenordnung. Tobias: Wir haben ja 12 Konzerte auf der Tour und wir sind knapp am Tausenderschnitt. Und das ist schon so das, was Spaß macht und ist sowas wie unser kleines Ziel geworden. Gibt es denn Städte, wo die Konzerte besonders viel Spaß machen? Z.B. weil die Fans da besonders am Durchdrehen sind? Tobias: Hannover ist da natürlich an erster Stelle zu nennen! Stefan: Ne, ne Hannover ist echt toll. Auf der letzten Tour waren wir im Musikzentrum, welches ja etwas kleiner ist, und haben deswegen zwei Shows gemacht. Die zweite weiß ich nicht mehr so genau, aber die erste war recht fulminant. Das war schon echt super. Köln ist sonst immer sehr gut und München. Es gibt halt wirklich schon so Highlightstädte, da weiß man von Vornherein ja, das wird echt gut. Und heute wird‘s sowieso super. Pat: Torgau. Stefan: *lacht* Genau. Pat: Egal. Tobias: Affalter. Pat: Affalter ja klar doch. Stefan: Jo, Affalter ist cool. Ja, das war es dann auch schon, ihr müsst bedenken, ich muss das Ganze ja dann auch noch schreiben. Pat: Dankeschön. Mach dir mal keinen Stress wegen uns *lacht* Na dann mal ab zum Jägermeister und auf ein gutes Konzert anstoßen. (Band-Photo by Carsten Bunnemann)