(The End Records/ ADA Global) Die HINDER-Jungs haben das Sänger-Karussell angehalten und ein neues Album aufgenommen. Drei Sänger in drei Jahren wurden verschlissen. Man könnte den Titel der neuen Platte "When The Smoke Clears" also vielleicht als Ankündigung verstehen. Mal sehen, ob das der Multi-Platin Band aus Oklahoma gelingt, wenn am 08.05.2015 das neue Werk erscheint. Wem z.B. die aktuellsten Werke von Daughtry, Nickelback, 3 Doors Down, Puddle Of Mudd gefallen, der könnte bei der neuen HINDER fündig werden. Aber alle langjährigen Fans von HINDER seien gewarnt: Nicht überall wo HINDER drauf steht, ist auch HINDER drin! Austin Winkler („Der“ HINDER-Sänger) verließ 2013 die Band. Es ging, wie es sich für einen echten Rock´n´Roll Sänger gehört, in den Entzug. Leider bedeutete das auch sein Ende in der Band. Es folgte der Saving Abel-Sänger Jared Weeks. Zuvor hatte man noch versucht, zwei „American Idol“-Stars zu verpflichten. Moment, moment, moment! Bitte was? Ja! „American Idol“! Dann kam schon Nolan Neal. Der durfte ganze sechs Monate am Mikro stehen. Laut Band sowie nur ein Experiment. Zack raus. Nun denn. Es folgte jener Bursche, dem wir nun auf dem neuen Werk lauschen dürfen oder müssen: Marshal Dutton. Der hat seit "All American Nightmare" bei HINDER mitgemischt - im wahrsten Sinne des Wortes - sowie auch mitgeschrieben. So nun auch bei den leider aalglatten Songs der neuen Platte. Wir werden mit 'Rather Hate Than Hurt' abgeholt. Man könnte nach den letzten Alben von HINDER meinen, dass dies stiltypisch in einem alten Dodge, Chevy oder Mustang geschehen würde. Nun, nach ein paar Sekunden wissen wir, dass es ein frisch polierter Mietwagen ist, welcher einen American Eagle-Aufkleber auf der Haube hat, sowie eine kleine Südstaaten-Flagge auf der Heckablage. Irgendwie riecht hier irgendwas schwer nach Betrug. Der Mid-Tempo Rocker macht nun seinen Job. Es passiert nicht viel, es ist ein solider Rocksong. Nicht mehr. Aber weniger. Auch der erzwungene New-Metal Part kurz vorm Solo rettet ihn nicht. Allright, ist das die neue Marschrichtung? Das Radio des Mietwagens spielt nun 'Hit The Ground', die erste Single-Auskopplung des Albums. Was mir direkt wieder in den Sinn kommt: Solide. Mehr nicht. Aber weniger. Es ist ein Song, der in den Massen der guten Rocksongs dieser Tage untergeht. Er ist überproduziert. Glatt. Hat keine Kanten. Es riecht nicht nach Rock and Roll. Im Radio würde man wahrscheinlich einen anderen Sender einstellen. Nicht ich, ich bin neugierig, ob noch jemand das Steuer rum reißt. In 'Wasted Life' heißt es nun irgendwann „same shit every day“. Ich beginne das langsam auch zu glauben. Aber, die Hoffnung stirbt zuletzt. Als 'If Only For Tonight' ertönt, werde ich vorerst beruhigt. Eine balladesque Nummer. Poppig. Groß. Melodien können HINDER ja, keine Frage! Dieser Song zeigt diese Stärke auch eindrucksvoll. Wäre eine gute Single gewesen. Ein stimmiges Video dazu und ab dafür. Ja, ich geb's zu. Mit Melodien kriegt man mich immer wieder. Aber noch ist die Platte nicht zu Ende. Und jäh sind wir wieder im nach Vanille-Duftbaum stinkenden Mietwagen. Es erschallt 'Intoxicated', das steht zwar nicht auf dem Duftbaum, aber meine Ohren fühlen sich bei diesem gezwungen bösen Song schwer danach. Es klingt, als wollten HINDER hier wieder was gut machen. Nur geht's leider schief. Die Stimme, und das fehlt nun mittlerweile unangenehm auf, ist so quäkig, da fehlen einfach 1.000.000 Kippen & Jack. Das Gitarrenriff welches klingt, als wäre es aus Garageband von Apple geklaut, tut sein übriges zu diesem Absturz. Aber nein, HINDER sind noch nicht 'Dead To Me', wie der Name des folgenden Songs. Aber wenn sie so weiter machen (wieder ne solide Mid-Tempo Nummer), sind sie es bald. Sie retten sich mit 'Foolish Eyes', einem Gute-Laune Song mit Klavier-Unterstützung, College-Rock-Attitüde (und Anwärter auf einen Platz auf einem American Pie-Soundtrack), in die nächste Runde. Es folgen ein weiterer belangloser, solider Rocker sowie ein weiterer poppiger, großer Song. In 'Letting Me Go' fragt der Mann am Mikro, dessen Namen ich schon wieder vergessen habe: „Tell me why I´m holding on?“. Ich frage mich das auch, beantworte es aber mit eben diesem Song und einer Hoffnung, welche ich am Ende der Rezi verkünde. Hinder-NewBandAh, wir stehen kurz vor der Rückgabe des Mietwagens. Die Lautsprecher geben den letzten Song des Albums von sich. 'I Need Another Drink' will noch mal auf diesen guten Abend in einer Bar anspielen. Er soll wohl Rock and Roll, Kanten, Dirtyness und so vieles mehr transportieren. Das Einzige, was da aber klappt ist, dass ich zustimme. Nach diesem Album braucht man aber viele „another“ Drinks. Es gibt einfach keine Überraschungen auf  "When The Smoke Clears". Ein Mehr an Schmutz wäre wünschenswert gewesen. Das mag aber einfach an diesem Studio-Rocker liegen, der nun am Mic steht. Seine Stimme kann das leisten. Das Album könnte auf einer Rock Party dennoch gut laufen. Es tut ja keinem weh. Jeder findet vielleicht was für sich. Ob einer fragen würde, was da läuft? Ich weiß nicht! Auf jeden Fall würden keine Becher fliegen, aber ob das bei einer Rockband ein Kompliment ist? Es bleibt zu sagen: Die Stimme von Austin Winkler war für diese Band nicht zu ersetzen. Oder jedenfalls nicht so. Schade. Sehr schade. Eine Qualität einer "Take It To The Limit" oder "Extreme Behaviour" wird die Band wahrscheinlich nicht mehr erreichen. Der Schausteller sollte das Karussell wieder anschmeißen. Die Hoffnung, dass sich der Rauch verzieht, war ein ganzes Album lang da. Ich schaue nach Rückgabe des Mietwagens die Straße hinter der Vermietung entlang. Sie ist gefüllt mit dichten Rauchschwaden. Was ist das am Ende der Straße? Ich sehe Umrisse. Umrisse einer männlichen Person? Ich ertappe mich dabei, wie ich hoffe, dass diese Umrisse die von Austin Winkler sind. Plötzlich sind die Umrisse verschwunden. Die Hoffnung bleibt. Sie stirbt zuletzt. Schausteller, schmeiß das Karussell wieder an... Album-VÖ: 08.05.2015 (Photo courtesy of The End Records)