(Reclamation/Ipecac/Pias/Rough Trade)
Ich weiß noch, wie verwirrt und gleichzeitig wahnsinnig beeindruckt ich war, als ich
FAITH NO MORE 1997 im zarten Alter von 18 Jahren beim
Bizarre Festival in
Köln zum ersten und, aufgrund der Auflösung zwei Jahre später, auch leider bisher zum letzten Mal gesehen habe und anschließend sogar ein Autogramm des Drummers
Mike Bordin ergattern konnte. Damals war mein CD-Regal eigentlich nahezu ausschließlich gefüllt mit flutschigem California Punk Rock und ich hatte eher weniger am Hut mit Metal und diesem sogenannten Crossover, der in den 90ern das neue große Ding war. Hab ich eh nicht wirklich verstanden - plötzlich wurden alle möglichen Bands in einen Topf geworfen - 'die machen halt so Crossover-Zeug'...
Wieder zu Hause angekommen, hab ich mich dann mal an der CD-Sammlung meiner Schwester bedient und mich durch die
FAITH NO MORE-Diskographie gehört. Vor allem Songs wie
'Diggin The Grave',
'Midlife Crisis',
'Be Aggressive' und natürlich der Über-Cover-Hit
'Easy' haben damals bleibenden Eindruck hinterlassen.
Nun also erscheint nach der Auflösung der Band 1999, der Reunion zehn Jahre später und einer ersten Single
'Motherfucker' vor ca. sechs Monaten am 15. Mai (endlich) das neue Album
"Sol Invictus".
Von den einschlägigen Printmagazinen bereits über alle Maßen als 'Rückkehr des Jahres' gelobt und hochentzückt 'Überalbum' getauft, zünden die 40 Minuten in meinem Gehör zunächst nur bedingt, ist
'Motherfucker' oberflächlich betrachtet DER Hit auf dem Album. Ich zwinge mich aber und höre mir die Platte noch mal und noch mal an. Und schließlich flüstert, beißt, kreischt und predigt sich
Mr. 'ich-kann-in-gefühlten-20-Tonlagen-singen' Patton zusammen mit seinen arsch-tighten Mitmusikern mit Songs wie dem Kracher
'Superhero', dem düsteren
'Seperation Anxiety' oder dem, im Vergleich zum Rest der Platte, fast schon sanft anmutenden Western-Song
'From The Dead' dann doch noch sowohl ins Gehör als auch ins Gedächtnis. Und das durchaus nachdrücklich. Ich komme zu folgender Überzeugung:
FAITH NO MORE kann man nicht eben mal so easy im Hintergrund laufen lassen, da muss man sich schon mit beschäftigen. Hätte ich mir ja auch eigentlich von Anfang an denken können. 🙂
Mike Patton und seine Mitstreiter
Jon Hudson (Gitarre),
Billy Gould (Bass),
Mike Bordin (Schlagzeug) und
Roddy Bottum (Keyboards) lassen sich nach wie vor nicht in eine Schublade stecken, bedienen sich der unterschiedlichsten Stile und mischen dabei Rock- und Metal- und Punk- und Jazz- und was-weiß-ich-was-für Elemente auf so gekonnte Art, dass es - wenn man sich darauf einlässt - das reinste Vergnügen ist. Damit gelingt
FAITH NO MORE mit
"Sol Invictus" das, woran schon so manch andere, wiedervereinte Band gescheitert ist: Eine Platte, mit der man, fast 20 Jahre nach der letzten Veröffentlichung, geradezu nahtlos und ohne Qualitäts- oder Kredibilitätsverlust an Werke wie
'Album Of The Year' oder
'King For A Day... Fool For A Lifetime' anknüpft. Mal sehen, wie die Herren live abliefern auf den diesjährigen Festival- und Soloshows:
29. Mai - Rock im Revier, Gelsenkirchen
31. Mai - Rockavaira, München
06. Juni - Zitadelle, Spandau
23. Juni - Sporthalle, Hamburg
Diskographie
FAITH NO MORE
1985 We Care A Lot
1987 Introduce Yourself
1989 The Real Thing
1992 Angel Dust
1995 King for a Day... Foll for a Lifetime
1997 Album of the Year
Album-VÖ: 15.05.2015
(Photo by Dustin Rabin Photography)